
© David Ausserhofer / Max Delbrück Center
„Industry-on-Campus“ in Berlin: Medizintechnikfirma Bruker und Max Delbrück Center starten Partnerschaft
Die Industrie und eine Forschungseinrichtung gründen in Berlin ein neues Zentrum, um Prozesse in einzelnen Zellen zu verstehen. Die Kooperation soll neue Fachkräfte in die Hauptstadt locken.
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Mit den hochempfindlichen Massenspektrometern der Firma Bruker können Wissenschaftler:innen des Max Delbrück Centers (MDC) – bildlich gesprochen – in einzelne Zellen hineinschauen und zum Beispiel Proteinprofile untersuchen. Nun starten das auf Medizintechnik spezialisierte US-Unternehmen, das in Adlershof eine Niederlassung hat, und das Berliner Forschungszentrum eine Partnerschaft, von der sich beide Seiten einen Gewinn versprechen.
Forschende dürfen die neuesten Geräte von Bruker benutzen, und das Unternehmen legt einen engen Draht zur aktuellen Spitzenforschung, darunter jener der Charité, einer der wichtigsten universitären Partner des MDC. „Industry-on-Campus“ nennt sich der Ansatz: Das neue „MDC-Bruker Center of Excellence for Single Cell Omics“ wird direkt auf dem Gelände des Max Delbrück Center in Mitte angesiedelt sein.
Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 1,2 Millionen Euro und wird zu 80 Prozent von der Helmholtz-Gemeinschaft, dem das MDC angehört, finanziert. Bruker steuert 20 Prozent bei. Die Partnerschaft startet am 8. Juli mit einem Symposium.
Krankheit auf Zellebene verstehen
Die Kooperation soll die Einzelzell-Forschung des MDC in der Proteomik ausbauen. Dies ist das Fachgebiet, das die Gesamtheit aller in einer Zelle befindlichen Proteine erforscht, Proteom genannt. Wie das Proteom in verschiedenen Zellen aussieht, können die Forschenden des MDC inzwischen präzise bestimmen. Wie es mit anderen zellulären Prozessen wie dem Transkriptom (Gesamtheit der RNA-Moleküle) oder dem Metabolom (Stoffwechseleigenschaften einer Zelle) zusammenhängt, ist noch nicht ganz klar.
Wenn Wissenschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten, gewinnt ganz Berlin.
Severin Fischer, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
Langfristig soll die Partnerschaft ermöglichen, verschiedene Prozesse gleichzeitig zu analysieren, und einen sogenannten „Multiomik-Workflow“ entwickeln. Multiomik bedeutet, mehrere zelluläre Modalitäten (= multi) in ihrer Wechselwirkung zu erforschen, etwa Genom, Transkriptom, Proteom und Metabolom (= omik).
Es handelt sich um Grundlagenforschung, um Krankheitsprozesse auf der Ebene einzelner oder weniger Zellen zu verstehen. Später sollen die Erkenntnisse in klinische Anwendungen einfließen.
Ehemals deutsches Unternehmen
„Projekte wie dieses (...) passen perfekt zu unserem strategischen Ziel, gerade erst entstehende Technologien so weiterzuentwickeln, dass sie zu medizinischen Innovationen werden“, sagt Maike Sander, Wissenschaftliche Vorständin des MDC. Mit dem „Industry-on-Campus“-Ansatz werde ein „nachhaltiges Ökosystem für Innovationen“ geschaffen, das Fachkräfte über die Landesgrenzen hinaus nach Berlin ziehe.
Berlins Wirtschaftsstaatssekretär Severin Fischer sagt: „Wenn Wissenschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten, gewinnt ganz Berlin.“ Die Kooperation nennt er „zukunftsweisend“. Sie zeige, „wie wir unser großes Potenzial für medizinischen Fortschritt und Wirtschaftskraft heben können“.
Bruker wurde 1960 in Karlsruhe gegründet und ist später in die USA abgewandert. Heute gibt es mehrere deutsche Niederlassungen, unter anderem in Berlin und Leipzig. Auf der ganzen Welt beschäftigt Bruker nach eigenen Angaben mehr als 4500 Mitarbeitende.
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