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Deutliches Plus bei den Passagieren: Gutes Jahr für den BER – 2025 könnte schlechter werden
Flughafen-Chefin Aletta von Massenbach macht sich vor allem wegen der Billigfluglinie Ryanair Sorgen. Der irische Carrier hatte angekündigt, ein Fünftel seiner Kapazitäten zu streichen.
Stand:
Berlin ist besser als der Durchschnitt, dieser Spruch erweist sich auch beim Berlin-Brandenburger Flughafen als zutreffend. Um knapp zehn Prozent steigen die Passagierzahlen voraussichtlich in diesem Jahr, bilanzierte die BER-Chefin Aletta von Massenbach am Dienstag.
Gerechnet wird mit 25,3 Millionen Passagieren, rund 2,2 Millionen mehr als 2023, damit übertrifft der BER seine Erwartungen. 2023 stiegen die Passagierzahlen zwar noch um 16 Prozent, aber das war auch der Erholung nach dem Schock über den Ukraine-Krieg zu verdanken.
Im Vergleich zu den meisten anderen deutschen Flughäfen steht der BER besser da. Bezogen auf die angebotenen Sitzplätze in den Fliegern wuchs der BER um 10,6 Prozent, der Flughafen München um 11,5 Prozent, Frankfurt am Main aber nur um 3,7 Prozent und Düsseldorf um 3,3 Prozent.
Steigend sind vor allem die innereuropäischen Flüge, während der innerdeutsche Flugverkehr stagniert. Von Massenbach würde gerne den Anteil der interkontinentalen Flüge erhöhen, der hatte 2024 einen Anteil von 1,8 Millionen Passagieren, immerhin sechs Prozent mehr als 2023.
Die wichtigste Fluglinie am BER ist Ryanair mit einem Anteil am Passagieraufkommen von 20,4 Prozent. Die Lufthansa Group hatte 2024 zwar einen Anteil von 22,6 Prozent, aber zum Konzern gehören auch diverse Töchter wie Swiss, Austrian Airlines oder Eurowings.
Ryanair will 2025 Flugverbindungen streichen
Ryanair ist am BER in diesem Jahr um 19 Prozent gewachsen, hat allerdings angekündigt, seine Kapazitäten im kommenden Jahr in der gleichen Größenordnung zu reduzieren. „Ich würde das nicht als Säbelrasseln bezeichnen“, erklärte von Massenbach, „wir nehmen das extrem ernst“.
Ryanair-Chef Michael O‘Leary kritisiert seit Jahren die hohen Abgaben und Steuern für den Luftverkehr in Deutschland und hatte die Ampel-Koalition zuletzt als „Regierung voller Idioten“ bezeichnet.

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Von Massenbach findet, dass O’Leary von den Fakten her recht hat, Mit Schautafeln bekräftigt sie die Ausnahmestellung Deutschlands im internationalen Verkehr. Während der Flugverkehr weltweit wachse, sei in Deutschland erst 80 Prozent der Vor-Corona-Kapazität erreicht. In Europa stünden nur Finnland, Schweden und Slowenien noch schlechter da.
Besonders Langstreckenflüge würden unverhältnismäßig hoch belastet. Die Flughäfen in Prag und Kopenhagen hätten erheblich günstigere Rahmenbedingungen.
Die Standortkosten in Deutschland sind zu hoch. Ostdeutschland verliert an Konnektivität, Anbindung an die Welt. Das finden wir falsch.
Aletta von Massenbach, BER-Geschäftsführerin
Ryanair müsse heute rund fünf Euro mehr pro Passagier an Flughafenentgelten bezahlen als früher in Schönefeld-Alt. „Andere Fluglinien schmerzt das auch. Die Standortkosten in Deutschland sind zu hoch.“ Durch diese Schieflage verliere gerade Ostdeutschland „an Konnektivität, Anbindung an die Welt, das finden wir falsch“.
Der BER brauche eine ausländische Fluggesellschaft, die unabhängig vom Lufthansa-Verbund „Star Alliance“ Langstrecken anbietet. Dazu müsste es aber attraktive Zubringer-Verbindungen geben, denn der Berliner Markt alleine könne eine solche Verbindung nicht tragen.
Die Lufthansa konzentriert sich auf Frankfurt am Main und München. Am BER war die Lufthansa Group 2024 nur um 3,4 Prozent gewachsen.
Das Problem der Gepäckabfertigung habe man inzwischen besser in den Griff bekommen, sagte von Massenbach. Im Mai und Juni war die Abfertigung bei rund 13 Prozent der ankommenden Flüge verzögert, dauerte also zwischen einer halben und anderthalb Stunden länger.
Im zweiten Halbjahr entspannte sich die Situation nach Angaben des BER deutlich. Die „schnelle Eingreiftruppe“, die der Flughafen bereithält, um Personalengpässen bei der Abfertigung zu begegnen, habe 2024 437 Einsätze absolviert. Sobald sich eine Unregelmäßigkeit bei der Abfertigung eines Flugzeugs ergebe, werde die Truppe automatisch alarmiert.
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