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Defence-Firma gewinnt Berlinpreis für Wirtschaft: „Rüstung ist salonfähig geworden“
Dieses Jahr ist das Spektrum der Preisträger besonders groß. Neben bekannten Unternehmen wie dem Kita-Träger Klax und dem Porzellanhersteller KPM überzeugt ein Hersteller von militärischen Drohnen die Jury.
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Gerechnet habe er nicht damit, ausgezeichnet zu werden, sonst wäre er im Anzug gekommen, sagte Stark-Defence-Vorstand Johannes Schaback am Montagabend beim Betreten der Bühne im Tagesspiegel-Verlagshaus. In Berlin eine Rüstungsfirma zu gründen sei „sehr, sehr, sehr schwierig“. Umso mehr freute sich Schaback über die Anerkennung als „Newcomer des Jahres“, eine von drei Kategorien des diesjährigen „Berlinpreises für Wirtschaft“. Der Preis wird jedes Jahr vom Verein Made in Berlin und vielen Partnern aus der Wirtschaft verliehen, darunter ist der Tagesspiegel.
Die Laudatio auf Stark Defence und seine inzwischen 200 Mitarbeiter, die vor allem in Berlin und München arbeiten, hielt Martin C. Wolff vom Beratungsunternehmen Kritis & Cyber. „Innerhalb eines Jahres hat Stark es geschafft, Marktführer zu werden.“ Das Unternehmen produziert Kampfdrohnen für die ukrainische Armee und ist inzwischen auch mit verschiedenen Nato-Staaten im Gespräch.

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Wolff brachte die Arbeit von Stark mit dem Anschlag auf die Energieversorgung des Technologieparks Adlershof vor wenigen Wochen in Verbindung. Freiheit und Demokratie müssten verteidigt werden. „Wir leben in einer Zeit des Angriffsfriedens. Dafür brauchen wir Waffen. Ohne gute Waffen sind unsere guten Gesetze ohnmächtig.“
Was Schaback mit den schwierigen Bedingungen in Berlin meinte, sind Bedrohungen durch russische Spione, aber auch aus der linksextremen Szene Berlins, die gegen die geforderte „Kriegstüchtigkeit“ von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mobilisiert. Um sich und seine Mitarbeiter zu schützen, hält Stark die Adresse seines Unternehmens geheim.

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Auch der öffentliche Auftritt im Tagesspiegel-Haus ist für ihn eine wohlüberlegte Gratwanderung. Verzichten wollte er nicht darauf: „Es ist eine wahnsinnige Ehre, hier sein zu dürfen.“ Es geht ihm auch um gesellschaftliche Anerkennung für die Arbeit von Rüstungsfirmen in Deutschland. „Wir sind salonfähig geworden“, sagte er nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung.
Klax und KPM werden in den anderen Kategorien gewürdigt
Geehrt wurden auch zwei weithin bekannte Player in der Berliner Gesellschaft: Die Königlich-Preußische Porzellanmanufaktur KPM und das Bildungsunternehmen Klax.
KPM und ihr Eigentümer Jörg Woltmann erhielten den Sonderpreis der Jury und eine sehr emotionale, teils poetische Würdigung durch Claudia Dujardin vom Berliner Unternehmen Cosy Wasch Autoservice Betriebe. KPM sei ein „wahrhaftes Juwel Berlins“, das „schlagende Herz Berlins aus Porzellan“ und Jörg Woltmann ihr Retter. Er habe das „weiße Gold wieder zum Leuchten gebracht“.

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Woltmann hatte KPM 2006 gekauft und wieder in Schwung gebracht. Die 170 Mitarbeitwer erzielten inzwischen wieder einen „beachtlich wachsenden Umsatz“.
Den Preis in der Kategorie „Unternehmerischer Erfolg“ erhielt das Bildungsunternehmen Klax, das mit 900 Mitarbeitern Kitas, Schulen und eine Berufsakademie betreibt. Das Anfang der 1990er Jahre zunächst als Malschule gegründete Unternehmen hat inzwischen Filialen in Dänemark und Schweden.
Klax habe sich unter der Leitung von Gründerin Antje Bostelmann immer wieder gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst und seine Pädagogik weiterentwickelt, lobte Ibrahim Büyüksahin von der Berliner Sparkasse.
Bostelmann freute sich über den Preis, weil Klax als Akteur zwischen den Sphären von Wirtschaft und Sozialwesen oft übersehen werde. Sie plädierte dafür, Kinder häufiger in Projekten lernen zu lassen als in starren Unterrichts-Situationen.
Berliner Wirtschaft erneut gewachsen
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), frisch aus Japan zurückgekehrt, gab als Ehrengast der Preisverleihung schon mal bekannt, dass die Berliner Wirtschaft erneut gegen den Bundestrend gewachsen sei, dass die Gastronomie ein neues Landesgaststättengesetz erhalten soll, und dass eine Expo 2035 für Berlin ein lohnendes Ziel sei, allerdings: „Sowas geht nur, wenn alle mitmachen“. Und das sei bekanntlich nicht so einfach in dieser Stadt.

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Der Initiator des Preises, Joachim Spitzley von Made in Berlin, würdigte auf der einen Seite die angelaufene Verwaltungsreform, ohne die die geforderte Digitalisierung der Stadt gar nicht möglich sei. Andererseits kritisierte er auch das Vergabegesetz des Landes, das dringend entschlackt werden müsse.
Und Giffey hatte auch darauf eine Antwort. Das Vergaberecht werde gerade überarbeitet und demnächst neu aufgestellt.
Florian Seyfert, Volkswirt der Berliner Sparkasse, präsentierte eine aktuelle Umfrage unter Berlins Unternehmern. Darin wurde deutlich, dass die Lage des eigenen Unternehmens als ganz ordentlich eingeschätzt wird, die Stimmung in der Wirtschaft insgesamt aber als eher negativ.
Auch das konnte Giffey bestätigen. Bei ihren Gesprächen mit Bürgern laufe es meist ähnlich ab. Erstmal beschwerten sie sich über viele Dinge, dann frage sie: „Und wie geht’s Ihnen persönlich? - Ach, ganz gut.“
Der Berlinpreis der Wirtschaft wird vom Verein Made in Berlin verliehen. Der Tagesspiegel ist Medien- und Eventpartner. Partner des Preises sind außerdem COSY-WASCH Autoservice Betriebe GmbH, Berliner Sparkasse, Bito AG, KRITIS & cyber Beratungsgesellschaft mbH und der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI).
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