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Bildliche Darstellung eines sogenannten Stents.

© Getty Images/iStockphoto

Medizintechnik aus Berlin-Neukölln: Biotronik verkauft Stent-Geschäft für 760 Millionen Dollar

Biotronik gilt als Berliner Aushängeschild in der Medizintechnik. Nun trennt sich das Unternehmen von einem wichtigen Geschäftszweig. Seit 2021 schreibt Biotronik rote Zahlen.

Stand:

Das Berliner Medizintechnikunternehmen Biotronik hat seinen Geschäftsbereich „Vaskuläre Intervention“ an den US-amerikanischen Konzern Teleflex veräußert. Die Verkaufssumme beträgt laut dem Käufer 760 Millionen US-Dollar.

Biotronik und Teleflex verkündeten den Deal am Donnerstag übereinstimmend. Noch müssen die Kartellbehörden zustimmen. Im dritten Quartal dieses Jahres soll die Transaktion voraussichtlich abgeschlossen sein, heißt es.

Produkte unter dem Siegel „Vaskuläre Intervention“ sind unter anderem Stents, Ballonkatheter und Führungsdrähte für Patient:innen mit Herzerkrankungen, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt. „Wir sind außerordentlich stolz auf die wegweisenden Beiträge, die unser Geschäftsbereich Vaskuläre Interventionen zur interventionellen Therapie und zur Patientenversorgung weltweit geleistet hat“, sagte Biotronik-Geschäftsführer Alexander Uhl nach Bekanntgabe des Verkaufs.

Hohe Verluste, trotz Wachstum

Biotronik kam nach der weltweiten Coronapandemie nicht aus den roten Zahlen. Im Geschäftsbericht 2023 hatte ein Fehlbetrag von 89,7 Millionen Euro zu Buche gestanden, trotz eines signifikanten Umsatzwachstums.

Im März desselben Jahres verständigte sich die Belegschaft mit der Geschäftsführung auf einen Gehaltsverzicht, im Gegenzug gab es eine Garantie für 2200 Arbeitsplätze. Trotzdem kündigte das Unternehmen an, 500 der vormals 2750 Beschäftigten zu entlassen. „Weltweit haben Kliniken Operationen abgesagt und verschoben“, begründete das Unternehmen Ende 2022 die Situation.

Über einen möglichen Verkauf seiner Stent-Sparte wurde schon länger spekuliert. Das „Handelsblatt“ berichtete vor einem Jahr, dass die Investmentbank Goldman Sachs für den Geschäftsbereich bei potenziellen Interessent:innen werbe. Eine Milliarde US-Dollar könnte der Verkauf einbringen, hieß es damals. Diese Summe wurde nun um mehr als 200 Millionen US-Dollar verfehlt.

Biotronik konzentriert sich nach eigenen Angaben wieder auf sein Kerngeschäft mit implantierbaren medizinischen Geräten und in der digitalen Gesundheitsversorgung. Laut Webseite sind das unter anderem Herzschrittmacher, implantierbare Defibrillatoren und Herzmonitore sowie Fernüberwachungssysteme für Patient:innen mit Herzrhythmusstörungen.

An der TU Berlin hatten der Physiker Max Schaldach und der Elektroingenieur Otto Franke Deutschlands ersten Herzschrittmacher entwickelt. 1963 gründeten sie Biotronik und brachten ein Gerät auf den Markt. 2023 hat die Firma einen Umsatz von 851,3 Millionen Euro erzielt. Biotronik gibt an, dass seine Produkte in mehr als 100 Ländern verwendet werden.

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