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Carola Zarth ist seit 2019 Präsidentin der Handwerkskammer und schreibt im Wechsel die Kolumne „In der Lobby“.

© Bearbeitung: Tagesspiegel/Marie Staggat

Billig gebaut, teuer entsorgt: So verhindern wir zusammen Schwarzarbeit

Schwarzarbeit gefährdet nicht nur ordentlich arbeitende Firmen. Wer Handwerker schwarz bezahlt, riskiert im schlimmsten Fall Baupfusch. So darf es nicht weitergehen, findet unsere Kolumnistin.

Carola  Zarth
Eine Kolumne von Carola Zarth

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Wenn man durch Berlin fährt oder geht, sieht man sie fast überall: Schutthalden mit alten Waschbecken, kaputten Fliesen, Altholz und Farbeimern – abgeladen im Park, im Hinterhof oder mitten in der Stadt.

Diese illegalen Müllberge sind Teil des hässlichen Gesichts der Schwarzarbeit. Wer ohne reguläre Ausübungsberechtigung im Handwerk arbeitet, fährt den Bauschutt selten zum Recyclinghof. Er wird lieber schnell und billig im öffentlichen Raum entsorgt. Zurück bleiben Dreck, der unsere Stadtnatur zerstört und Kosten für uns alle verursacht.

Schwarzarbeit ist mehr als ein Kavaliersdelikt. Sie ist ein trojanisches Pferd: Von außen wirkt das Angebot billig und harmlos, innen stecken Pfusch, Sozialbetrug und Umweltfrevel. Und nicht nur das. Wer solche „Dienste“ bucht, läuft Gefahr, minderwertige Materialien und Arbeit ohne Sicherheitsstandards zu erhalten – und im Zweifel eine Baustelle, die schon bald wieder bröckelt.

Am Ende heißt es dann: Das „Handwerk“ habe gepfuscht. Dabei sind es nicht die echten in der Handwerksrolle eingetragenen Betriebe, die solche Spuren hinterlassen – sondern echte Scharlatane.

Einfach bei der Kammer fragen

Für ehrliche Handwerkerinnen und Handwerker ist das doppelt bitter: Sie bilden aus, zahlen Steuern, halten Normen ein. Gegen die „schwarzen Preise“ der Illegalen können sie kaum ankommen. Eine Wettbewerbsverzerrung ist vorprogrammiert.

Und es gibt noch eine menschliche Tragödie: Wer Schwarzarbeit ausführt, landet oft selbst auf der Schattenseite: ohne Vertrag und arbeitsrechtliche Grundlagen und vor allem ohne Anmeldung durch den Arbeitgebenden bei den Sozialsystemen wie Krankenversicherung oder Rente. Viele werden schlecht, verspätet oder gar nicht bezahlt.

Junge Leute beispielsweise, die so starten, verspielen ihre Chancen auf eine echte Karriere. Denn nur ein verantwortungsvoller Ausbildungsbetrieb kann ihnen die Tür zu einer qualitativ hochwertigen Gesellenausbildung öffnen und später vielleicht sogar zur Meisterprüfung hinführen.

Darum ist eines klar: Wir dürfen Schwarzarbeit nicht dulden. Politik, Verwaltung und Berlinerinnen und Berliner – wir alle müssen an einem Strang ziehen. Wer Zweifel hat und prüfen lassen möchte, ob ein Betriebseintrag in der Handwerksrolle vorliegt, kann Auskunft bei der Handwerkskammer Berlin erhalten.

Für Meldung von Schwarzarbeit ist die „Zentrale Stelle Bekämpfung Schwarzarbeit Berlin“ zuständig, die ein Online-Formular bereitstellt. Handwerk ist Fundament, nicht Flickwerk. Wer echte Qualität will, entscheidet sich für echte Betriebe und nicht für die Schattenseite. Alles andere hinterlässt nur Unrat – in unseren Straßen und in unserer Gesellschaft.

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