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Immobilie kaufen oder mieten?: Diese unbequemen Fragen sollte man sich stellen
Der Kauf einer Immobilie gilt hierzulande als sehr sichere Geldanlage. Doch das stimmt so pauschal nicht, sagt unser Kolumnist von der Berliner Verbraucherzentrale. Man sollte sich selbst eingehend prüfen.

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Ich weiß, bezahlbare Mietwohnungen gibt es hier meist nur mit Schimmel oder weit im Ländlichen und die Kaufpreise haben eine Entwicklung hinter sich, die der von Speiseeis ähnelt. Aber gerade, wenn die Verzweiflung groß ist, ist auch die falsche Entscheidung nah. Und bevor man sich in eine Überschuldungsfalle stürzt, lohnt es sich einmal ein paar vermeintliche Wahrheiten zu hinterfragen. Und eine, die in Deutschland tief sitzt, ist, dass der Kauf der eigenen Immobilie das Beste ist, was man mit seinem Geld machen kann.
Zugegeben, wer 1995 eine Wohnung im Prenzlauer Berg gekauft hat, ist jetzt reich. Aber das ist eine Sondersituation, die man nicht in die Zukunft fortschreiben kann. Grundsätzlich über die Zeit betrachtet wäre es in Deutschland zu den meisten Zeitpunkten langfristig wirtschaftlich rentabler zur Miete zu wohnen und mit dem nicht eingesetzten Eigenkapital, Ratenzahlungen und sonstigen Kosten Vermögensaufbau zu betreiben, allerdings mit einer signifikanten breit gestreuten Aktienquote etwa über ETF.
Sprich, es gilt sehr genau den Einzelfall zu prüfen. Neben der Immobilie auch sich selbst. Wenn ich im Alter zwar eine abbezahlte Immobilie aber zu wenig Rente oder sonstiges Vermögen habe, ist das unpraktisch. Eine Wohnung lässt sich im Alter nicht „zimmerweise“ verkaufen, das Kapitalvermögen schon.
Auch wenn ich doch in ein paar Jahren umziehe, sind die erheblichen Kaufnebenkosten futsch. Auf der anderen Seite: Schaffe ich es, ohne den Zwang der Rate Geld zurückzulegen? Zudem privilegiert der Gesetzgeber selbstgenutzte Immobilien, sie gelten oft als Schonvermögen (Pflege) und nach zehn Jahren kann man Wertzuwächse beim Verkauf steuerfrei einstreichen.
Auch der emotionale Faktor der eigenen vier Wände ist natürlich etwas wert. Aber wie viel, das sollte man sich gut überlegen. Auch zur Miete kann man glücklich (und rentabel) leben.
In der Kolumne „Mein guter Rat“ schreibt der Chef der Verbraucherzentrale Berlin jede Woche über Themen, die seine Klienten beschäftigen.
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