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Keine Interessenten weit und breit: Azubis verzweifelt gesucht
Eine Agentur im Olympiastadion sucht händeringend nach Auszubildenden. Dort kann man sich zur Kauffrau beziehungsweise Kaufmann für Büromanagement ausubilden lassen, ein recht häufiger Beruf.
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Das Olympiastadion kennen viele Berlinerinnen und Berliner von Fußballspielen und Konzerten. Aber dort arbeiten? Das begeistert offenbar weniger junge Menschen, als man vermuten könnte. Zum Beispiel hat die Agentur „Unikat PR“, die Führungen durch das Stadion organisiert, große Schwierigkeiten bei der Suche nach Nachwuchs. Mit dem Problem ist sie nicht allein in Berlin.
Sabine Herder-Schilling sucht händeringend Auszubildende für das Besucherprogramm des Stadions. Bei Unikat PR ist sie für die Azubis verantwortlich. Im Moment fehlten vor allem Kaufleute für Büromanagement, sagt sie.
Jeden Tag im Stadion
Dabei klingt der Aufgabenbereich eigentlich interessant: Die angehenden Kaufleute begleiten die Besucher von der ersten Anfrage bis zu dem Moment, in dem sie das Olympiastadion wieder verlassen. Die Azubis müssen zum Beispiel Touren einbuchen, was im Fachjargon Disposition heißt, außerdem Gruppen koordinieren, die Tourguides und Rechnungen stellen. Kauffrau oder -mann für Büromanagement wird man dann.
Laut Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) ist der Beruf Kauffrau beziehungsweise Kaufmann für Büromanagement der in Berlin aktuell am vierthäufigsten angebotene Ausbildungsberuf. Ob Stadtreinigung oder Großkanzlei – Büromanagement kann man in sehr unterschiedlichen Betrieben lernen. Besonders kleine Firmen haben der IHK zufolge jedoch Schwierigkeiten dabei, ihre freien Ausbildungsplätze zu besetzen. In ganz Berlin blieben laut einer IHK-Umfrage zuletzt 43 Prozent der Stellen unbesetzt.
So wie die beiden entsprechenden Ausbildungsplätze bei der Agentur Unikat PR. „Wir suchen schon seit drei, vier Monaten“, klagt Herder-Schilling. Und das, obwohl die Plätze bei Unikat schon ein wenig aufpoliert wurden. Zuerst habe man nach Kaufleuten für Freizeit und Tourismus gesucht, erklärt sie. „Aber das ist einer der unbeliebteren Ausbildungsberufe.“ Daher habe das Unternehmen die Ausrichtung leicht verändert.
Ein Azubi, der in diesem Jahr seinen Abschluss erreicht hat und danach von der Agentur übernommen wurde, ist noch Kaufmann für Tourismus geworden. Doch Kaufmann oder -frau für Büromanagement fasst das Aufgabengebiet weiter. Das bedeutet, dass man in unterschiedlichen Branchen arbeiten kann.
Im ersten Ausbildungsjahr verdienen die Azubis 940 Euro im Monat, pro Ausbildungsjahr werden es jeweils 100 Euro mehr. Zwei Tage pro Woche verbringen sie in der Berufsschule, drei Tage im Betrieb. Bei Unikat PR gibt es 25 Tage Urlaub im Jahr, manche Ausbildungsbetriebe bieten aber auch 30 Tage.
Bewerbungen voller Fehler
Alle Bewerberinnen und Bewerber, die mindestens den Hauptschulabschluss haben, seien willkommen, sagt Sabine Herder-Schilling. Mitbringen müssten sie vor allem zwei Dinge: ein „selbstsicheres Auftreten“ und Aufgeschlossenheit gegenüber Menschen. Im Berufsalltag habe ein Azubi viel mit Kunden zu tun, auch internationalen, da seien Englischkenntnisse wichtig und eine sichere Rechtschreibung. „Wir hatten Bewerbungen, die voller Rechtschreibfehler waren.“
Nach dem Vorstellungsgespräch folgt ein Probetag mit vier Arbeitsstunden, unvergütet. „Damit der Azubi ein Gefühl bekommt, worauf er sich einlässt. Gerade bei jüngeren haben wir gemerkt, dass sie sich das oft anders vorstellen.“
Immerhin, ein paar Bewerber gibt es auch in diesem Jahr. Eine Kandidatin hätte sogar „fast zugesagt“, sich dann aber doch für ein anderes Unternehmen entschieden. Doch Herder-Schilling nimmt nicht jeden. „Einige kommen eine Stunde zu spät zum Vorstellungsgespräch, oder erscheinen nicht zum Probe arbeiten.“ Da frage sie sich manchmal, ob es an Wertschätzung fehle.
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