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Ein Techniker repariert einen 3-D-Drucker mit einem Schraubenzieher.

© imago images/Westend61/Christian Vorhofer via www.imago-images.de

Neue Technologie im Handwerk: „Was Berlin braucht, sind Innovationsquartiere, keine Prestigeprojekte“

Bei „Handwerk“ denken viele an Hobel, Feile und Pinsel. Kaum an Hightech. Unsere Gastautorin, Berlins Handwerkskammerpräsidentin, erklärt, wie die Zukunft in die Werkstätten und Baustellen einzieht.

Carola  Zarth
Eine Kolumne von Carola Zarth

Stand:

Stellen Sie sich vor, Sie stehen in einer Werkstatt. Es riecht nach Holz, Metall, Farbe – nach Ideen. Neben Hobel, Feilen und Pinsel stehen CNC-Fräsen, 3-D-Drucker, Cobots. Das ist kein Widerspruch. Das ist Gegenwart. Und genau hier muss Zukunft passieren. In Berlin. Mit dem Handwerk.

Während politische Debatten um Strukturwandel oft auf der Stelle treten, arbeitet das Handwerk längst an echten Lösungen. Täglich, konkret und kreativ. Leider passiert das noch oft im Hintergrund und ohne systematische Unterstützung. Das muss sich ändern. Denn wenn Berlin zukunftsfähig sein will, braucht es Orte, an denen Innovation nicht nur gedacht, sondern gemacht wird. Ruhig auch mit Öl an den Händen und Schweiß auf der Stirn, aber auf jeden Fall mit dem Mut, etwas interdisziplinär auszuprobieren.

Innovation ist kein exklusives Vorrecht von Tech-Hubs mit Loft-Flair. Sie entsteht auch auf der Baustelle. Das kürzlich eröffnete Pop-up des BIZH – Berlins Innovationszentrum Handwerk – zeigt, wie es geht. Kein Hochglanz-Showroom, kein Marketingzauber. Sondern ein echtes Zukunftslabor als Werkstatt und Ideenschmiede.

Start-ups treffen hier zukünftig auf Meisterbetriebe, KI auf Kreissäge. Und sie arbeiten gemeinsam: an nachhaltigem Bauen, ressourcenschonender Produktion oder digitaler Fertigung. Nicht zufällig, sondern gezielt. Nicht einzeln, sondern vernetzt.

Was Berlin braucht, sind Innovationsquartiere, keine Prestigeprojekte. Orte, an denen Neues ausprobiert werden darf. Zukunftslabore. Denn das Handwerk steht nicht am Rand der Transformation; es steht mittendrin. Was es braucht, ist Raum – physisch und geistig. Raum für Experimente. Raum für Partnerschaften mit Wissenschaft, Industrie und jungen Köpfen. Raum für Fehler, aus denen Fortschritt wächst. Also hören wir auf, in Silos zu denken. Schaffen wir Orte, an denen Tradition und Technologie nicht nebeneinanderstehen, sondern sich gegenseitig antreiben.

Doch solche Orte fallen nicht vom Himmel. Sie brauchen sichere Standorte und langfristige Perspektiven. Innovationsverstärker wie das Berliner Innovationszentrum Handwerk funktionieren nur, wenn Gewerbeflächen bezahlbar bleiben, Genehmigungsprozesse nicht Jahre dauern und die Zusammenarbeit zwischen Handwerk, Forschung und Start-ups nicht an Zuständigkeiten zerschellt.

Zukunft ist nichts, was einfach so passiert. Oder, um es mit den Worten aus dem Trailer der bundesweiten Imagekampagne des Handwerks zu sagen: „Komm doch Zukunft, wir können alles was kommt“.

In der Kolumne „In der Lobby“ kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die Lage.

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