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Die deutsche Hauptstadt ist ein Zentrum für Finanzunternehmen, die digitale Produkte entwickeln.

© James Thew - stock.adobe.com

Ein Jahr House of Finance and Tech: Experten messen das „finanzielle Wohlergehen“ der Berliner

Seit einem Jahr hat Berlin das House of Finance and Tech. Am Freitag wurde gemeinsam mit Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey Bilanz gezogen – und ein spezieller Index vorgestellt.

Von Luis Brückner

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Das House of Finance and Tech (HoFT), so die Idee vor einem Jahr, soll Berlins Stellung in der Finanz-Technologiebranche, kurz Fintech, sichern und ausbauen. Entstanden ist daraus ein Hub in Kreuzberg, der Start-ups aus dem Finanzbereich zum Durchbruch verhelfen und das Wissen der Branche bündeln will. Für Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) geht es darum, „mit technologischen Mittel die finanzielle Situation der Menschen zu verbessern“. Zum Jubiläum hat House of Finance and Tech analysiert, wie gut es den Berlinern mit ihren Finanzen geht.

„Frankfurt ist der Bankenstandort, das mag auch stimmen. Im Fintechbereich sind wir vorne“, sagt Giffey bei ihrer Jubiläumsrede. 189 Fintechs gebe es aktuell in Berlin, 20-30 kämen pro Jahr dazu – schon jetzt hat die Branche damit 12.300 Beschäftigte. Und auch die bekannten Namen kämen fast alle aus Berlin: vier der fünf Unternehmen, mit einer Bewertung von über einer Milliarde Euro, stammen aus der Hauptstadt, etwa die Bank N26, der Steuerassistent Taxfix oder der Neobroker Trade Republik.

189
Fintech-Unternehmen gibt es aktuell in Berlin – mehr als München, Frankfurt, Hamburg und Köln zusammen

Aber „am Ende werden wir als Gesellschaft und Wirtschaft nur erfolgreich sein, wenn alle am Wohlstand teilhaben“, sagt die Wirtschaftssenatorin. Damit ist der Auftrag des HoFT ganz gut umrissen.

In die Gesellschaft wirken

Sechs Mitarbeiter sind im HoFT aktuell beschäftigt, finanziert wird es in einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen dem Land Berlin und einem Förderverein mit bekannten Namen aus der Privatwirtschaft, etwa die Berliner Volksbank, die Deutsche Bank oder Visa.

Sebastian Schäfer ist der Geschäftsführer des House of Finance and Tech (HoFT) in Berlin-Kreuzberg.

© HoFT.Berlin

„Ein Ökosystem aufzubauen, ist ein Marathon“, sagt Geschäftsführer Sebastian Schäfer. Mittlerweile sind jedoch schon 50 Mitglieder im Förderverein. Es bilden sich zudem erste Partnerschaften, etwa zwischen der Investment-Lernplattform Beatvest und der Berliner Volksbank, die Netzwerkidee scheint zu gelingen.

Nach einer Anschubfinanzierung in Höhe von insgesamt 3,5 Millionen Euro vom Land Berlin, soll sich das Projekt nun selbst tragen, und „eine Wirkung erzeugen, die in die Gesellschaft Berlins hineinwirkt“, wünscht sich Giffey. Deshalb helfe der Fintech-Hub nicht nur bei Wachstum und Vernetzung, sondern entwickle mit einem neuen Index auch ein Werkzeug, das die Teilhabe messe. Es geht um „die Demokratisierung des Zugangs zu Finanzdienstleistungen“.

Wie gut geht es Berlinern mit ihrem Geld?

In einer neuen Studie hat das HoFT nun gemeinsam mit der Wirtschaftsberatung Roland Berger und der Münchner Financial Health Initiative ein amerikanisches Verfahren erstmals auf Berlin angewendet, das ermitteln soll, wie gut es Berlinern mit ihrer finanziellen Lage geht.

Gefragt wird etwa, ob man das Gefühl habe, die eigene finanzielle Situation bestimme über das Leben. Am Ende gibt es eine Zahl auf einer Skala von null bis 100, ein Wert für das „finanzielle Wohlergehen“.

Zwischen Ökonomie und Wohlbefinden: Kann der emotionales Ansatz die Beratungsqualität verbessern?

© Luis Brückner

Herausgekommen ist für Berlin ein Wert von 52,6 und damit in der Kategorie Mittel bis Hoch, was auch in etwa dem bundesdeutschen Schnitt entspricht, wie Schäfer sagt.

Auffällig seien jedoch zwei Dinge: Frauen sorgten sich signifikant häufiger, dass ihr Erspartes nicht ausreicht, als Männer. Und Selbstständige geben besonders häufig an, sich nicht oder nur unzureichend finanziell abzusichern.

„Das Ziel ist jetzt, nach dem ersten Schritt der Erhebung, Richtung Standardsetzung zu gehen“, man wolle an die Unternehmen –  ob etablierte Banken oder Fintech-Start-ups – herantreten und es ihnen ermöglichen, passgenauer und vor allem an der finanziellen Gesundheit orientiert, die Bedürfnisse der Kunden zu adressieren. Auch gehe es darum, was Arbeitgeber tun können.

In der anschließenden Podiumsdiskussion zwischen Vertretern aus der Branche kommt das gut an. Martina Palte von der Berliner Volksbank sagt: „Die rein schulische Bildung führt nicht dazu, dass man dann auch was tut – was können wir tun als Bank, die Brücke zu schlagen von Wissen zu handeln?“. Dafür sein es wichtig, das subjektive Empfinden besser zu verstehen.

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