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Kolumne „In der Lobby“: Was Verwaltung und Wirtschaft voneinander lernen können
Die Überforderung von Berlins Ämtern und Behörden das

Stand:
Landesregierungen kommen und gehen, die Defizite in der Berliner Verwaltung bleiben. Spätestens das desaströse Organisationsversagen rund um die Wahl 2021 hat uns die Dimension des Problems vor Augen geführt. Die Überforderung von Ämtern und Behörden erweist sich seit langem als entscheidendes Hemmnis bei der Weiterentwicklung von Stadt und Standort. Sie belastet das Ansehen Berlins – und untergräbt nun auch das Vertrauen in die Demokratie.
Umso wichtiger sind die Reformpläne, die Berlins Chief Digital Officer Dr. Ralf Kleindieck vergangene Woche vorgelegt hat. Nun gilt es, die Gunst des Augenblicks zu nutzen und so schnell wie möglich zu greifbaren Ergebnissen zu kommen – am besten noch vor der Februarwahl. Nichts wäre kontraproduktiver, als das Reformprojekt im Wahlkampf zu zerreden. Es braucht breite gesellschaftliche Bündnisse, um das Thema als Toppriorität in den Parteiprogrammen zu verankern.

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Mehr als 20 Organisationen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft, darunter der VBKI mit seinen CEOs for Berlin, haben sich bereits mit einem gemeinsamen inhaltlichen Aufschlag engagiert. Zum einen, um den Reformbemühungen Rückenwind zu verschaffen – kein politisches Projekt ist für die Berliner Wirtschaft relevanter, wie unsere aktuelle Mitgliederbefragung zeigt. Und zum anderen, um eigene Ideen in den Prozess einzubringen. Dazu gehört auch der Gedanke, die Leistungsfähigkeit der Verwaltung mithilfe von in der Wirtschaft erprobten Ansätzen zu steigern.
Unternehmen müssen sich immer wieder neu erfinden, um im Wettbewerb zu bestehen. Tools und Methoden in den Bereichen Führung, Change- und Projektmanagement, Kundenorientierung und Digitalisierung gehören zum Alltagsbesteck. Auch wenn sich Denkmuster und Handlungslogiken unterscheiden: Ich bin überzeugt, ein verstetigter Austausch zwischen der Welt der Verwaltung und der Welt der Wirtschaft wäre für beiden Seiten fruchtbar. Die Regierende Bürgermeisterin nennt die Verwaltung mit ihren rund 130.000 Mitarbeitenden gerne das „größte Unternehmen Berlins“. Mehr unternehmerisches Mindset und Methodik würden die Treffsicherheit dieses Bonmots deutlich erhöhen. Berlin hat es verdient.
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