
Quelle-Callcenter: Neuer Anschluss unter dieser Nummer
Im ehemaligen Callcenter von Quelle in Kreuzberg sollen bald wieder die Telefone klingeln. Das amerikanische Kommunikationsunternehmen Sykes hat die Räume angemietet, um dort einen neuen Standort zu eröffnen.
Berlin - Im ehemaligen Callcenter von Quelle in der Zeughofstraße 1 in Kreuzberg sollen bald wieder die Telefone klingeln. Das amerikanische Kommunikationsunternehmen Sykes hat die Räume angemietet, um dort einen neuen Standort zu eröffnen. „Unser langfristiges Ziel ist es, hier 500 Arbeitsplätze zu schaffen“, sagte Sven Braun, Direktor für strategische Entwicklung bei Sykes Deutschland, dem Tagesspiegel. Weltweit beschäftigt das Unternehmen, das den technischen Kundenservice für Firmen wie Samsung und Dell, aber auch für die Deutsche Telekom und Unitymedia übernimmt, in Callcentern rund 51 000 Mitarbeiter. In Deutschland betreibt die Firma mit Sitz in Florida bisher Filialen in Bochum, Pasewalk und Wilhelmshaven mit insgesamt 2000 Beschäftigten.
„Berlin bietet eine hervorragende Infrastruktur und hoch qualifizierte mehrsprachige Arbeitskräfte“, sagte Corinna Janssen, Geschäftsführerin Sykes Deutschland, zur Wahl des Standortes. Zudem, sagte Braun, seien viele Kunden des Unternehmens ebenfalls hier angesiedelt.
Vertreter von Sykes hatten sich im vergangenen November, nachdem das Aus von Quelle beschlossen war, durch das Kreuzberger Callcenter führen lassen. Ehemaligen Mitarbeitern zufolge sollen sich die Amerikaner damals auch nach der Stärke des ansässigen Betriebsrats erkundigt haben, offenbar als Kriterium für das weitere Interesse. Sykes dementierte das. Selbstverständlich werde am Standort nun ein neuer Betriebsrat gewählt, erklärte Braun auf Nachfrage.
Zusagen für Fördermittel hat Sykes nicht bekommen, wie das Unternehmen und der Berliner Senat übereinstimmend erklärten. Das war bei Quelle anders. Als das Versandhaus 2006 mit einem seiner drei neuen Callcenter nach Kreuzberg zog, versprach der Senat Subventionen in Höhe von insgesamt 2,3 Millionen Euro. Davon flossen bis zur Insolvenz von Quelle 1,3 Millionen Euro. Das sagt zumindest der Senat. „Die Summe ist ganz korrekt an Quelle ausgezahlt worden“, bestätigte die Sprecherin der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Brigitte Schmidt, am Donnerstag.
Bei der Insolvenzverwaltung von Quelle sieht man das anders. Deren Sprecher Thomas Schulz erklärte, die Summe sei vom Senat zwar bewilligt, aber vonseiten des Konzerns nicht in Anspruch genommen worden. „Quelle hat die Summe von 1,3 Millionen Euro nie abgerufen“, sagte Schulz. Der Senat hat das Geld nach der Pleite von Quelle zurückgefordert. „Wann wir es bekommen, ist offen“, erklärte Senatssprecherin Schmidt.
Derzeit verändert Sykes die Ausstattung des Callcenters und wirbt auch mithilfe der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner um Mitarbeiter. Auch die ehemaligen Angestellten von Quelle könnten von der Sykes-Ansiedlung profitieren. „Wir haben die Kollegen angesprochen, sich zu bewerben“, sagte Braun. Das bestätigte auch die Agentur für Arbeit Berlin-Mitte, die seit der Schließung des Quelle-Standortes versucht, die 500 ehemaligen Mitarbeiter zu vermitteln. 200 sind nach Angaben der Agentur bereits untergekommen, davon 160 in anderen Callcentern. „Wir sind mit Sykes im Gespräch, auch darüber, ob einige Mitarbeiter entsprechend umgeschult werden können“, sagte der Sprecher der Agentur, René Dreke. Das wäre notwendig, weil Sykes-Mitarbeiter eher beraten als verkaufen sollen.
Wie der Tagesspiegel aus Kreisen ehemaliger Mitarbeiter erfuhr, hat Sykes Teile der alten Quelle-Belegschaft für den 11. Februar zum Gespräch eingeladen, vermutlich um über die Konditionen einer möglichen Anstellung zu informieren. David C. Lerch/Jahel Mielke