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Elf Tonnen Obstsalat: Berliner Fruchthof plant Weltrekord mit Riesen-Obstsalat
Der Großmarkt an der Beusselstraße schaut auf eine erfolgreiche Nachkriegs-Geschichte. Im September gibt es einen großen Jubiläums-Wochenmarkt.
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Wochenmärkte sind in einer Dauerkrise, und selbst die Großmärkte für die Versorgung mit frischem Obst und Gemüse haben in einigen größeren Städten Deutschlands schon aufgegeben. Da braucht es Zuversicht und Selbstvertrauen, seinen 75. Geburtstag ausgiebig zu feiern.
Der Fruchthof Berlin, eine eingetragene Genossenschaft von Händlern und zugleich größter Umschlagplatz für Frischwaren in der Stadt, möchte mindestens nochmal so alt werden. Deshalb laden die Händler alle Berliner am 15. September ein, sich mal vor Ort umzuschauen.
Damit sie nicht mit leeren Händen wieder gehen, soll es einen großen Jubiläumswochenmarkt auf dem Fruchthofgelände am Großmarkt Beusselstraße geben.
Am selben Tag soll mithilfe von 300 Freiwilligen der weltgrößte Obstsalat hergestellt werden. Aus London wird ein Notar der „Guinness World Records“-Organisation anreisen und prüfen, ob der Obstsalat das nötige Gewicht hat, um den bisherigen Rekord zu brechen. Der Fruchthof peilt ein Salatgewicht von mindestens 10.750 Kilogramm an. Der bisherige Rekord liegt bei 10.320 Kilo.

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Die Geburt des Fruchthofs fällt auf den 13. September 1949, als sich 13 Händler in West-Berlin auf Anregung des Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter zu einer Genossenschaft zusammenschlossen, um einen eigenständigen Großmarkt zu schaffen.
Der Grund war simpel: Die zentralen Markthallen Berlins lagen am Alexanderplatz und waren für die Händler aus dem Westen nur noch schwer zugänglich.
In den ersten Jahren fanden die Händler Unterschlupf in den Hallen der ehemaligen Askania-Werke in Mariendorf, doch der neue Großmarkt wuchs schnell aus den angebotenen Dimensionen heraus. Ein neues Gelände fand sich an der Beusselstraße, diesmal auf städtischen Grund und Boden.
1965 wurde umgezogen. Bis heute ist die Genossenschaft mit derzeit 27 Mitgliedern der größte Einzelmieter der landeseigenen Großmarkt-Gesellschaft.
Insgesamt nutzen 100 Händler mit rund 2000 Mitarbeitern den Fruchthof als Umschlagplatz für ihre Waren. Jeden Morgen ab vier Uhr kommen Einzelhändler, Restaurantbetreiber, Mitarbeiter von Mensen oder Klinikküchen in den Fruchthof, um sich mit frischem Obst und Gemüse einzudecken.
Nach eigenen Angaben versorgt der Fruchthof indirekt sechs Millionen Menschen mit Frischwaren in Berlin und Umgebung, neben Obst und Gemüse gibt es auch Kräuter und Feinkost, Molkereiprodukte und Pflanzenöle.

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220.000 Tonnen werden pro Jahr in drei Hallen umgeschlagen. Große Supermarktketten gehören nicht zur regelmäßigen Kundschaft, die haben ihre eigene Lager- und Lieferlogistik.
Die Idee, einen neuen modernen Fruchthof in Berlin zu bauen, auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel, hat die Fruchthof-Genossenschaft inzwischen beiseite gelegt, wie Vorstandssprecher Nils Doerwald erklärt. „Wir sind mit dem Senat übereingekommen, dieses Grundstück weiterzuentwickeln.“ Dann werde man eben nicht den modernsten Großmarkt in Europa haben, aber einen funktionierenden Standort, der bei laufendem Betrieb sukzessive saniert wird.
Die Hallen sind voll vermietet, es gibt auch eine Warteliste mit Interessenten, allerdings ist sie laut Doerwald nicht lang. „Es gibt nur wenig Fluktuation. Wir haben meist nur eine Veränderung im Jahr.“
Das Wohl des Fruchthofs hängt an den vielen Obsthändlern und selbstständigen Supermarktbetreibern, die es in Berlin noch gibt. Hinzu kommen knapp 100 Wochenmärkte, aber deren Bestand sei weiter unter Druck, wie Nikolaus Fink von „diemarktplaner“ erklärt, vor allem wegen der gestiegenen Preise. Finks Unternehmen betreibt zwölf Wochenmärkte in der Stadt.
Rekordversuch steht noch auf wackeligen Füßen
Fink will den Jubiläumsmarkt für den Fruchthof ausrichten, was gar nicht einfach sei, weil es in Berlin an mobilen Obsthändlern mangele, wie er sagt. Auch Fleisch- und Blumenhändler ließen sich nicht so einfach für einen weiteren Wochenmarkt mobilisieren, auch wenn dieser Markt Eventcharakter haben soll, mit Bühnenprogramm und dem Obstsalat-Rekordversuch. „Wir rechnen mit 5000 Besuchern.“
Der Rekordversuch steht noch auf wackeligen Füßen. Der Fruchthof sucht Kooperationspartner, die den Obstsalat nach der notariellen Abnahme zu haltbaren Brotaufstrichen, Speiseeis, Fruchtsäften, Obsttorten et cetera weiterverarbeiten. Die Endprodukte sollen dann von der Berliner Tafel an ihre Kundschaft weitergereicht werden.
Schon allein die Mega-Salatschüssel, die stark an einen Container erinnern wird, ist eine logistische Herausforderung. Der Behälter muss über viele Stunden gekühlt werden und den gesetzlichen Hygieneanforderungen entsprechen.
Der Eis-Hersteller Florida-Eis würde gerne mitmachen, muss das Projekt aber noch prüfen, weil ein Obstgemisch als Eisgrundlage doch gewöhnungsbedürftig sei, wie eine Sprecherin erklärte. Wer Lust und Zeit hat, große Salatmengen zu verarbeiten, möge sich also beim Berliner Fruchthof melden.
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