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Berlin Mitte, Friedrichstraße, Ansicht mit Checkpoint Charlie Berlin Friedrichstraße *** Berlin Mitte, Friedrichstraße, view with Checkpoint Charlie Berlin Friedrichstraße

© IMAGO/Jürgen Ritter

Passt eine Glasfassade zum Denkmalschutz?: Neue Runde im Streit um den Checkpoint Charlie

Ein Investor will im Ostteil des Checkpoint Charlie ein Bürogebäude bauen. Dem Baukollegium stellte er nun seine Pläne vor – und stieß auf wenig Begeisterung.

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„Disruptiv“ soll die Wand sein, die den neuen Stadtplatz am Checkpoint Charlie künftig im Westen abschließt. In dieser Beschreibung waren sich Bauherren, Architekten und Mitglieder des Baukollegiums in der Sitzung am Montagnachmittag einig. Wie so eine disruptive Wandgestaltung aussehen soll, da gehen die Vorstellungen liegen Baukollegium und Bauherren aber noch deutlich auseinander. In der Sitzung stellte der Bauherr Gold.Stein Real Estate mit seinem Geschäftsführer Erhard Ellenberger und das Frankfurter Architekturbüro Meixner Schlüter Wendt den aktuellen Stand der Planungen vor.

Brandwände unter Denkmalschutz

Klar ist: Die Brandwände am Checkpoint Charlie sind „die einzigen authentischen Zeugen des historischen Ortes“, wie es ein Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingangs vortrug. Daraus folgt als Aufgabenstellung für die Neugestaltung des Areals, dass neuen Wände die „Erhaltung und Sichtbarmachung“ der historischen Wände nicht beeinträchtigen sollen. Kritisch ist das vor allem bei dem Bürogebäude, das in der Zimmerstraße gebaut werden soll: Auf Fenster zum Stadtplatz an der Friedrichstraße hin möchte der Investor hier nämlich auf keinen Fall verzichten.

Daher schlägt er vor diesen Fenstern eine Art zweite Wand vor: aus Glas. Sie solle aber kein „klares Glas erhalten, sondern sie soll partiell mattiert werden, sollte Verlaufsspuren bekommen und mit verschiedenen Verfahren bearbeitet werden in der Oberfläche“, wie die Architektin Claudia Meixner es formulierte. So könne die Wand „sowohl transparent als auch opak sein“, sich deutlich von den historischen Brandwänden abheben, und gleichzeitig schaffe man „eine ruhige Fassade, die nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich nimmt“.

In die Fassade, die Sie uns jetzt präsentieren, kann ich ja reinschauen.

Maren Brakebusch, Mitglied des Baukollegiums

Das Baukollegium reagierte auf diesen Vorschlag allerdings äußerst skeptisch: Private Alltagsnutzungen sollten nicht auf dem Platz ablesbar sein, sagte etwa Maren Brakebusch: „In die Fassade, die Sie uns jetzt präsentieren, kann ich ja reinschauen.“ Das, was dahinter passiere, werde damit quasi Teil des Platzes. Überhaupt dürfe nicht der Eindruck einer Fassade entstehen, die sich zu einem öffentlichen Raum hinwendet, bemängelte Baukollegiumsmitglied Jörg Springer. Das sei aber im Moment noch der Fall: „Es geht hier um eine Interpretation dieser Wände, die deutlich macht, dass es hier eine Fehlstelle in der Stadt gibt, die eben nicht als primär öffentlicher Raum intendiert war.“

Ex-Senator Strieder als Berater

Bauherr Ellenberger zeigte allerdings wenig Bereitschaft, sich auf diese Bedingungen einzulassen: „Ich kann da jetzt nicht eine Betonwand hinsetzen. Das machen wir nicht. Das würde die ganze Wirtschaftlichkeit einschränken und das Gebäude für unsere Nutzung kaputt gehen.“ Und sein Berater, der ehemalige Bausenator Peter Strieder (SPD), pflichtete ihm bei: „Gerade die Art der bedruckten, nicht ganz durchsichtigen Wand macht diesen Bruch, dieses Disruptive in der Stadtentwicklung deutlicher als jede Betonfassade, die man dort hinstellen kann und die ja sofort wiederum in Konkurrenz geraten würde zu den historischen Brandwänden, die der Denkmalschutz besonders schützt.“

Apropos Strieder: Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt hatte ihn eingangs in einem Atemzug mit Erhard Ellenberger als „Bauherren und Investoren des Vorhabens“ vorgestellt. Sein Engagement für den Entwurf und sein konfrontatives Auftreten dem Baukollegium gegenüber hätte durchaus in dieses Bild gepasst. Im anschließenden Telefonat mit dem Tagesspiegel bestand Strieder allerdings darauf, weiterhin lediglich als Berater für das Projekt tätig zu sein: Ihm sei auch aufgefallen, dass Kahlfeldt es anders formuliert hatte.

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