Kolumne „In der Lobby“: Die Strahlkraft der Berliner Wirtschaft
Berlin kann sich inspirieren lassen von den „goldenen Zwanzigern“, schreibt unser Kolumnist Sebastian Stietzel, Präsident der Industrie- und Handelskammer Berlin.

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Can Can, helle Leuchtreklame und die Automobilisierung. Die goldenen Zwanziger Jahre beflügelten das damalige Berlin nicht nur kulturell. Die Wirtschaft prosperierte und unsere Stadt entwickelte sich zu einer Metropole von Weltrang. Unsere Hauptstadt erinnert, abgesehen von der Tanzart und dem Aufschwung, den der Fahrradverkehr in dieser Stadt erlebt, sehr stark an das damalige Berlin. Denn Berlin ist und bleibt eine Stadt von Weltklasse, die in vielen Bereichen ihren Einfluss übt.
Als Quelle schier unendlicher Inspiration erwachsen in unserer Mitte Ideen, diverse Kunstformen sowie fortschrittliche Start Ups und machen Berlin zu einem unvergleichbaren Innovationszentrum. Doch der Verwaltungsapparat verkompliziert den Fortschritt, Prozesse versanden, der Fokus verschwimmt. Wir kämpfen mit veralteter Infrastruktur und nicht zuletzt konfrontieren uns gesellschaftliche wie gesetzliche Hürden. Kurz um: Wir bleiben hinter unserem Potenzial zurück.
Allen voran legen wir uns mit unseren hausgemachten verwaltungstechnischen und regulatorischen Hürden die Steine selbst in den Weg. Gekoppelt mit dem Schein, dass sich viele mit den Missständen dieser Stadt abgefunden haben – Der Berliner genügt sich selbst eben am meisten.
Aber Berlin ist und kann so viel mehr. Was es braucht, ist eine umfassende Verwaltungsreform, die die bisherigen Strukturen wieder festigt und ihnen ein Fundament gibt, auf dem unsere Entwicklung nachhaltig fußen kann. Der Wissenstransfer zwischen unseren exzellenten Hochschulen und unseren erfolgreichen Unternehmen flankiert von Investitionen in die Zukunft muss weiter hochgehalten und intensiviert werden.
Damit einher geht widerspruchslos eine Verbesserung unseres Bildungssystems, das mehr Menschen einfache Zugänge in Ausbildungsberufe bietet und die Attraktivität dieser Berufe wieder stärker an die jungen Generationen heranträgt. Gleichzeitig gilt es die Diversität wie auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Zukunftsfähige Unternehmen sind uns hier wichtig, diese braucht Fachkräfte und diese brauchen wiederum Wohnraum. Ein abgestimmtes Metropolraum-Management gemeinsam mit Brandenburg ist an dieser Stelle mehr als nur wünschenswert. Die Aufgaben liegen auf der Hand. Die Chancen sind groß. Nutzen wir unser Potenzial.
„Irgendwo zwischen werden und sein halte ich an, bleibe und bin“. So formuliert es der Berliner Lyriker Jan Wehrhold.
Beinahe bezeichnend für die Berliner Wirtschaft, die sich aktuell an einem entscheidenden Punkt ihrer Entwicklung befindet. Berlin als Wirtschaftsstandort muss im Zuge seines rasanten Wachstums erkennen, woher dieser Erfolg rührt, sich bewusst werden, was das Ziel ist und anfangen zu sein, was es sein will, kann und sollte: Eine Metropole von Weltrang.
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