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Studi-Apartments in Friedrichshain: Tiefbauarbeiten lösen Risse in Nachbarhäusern aus
Tiefbauarbeiten für Studierenden-Apartments in Berlin-Friedrichshain erschüttern angrenzende Häuser aus der Gründerzeit. Das Bezirksamt hat einen Baustopp verhängt.
Stand:
Eigentlich sollten Fundamente dazu dienen, Gebäude zu stabilisieren. Am Markgrafendamm 7-10 in Friedrichshain ist aktuell allerdings das Gegenteil der Fall: Durch Tiefbauarbeiten sind in den letzten Monaten etliche Risse in den Nachbarhäusern entstanden.
Seit Anfang 2022 baut der Immobilienentwickler Quarterback Immobilien hier das Projekt „The Fizz“, ein Apartmenthaus für Studierende. Seit vergangenem Sommer wird am Fundament gearbeitet. Bereits im Dezember mussten die Bauarbeiten wegen Rissen im Markgrafendamm 6 und 10 eingestellt werden.
Am 25. Mai nun hat die Bauaufsicht erneut einen Baustopp angeordnet, laut Bezirksamt wegen „Rissen am Giebel“, die durch die „Gründungsarbeiten“ ausgelöst worden seien. Der Baustopp gilt weiterhin. Laut Bezirksamt gibt es allerdings keine unmittelbare Gefahr für die Bewohner, daher sei eine „Nutzungsuntersagung“ der Nachbarhäuser der Baustelle auch nicht erforderlich.
In der Nacht hat man es krachen gehört und den Putz von den Wänden rieseln.
Bewohnerin des Hauses Markgrafendamm 6
Die Bewohner selbst sind allerdings höchst beunruhigt über die Risse. Mitte Januar habe es zwei Tage gegeben, an denen man die Arbeiten besonders gespürt habe, berichtet eine Bewohnerin des Hauses Markgrafendamm 6: „In der Nacht hat man es krachen gehört und den Putz von den Wänden rieseln.“
Viele Bewohner bekämen seitdem ihre Balkontüren und Fenster nicht mehr auf. Die Zimmertüren innerhalb der Wohnungen ließen sich hingegen nicht mehr richtig schließen. Das Nachbarhaus am Markgrafendamm 10 sei seit Beginn der Bauarbeiten um 7 Zemtimeter abgesunken. Zwischen den Häusern Markgrafendamm 5 und 6 sowie Markgrafendamm 10 und 11 klafft nun jeweils ein langer Riss. Teilweise scheine dadurch das Sonnenlicht, erzählt die Anwohnerin.
Untergrund instabiler als gedacht
Die Bauherrin Quarterback schreibt auf Tagesspiegel-Anfrage, dass „beim Bauen in gründerzeitlicher Umgebung immer von unbekannten Faktoren auszugehen“ sei: „Geringe statische Beeinträchtigungen von Gründerzeithäusern auf Nachbargrundstücken sind ein normaler Begleitumstand im Bauprozess.“ Der Untergrund habe sich aber „entgegen der Einschätzung aller beteiligten Prüfingenieure und Planer instabiler als gedacht gezeigt.“
Während des Bauprozesses überprüfe allerdings zweimal wöchentlich ein öffentlich bestellter Prüfingenieur die Baustelle auf eventuelle Gefährdungen. Das hat laut Quarterback auch dazu geführt, dass bereits vier Wochen vor dem nun geltenden Baustopp eine „umfangreicheres Gründungskonzept als ursprünglich vorgesehen“ beschlossen wurde: Per Hochdruckverfahren in den Boden gespritzter Beton soll für mehr Stabilität sorgen.
Die Nachbarn fragen sich allerdings auch, wann die bereits entstandenen Schäden in ihren Wohnungen wieder behoben werden. Dem Tagesspiegel kündigte Quarterback am 26. Mai an, man werde in der kommenden Woche mit Reparaturen an Fenstern und Türen im Markgrafendamm 6 beginnen. Eine Bewohnerin dort berichtet dem Tagesspiegel allerdings: Zwar seien tatsächlich Handwerker im Auftrag der Quarterback vorbeigekommen, allerdings ohne Werkzeug. Repariert worden sei nach ihrer Kenntnis nichts.
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