
© IMAGO/Andreas Stroh
Rheinmetall-Bauteil in russischer Drohne: Wie zivile Technik den Weg ins Kriegsgebiet findet
Ein Produkt aus einer Berliner Rheinmetall-Tochter taucht in einer russischen Drohne auf. Der Fund offenbart Lücken im internationalen Sanktionssystem.
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Bauteile einer Tochtergesellschaft des Rheinmetall-Konzerns sind in russischen Kampfdrohnen gefunden worden. Darüber berichtet „RBB24“ unter Berufung auf den ukrainischen Militärgeheimdienst HUR. Es handelt sich um eine Benzinpumpe, die ursprünglich für den zivilen Automarkt hergestellt wurde.
Nach Angaben des ukrainischen Rechercheportals „War & Sanctions“ war die Pumpe in einer Geran-2 verbaut – einer von Russland eingesetzten Kampfdrohne, die auf dem iranischen Modell Shahed 136 basiert.
Die Drohne fliegt autonom entlang vorprogrammierter Koordinaten und trägt eine Sprengladung, die beim Einschlag detoniert. Sie gilt als technisch vergleichsweise einfach, ist jedoch wegen ihres massenhaften Einsatzes militärisch relevant.
Die Geran-2 wird in Russland in industriellem Maßstab gefertigt. Dem Fachmedium „ESuT“ zufolge erfolgt die Produktion unter anderem in einer Anlage in Jelabuga in der autonomen Republik Tatarstan. Trotz westlicher Sanktionen gelingt es Russland weiterhin, internationale Komponenten für die Herstellung zu nutzen.
Bei dem identifizierten Bauteil handelt es sich um die Benzinpumpe Pierburg 7.21440.63.0. Laut Datenblatt des Herstellers ist sie „vielseitig einsetzbar“, etwa als Ersatzteil für ältere Fahrzeuge oder als zusätzliche Pumpe in Geländewagen oder im Motorsport.

© War & Sanctions
Der Hersteller Pierburg produzierte jahrzehntelang Autoteile, vor allem am Standort Scheringstraße in Wedding. Seit dem Sommer firmiert das Unternehmen als Rheinmetall Waffe Munition GmbH (RWM) und stellt die Produktion schrittweise auf Komponenten für Artilleriemunition um.
Die Benzinpumpe aus dem alten Pierburg-Sortiment ist weiterhin frei erhältlich, auch für Verbrauer. Ein Onlinehändler für Kfz-Teile bietet sie für 71,49 Euro an, auf Ebay wird die Pumpe teils zu noch niedrigeren Preisen verkauft (Stand: Donnerstag, 18. Dezember 2025).
Ein Sprecher von Rheinmetall teilt mit, das Unternehmen habe Sanktionen gegenüber Russland stets beachtet und konsequent umgesetzt. „Keines der genannten Produkte wurde durch uns nach Russland ausgeführt. Inwiefern zivile Kunden in Drittstaaten, bei denen es sich zumeist um Fahrzeugersatzteile-Großhändler handelt, besagte Kraftstoffpumpen möglicherweise nach Russland ausgeführt haben könnten, entzieht sich unserer Kenntnis.“
Russland umgeht Sanktionen systematisch
Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums umgeht Russland westliche Sanktionen systematisch über ein Netzwerk staatlich gesteuerter Beschaffungswege und privater Dienstleister. Logistik- und Beratungsfirmen böten demnach offen Unterstützung bei der Umgehung von Exportkontrollen an, teils als eigenständiges Geschäftsmodell.
Sanktionierte Waren gelangen häufig über Drittstaaten nach Russland, die sich den Maßnahmen der Europäischen Union und ihrer Partner nicht angeschlossen haben. Handelsdaten zeigen, dass entsprechende Lieferketten oft in der EU beginnen. Ermittlungen weisen zudem auf organisierte kriminelle Strukturen hin, die mit hohem finanziellen Einsatz und der Aussicht auf erhebliche Gewinne agieren.
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