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Hausschlachtung statt Transport: Pläne für ein weiteres Schlachthaus in Brandenburg sind gescheitert
Die märkischen Landwirte müssen mit ihren Tieren weite Wege zum Schlachthof in Kauf nehmen. Unter gewissen Voraussetzungen darf aber auch im Zuchtbetrieb geschlachtet werden.
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Fragt man die Bauern in Brandenburg, wo sie ihre Tiere schlachten lassen, wird zumeist Perleberg genannt. Tierhalter mit nur wenig Schlachtungen im Jahr kommen auch schon mal beim Metzger in der Nachbarschaft unter. Doch für viele Tiere heißt es am Ende ihres Lebens, rein in den Viehtransporter und ab in Richtung Prignitz. Das könnte sich demnächst ändern.
Um die Transportwege zu verkürzen, plant man in Brandenburg ein weiteres Schlachthaus. Doch daraus wird erstmal nichts, wie Sebastian Kühn, Geschäftsführer der Eberswalder Wurst GmbH kürzlich im Wirtschaftsausschuss des Landes sagte. Am Ende habe einer Initiativgruppe aus Landwirten und verarbeitenden Betrieben die Expertise gefehlt. Dann halbierte sich auch noch die Förderquote. „Damit war das Thema dann nicht mehr leistbar“, sagte Kühn und fügt abschließend hinzu: „Der Wille war da.“
Schlachten im Haltungsbetrieb unter Voraussetzungen
Also weiter nach Perleberg? Nicht unbedingt. Seit dem letzten Jahr dürfen Rinder, Schweine und Einhufer, also Pferde und Esel, direkt im landwirtschaftlichen Zuchtbetrieb in einer sogenannten mobilen Schlachteinheit geschlachtet werden. Damit setzt Brandenburg EU-Recht um. Der Vorteil liegt auf der Hand: Den Tieren wird das Verladen in ein Fahrzeug erspart und damit Stress sowie Verletzungen beim Be- und Entladen; mit dem Verzicht auf lange Transportwege kommt der Tierschutz zur Geltung. Doch zuvor müssen Landwirte einige Hürden nehmen.
Für die mobile Schlachteinheit muss ein Nutzungskonzept vorliegen, dass die Einhaltung der Hygienestandards gewährleistet. Wird im Herkunftsbetrieb geschlachtet, muss der zuständige Amtstierarzt anwesend sein. Gerade für kleine Betriebe rechnet sich das womöglich nicht.
Landwirt und Ideengeber in der Prignitz
Ralf Remmert ist konventioneller Landwirt, seine Prignitzer Landschweine sollen es gut haben, sagt er. Der Landwirt bezeichnet sich selbst als Ideengeber. Tierwohl sei ihm wichtig, er habe das Schwanzkupieren schon früh aufgegeben und als Fehler erkannt. Seine Idee nennt er „haltungsnahe Schlachtung“, im Prinzip handelt es sich um eine mobile Schlachtung. Mit dem gescheiterten Plan zum Bau eines Schlachthauses haben seine Pläne aber nichts zu tun, sagt Remmert, die Pläne für Schlachtungen im Betrieb seien noch in Arbeit.
Mit der haltungsnahen Schlachtung ist für ihn „der Tierwohlgedanke konsequent zu Ende gedacht“. Sein Ansatz ist ein dezentraler Haltungsverbund: Kleinere Höfe, in diesem Fall erst einmal fünf Betriebe, arbeiten zusammen. Der mobile Schlachtauflieger sollte dann möglichst mehrere Tage auf einem der Höfe stehen. Bis zu 60 Schweine könnten dann täglich im Haltungsbetrieb geschlachtet werden.

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Mitmachen könnten Bio-Bauern und konventionell arbeitende Landwirte. Neben dem Tierwohl zählt für ihn auch die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze, sagt Remmert. Die haltungsnahe Schlachtung solle auch kein elitäres Projekt sein und müssen sich grundsätzlich auch für alle Teilnehmenden rechnen.
„Mit Würde und Respekt schlachten“ will auch Holger Behrens in seinem Betrieb Bio4friends bei Trebbin. Hier wird bereits eine mobile Schlachtbox genutzt. Neben diesen Verfahren ist in Deutschland auch seit rund zehn Jahren der sogenannte Weideschuss bei ganzjährig im Freien gehaltenen Rindern zulässig. Auch hier entfällt der Transport, die regulatorischen Vorgaben sind ähnlich hoch wie bei der mobilen Schlachtung. Das fängt schon bei der Haltung an, wenn Rinder eben nicht ganzjährig, sondern teilweise auch im Stall stehen. „Nicht nachvollziehbar“, sagt ein Landwirt, der seinen Namen nicht nennen möchte und seine Rinder zum Schutz am Abend in den Stall holt.
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