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Reaktion auf geopolitische Krisen: Berlins Wirtschaft soll sich breiter aufstellen – neue Vertretung des Landes in Indien
Trumps Zollpolitik könnte auch Berlin empfindlich treffen. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey wirbt für Diversifizierung und wird kommende Woche eine Wirtschaftsvertretung des Landes in Indien eröffnen.
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Berlins Wirtschaft soll unabhängiger von bisherigen Absatzmärkten wie den USA oder China werden. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) stellte am Dienstag im Anschluss an die Senatssitzung ein entsprechendes Internationalisierungskonzept für die Berliner Wirtschaft vor. „Die Berliner Wirtschaft muss ihre bisherigen Abhängigkeiten reduzieren und sich strategisch neue Zielmärkte suchen, die sie dauerhaft und nachhaltig aufbaut und vertieft“, heißt es darin.
Um dies voranzutreiben, wird das Land Berlin unter anderem eine neue Wirtschaftsvertung im indischen Bangalore eröffnen. Diese soll Berliner Unternehmen beim Eintritt oder der Expansion in die dortigen Märkte unterstützen. Es ist das dritte Büro dieser Art: Berlin betreibt bereits Wirtschaftsvertretungen in New York City (USA) und Peking (China).
Wir erleben derzeit, wie schnell sich etablierte Handelswege ändern und Wirtschaftsbeziehungen ins Wanken geraten können.
Franziska Giffey, Berlins Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe
„Wir erleben derzeit, wie schnell sich etablierte Handelswege ändern und Wirtschaftsbeziehungen ins Wanken geraten können“, sagte Giffey unter anderem in Hinblick auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. „Unsere Antwort darauf ist klar: Wir setzen auf Innovation und Internationalisierung, auf die Diversifizierung unserer Märkte und auf globale Vernetzung.“
Es dabei gehe nicht darum, die Beziehungen zu den USA oder China zu schwächen, betonte Giffey. „Die transatlantische Zusammenarbeit wird für uns weiter wichtig sein. Aber wir müssen uns breiter aufstellen.“ Es gehe um „zusätzliche Stabilität für den Wirtschaftsstandort Berlin“.
USA größter Absatzmarkt für Berliner Exporte
Die hiesigen Unternehmen exportierten 2024 laut Wirtschaftsfördergesellschaft „Berlin Partner“ Waren im Wert von 17,1 Milliarden Euro in 204 Länder weltweit. Ein Plus von 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Hälfte der Exporte ging in EU-Länder. Blickt man jedoch auf die einzeln Nationen, führt die USA mit einem Anteil von 9,3 Prozent, gefolgt von Frankreich (7,6), China (7,4) und Polen (7). Erst kürzlich berechnete die Investitionsbank Berlin, dass bereits ein Aufschlag von 25 Prozent auf EU-Ausfuhren in die Vereinigten Staaten würde wohl 325 Millionen Euro weniger Exporte aus Berlin bedeuten würden.
Dass nun ausgerechnet in Indien Berlins dritte Wirtschaftsvertretung im Ausland entstehen soll, sei laut Giffey kein Zufall. Indien sei als bevölkerungsreichstes Land der Welt der „erster Andockpunkt“ für die neue Diversifizierungsstrategie. Giffey wird am Freitag zusammen mit einer Wirtschaftsdelegation nach Bangalore reisen und dort das neue Berliner Büro eröffnen. Neben der Erleichterung des Markteinstiegs für Berliner Unternehmen gehört auch das Werben um Investitionen und Ansiedlungen in Berlin sowie die Gewinnung von Fachkräften aus Indien zu dessen Aufgaben
Neben Indien sollen auch andere Weltregionen stärker in den Fokus der Berliner Wirtschaft rücken. Dazu zählen Lateinamerika, hier insbesondere Mexiko und Brasilien, Nordafrika sowie der Mittlere Osten.
Um dort stärker Fuß zu fassen, können Unternehmen das Förderprogramm für Internationalisierung nutzen, erklärte Giffey. Das Volumen des Programms soll im kommenden Jahr leicht angehoben werden, von 6 auf 6,5 Millionen Euro. Zudem kündigte die Wirtschaftssenatorin den Aufbau eines „Berlin Business Representatives Netzwerk“ an. Berlinerinnen und Berlin, die im Ausland tätig sind, sollen gezielt für ihre ehemalige Heimat als Wirtschaftsstandort werben und bei der Vernetzung unterstützen.
Auch inhaltlich gibt es Schwerpunkte. Das Internationalisierungskonzept sei eng verknüpft mit der bereits bestehenden Innovationsförderung in Berlin und stellt entsprechend die Branchen FinTech, HealthTech, DeepTech, KI, GreenTech und die Kreativbranche in den Mittelpunkt, sagte Giffey.
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