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Tina Brack ist heute Direktorin des Hotels The Westin Grand.

© The Westin Grand Berlin/Tina Brack

Mein erster Job: Wilde Flöhe hüten im DDR-Ferienlager

Nachtwanderungen, Radtouren, Geschichten vorlesen: Die Hoteldirektorin Tina Brack hat als Jugendliche Mädchen und Jungen in einem Betriebs-Ferienlager in Brandenburg betreut.

Eine Kolumne von Tina Brack

Stand:

Meinen ersten richtigen Ferienjob hatte ich direkt nach dem Abitur 1986 – ich habe in einem DDR-Betriebs-Ferienlager in Prenden am See als Gruppenleiterin gearbeitet. Damals war ich gerade 18 Jahre alt und hatte für drei Wochen die Aufsicht über eine Gruppe von zwölf Mädchen im Alter von acht bis neun Jahren. Gewohnt habe mit den Kids in einem großen Ferienlager mit insgesamt zirka 100 Kindern in einem eigenen Bungalow, direkt an dem wunderschönen See in Brandenburg.

Ich erinnere mich, dass ich nach der ersten Woche völlig erschöpft war, denn es war mir vorher gar nicht so bewusst, was ich da für einen Haufen Flöhe zu hüten hatte. Und als dann der Erzieher der gleichaltrigen Jungengruppe krank wurde, musste ich mich auch noch um die Gruppe mit den Jungs kümmern.

In unserer Serie berichten uns Persönlichkeiten aus der regionalen Wirtschaft in loser Reihenfolge über ihre ersten Jobs als Schüler oder Studenten.  

© Tagesspiegel

Es war ganz schön stressig. Nachts bin ich zwischen den Bungalows hin und her gerannt, bis alle „meine Schäfchen“ geschlafen haben. Ich habe mich um Heimweh und um kleine Blessuren gekümmert, hab mir den ganzen Tag von „meinen“ Mädchen Zöpfe flechten lassen, bin mit den Kids im Wasser herumgetollt und habe abends zur Kinderdisco – damals war der angesagteste Song „Live is Life“ der Band Opus – getanzt. Nachtwanderungen, Radtouren, Geschichten vorlesen, Völkerball spielen – jeden Tag war Action angesagt. Keine Pause.

Der Abschied nach drei Wochen war tatsächlich tränenreich. Und ich war total erschöpft. Zu Hause angekommen, habe ich erstmal zwei Tage durchgeschlafen.

Aber es war eine tolle Erfahrung, und ich habe zum ersten Mal erlebt, was Verantwortung übernehmen bedeutet. Und das habe ich mir aus diesem ersten Job für meine gesamte Berufszeit bewahrt: Verantwortung zu übernehmen, im Allgemeinen sowieso, aber im Besonderen aber auch mit Blick auf schwächere, bedürftigere oder benachteiligte Menschen.

Ich habe damals 300 DDR-Mark erhalten, das war für mich viel Geld. Ausgegeben habe ich es direkt zwei Wochen später in Budapest, wo ich mit meiner Freundin Urlaub gemacht habe. Wahrscheinlich muss man heute ausgebildeter Erzieher sein, wenn man so einen Job machen will. Damals war das anders. Gut so, denn das hat mir viel gegeben und ich erinnere mich immer gern daran.

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