zum Hauptinhalt
Über den Volksentscheid „Berlin 2030 Klimaneutral“ wird am 26. März abgestimmt.

© IMAGO/A. Friedrichs

„Sonst werden wir ein irrelevantes, kleines Dorf“ : Mehr als 100 Berliner Unternehmer unterstützen Klima-Volksentscheid

In zwei offenen Briefen sprechen sich namhafte Berliner Unternehmer für den Klima-Volksentscheid aus. Sie appellieren auch an den Unternehmergeist der Stadt.

Mehr als einhundert Berliner Unternehmerinnen und Unternehmer rufen in zwei offenen Briefen dazu auf, den Volksentscheid „Klima Berlin 2030 klimaneutral“ am 26. März zu unterstützen.

Die eine Liste, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt, versammelt dabei nicht nur die Leitungen von Unternehmen, die mit erneuerbaren Energien ihr Geld verdienen, sondern auch vom Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de, dem Preisvergleichsportal Idealo, dem Solaranlagen-Anbieter Enpal, der PR-Agentur Piabo, dem E-Scooter-Anbieter Tier, dem Online-Optiker Mister Spex, der Online-Bank N26 und den Gründer von Gameduell.

Angesichts der dramatischen Zuspitzung der Klimakrise sei nun jede politische, unternehmerische und institutionelle Ebene gefragt, den Hebel in Richtung Klimaneutralität umzulegen: „Eins ist klar: Nicht-Handeln beim Klimaschutz ist deutlich teurer für die Gesellschaft als sofortiger und ambitionierter Klimaschutz.“ Wenn Paris, Lissabon und Rom sich bereits zum Ziel gesetzt hätten, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden, müsse sich auch Berlin dies vornehmen.

Nur mit echt ambitionierten Zielen kann man wirklich Großes erreichen.

Albrecht von Sonntag, CEO von Idealo 

Die Unterzeichnenden appellieren an den Unternehmergeist der Stadt, um sich auf eine baldige Klimaneutralität auszurichten: „Jedes große unternehmerische Vorhaben startet mit einer positiven Vision.“ Oft sei es am Anfang der Reise noch unklar, wie genau man ans Ziel kommt. „Wir wollen aber am Ziel Klimaneutralität festhalten und dabei Haltung und Verantwortung zeigen für ein wettbewerbsfähiges, modernes, energieunabhängiges und lebenswertes Berlin.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Wichtig für den Standort Berlin

Selten habe er ein so klares Aufbruchssignal in der Digital-, Technologie- und Finanzindustrie für die Klimaneutralität gesehen, sagte Mitunterzeichner David Wortmann von DWR eco dem Tagesspiegel. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn Technologie-Unternehmer:innen melden sich politisch sonst nicht gerne zu Wort.“ Für Ina Remmers von nebenan.de ist es entscheidend, „dass wir uns jetzt mit geballter Kraft auf den Weg Richtung Klimaneutralität machen. Die Politik hat die Unterstützung von den vielen Nachbarinnen und Nachbarn hier in Berlin.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Albrecht von Sonntag von Idealo weist auf die Relevanz von Klimaneutralität für den Wirtschaftsstandort hin: „Wir müssen unsere Wirtschaft klimafreundlich umbauen, und je schneller uns das gelingt, desto erfolgreicher werden wir im internationalen Wettbewerb sein.“ Der Frage, wie realistisch eine Klimaneutralität bis 2030 ist, weicht er aus: „Klar ist jedenfalls: Nur mit echt ambitionierten Zielen kann man wirklich Großes erreichen. Denn das lässt uns anders über den Weg dahin nachdenken.“

Klimaneutralität vor 2030 realistisch?

Jochen Wermuth, Initiator des zweiten Unternehmeraufrufs zur Unterstützung des Volksentscheids, positioniert sich da deutlich forscher: Klimaneutralität bis 2030 sei wegen des schnellen Wachstums der erneuerbaren Energien „garantiert machbar“, so der Berliner Unternehmer und Investor, der den Volksentscheid mit 100.000 Euro auch massiv finanziell unterstützt hat. Viele Regionen der Welt würden schon vor 2030 klimaneutral sein. „Wenn wir so weitermachen, werden wir ein irrelevantes, kleines Dorf.“

Dementsprechend betont auch der von ihm initiierte Aufruf, dass Berlin als Standort sich massiv Chancen vergebe, wenn man nicht zügig auf dieses Ziel hinarbeite: „Ein fortschrittliches und digitalisiertes Berlin mit niedrigeren Energiekosten, innovativen Mobilitätskonzepten und einer begrünten Innenstadt macht unseren Standort attraktiver für Unternehmen und Mitarbeitende aus der ganzen Welt.“

15 Unternehmer haben diesen Aufruf unterschrieben, darunter der Mitgründer von Mymüsli, der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende des Sprachlern-App-Anbieters Babbel und die geschäftsführenden Gesellschafter der Florida Entertainment GmbH. Mit ihrem offenen Brief wollen sie auch dem Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes UVB, Christian Amsinck, „entschieden widersprechen“. Der hatte Ende Februar erklärt, die Berliner Wirtschaft sehe die Ziele des Volksentscheids kritisch: „Den Berlinerinnen und Berlinern vorzugaukeln, die Hauptstadt könne bis 2030 klimaneutral werden, ist unredlich. Das Ziel ist schlicht nicht erreichbar.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false