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Hanka Mittelstädt (SPD), Brandenburgs Landwirtschaftsministerin, kündigte an, mobile Schlachtfahrzeuge mit staatlichen Mitteln zu fördern.

© dpa/Jens Kalaene

Landwirtschaftsministerin will Schlachtung auf der Weide fördern: Modellprojekt aus Brandenburg könnte Schule machen

Brandenburg wagt einen ungewöhnlichen Schritt: Schlachten ohne Tiertransport. Ein Unternehmer aus Wildau liefert das Konzept – und das Land die Förderung.

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Die Tinte war kaum getrocknet, da hielt Olaf Mahr bereits das Schriftstück in den Händen, für das er monatelang gekämpft hatte. Mahr betreibt das Fleischfachgeschäft Hall of Meat in Wildau bei Berlin.

Am Dienstag unterzeichnete die Amtstierärztin Jana Guth die Genehmigung für ein Spezialfahrzeug, mit dem der Unternehmer künftig Schlachtungen direkt auf der Weide durchführen kann.

Jana Guth, die Amtstierärztin des Landkreises Dahme-Spreewald, unterzeichnete am Dienstag in Wildau die Genehmigung.

© Christoph Kluge

Mit dem neuartigen Verfahren der teilmobilen Schlachtung will Mahr den Tieren unnötiges Leid ersparen und zugleich die Landwirte in der Region stärken. Das Pilotprojekt könnte bald Nachahmer finden, denn Brandenburgs Landwirtschaftsministerin kündigt eine staatliche Förderung an.

Der Unternehmer Olaf Mahr vermarktet Fleisch von Landwirten aus der Region.

© Marcus Ziemke

Grundlage ist eine EU-Verordnung, die die sogenannte mobile Schlachtung erlaubt. Bei der teilmobilen Variante dürfen Landwirte mit Genehmigung Rinder und andere Nutztiere direkt am Hof oder auf der Weide betäuben und töten. Anschließend werden die Tierkörper in einer mobilen Einheit, zum Beispiel einem Anhänger, zu einem zugelassenen Schlachthof gebracht, wo die Verarbeitung erfolgt.

Amtliche Tierärzte überwachen die Schlachtung

Olaf Mahr hat erstmals einen Spezialtransporter dafür entwickelt, der auch weite Strecken schnell überwinden kann und außerdem über eine Kühlung verfügt. Das ist wichtig in einem Flächenland wie Brandenburg. Für den Umbau war das Unternehmen Thermo King in Ahrensfelde verantwortlich.

Künftig werden amtliche Tierärzte des Veterinäramtes des Landkreises Dahme-Spreewald jede einzelne Schlachtung überwachen. Einer von ihnen ist Paul Meister. Der Veterinär meint, Schlachtungen im Herkunftsbetrieb seien die beste Methode, wenn es um das Tierwohl gehe. Die Umsetzung stelle das Amt jedoch „vor personelle Herausforderungen“.

Paul Meister ist amtlicher Tierarzt beim Veterinäramt Dahme-Spreewald und zuständig für Verbraucherschutz.

© Christoph Kluge

Zwölf Tierärzte seien insgesamt im Landkreis tätig, drei davon im Verbraucherschutz. Meister meint, das neue Verfahren könne kleineren Betrieben helfen, wirtschaftlich zu bleiben.

Ministerin hofft auf Nachahmer

Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD) sieht in dem Projekt einen „Leuchtturm für ganz Deutschland“. Mittelstädt war vor ihrer Ernennung selbst Landwirtin und Geschäftsführerin eines Geflügelbetriebs in der Uckermark.

Olaf Mahr (rechts) präsentierte Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt das neue Fahrzeug.

© dpa/Jens Kalaene

Zwar könne sie an EU-Vorgaben nichts ändern, doch ab dem kommenden Jahr solle es in Brandenburg Fördermöglichkeiten für Betriebe geben, die ein ähnliches Fahrzeug anschaffen wollen. „Ich hoffe, dass der eine oder andere Landwirt diese Investition wagen wird.“

Ich hoffe, dass der eine oder andere Landwirt diese Investition wagen wird.

Hanka Mittelstädt (SPD), brandenburgische Landwirtschaftsministerin

Für Olaf Mahr hat sich der Aufwand gelohnt. Die Kosten im hohen fünfstelligen Bereich, meint er, könne er innerhalb eines Jahres wieder einspielen. Dass andere Unternehmer seinem Beispiel folgen könnten, sieht er positiv: „Das stärkt die Wirtschaft in der Region.“

Noch ist die Genehmigung die einzige in der Region. Doch Mahr plant bereits die nächsten Schritte: Am 20. November will er sein Fahrzeug im Landkreis Teltow-Fläming vorstellen und später auf der Grünen Woche in Berlin.

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