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Die Giga-Factory in Grünheide bei Berlin beschäftigt inzwischen 8300 Mitarbeiter.

© dpa / Patrick Pleul

Unternehmensverbände rechnen mit schwierigem Jahr : Aber „Tesla-Effekt“ rettet Brandenburg vor der Rezession

Die Wirtschaft in Berlin könnte dieses Jahr stagnieren, im Nachbarland läuft es etwas besser. Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg wünschen sich einen neuen Senat ohne Regierende von den Grünen.

Brandenburg könnte dieses Jahr Berlin hinter sich lassen beim Wirtschaftswachstum. Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) rechnen für Berlin mit einer schwarzen Null beim Bruttoinlandsprodukt, für Brandenburg allerdings mit einem leichten Plus von 0,5 Prozent. Beide Ziffern liegen knapp über der Prognose der Bundesbank für Gesamtdeutschland. Die liegt bei minus 0,5 Prozent.

„Es wird kein einfaches Jahr“, sagte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer des UVB beim Jahresauftakt-Pressegespräch am Mittwoch. Die „multiplen Krisen“ als Folge von Krieg und Inflation sorgten für „Skepsis und massive Unsicherheit in den meisten Branchen“. Erst in der zweiten Jahreshälfte könnte die Wirtschaft der Region „in den grünen Bereich zurückkehren“. Auch das deckt sich mit der vorsichtigen Einschätzung der Bundesbank.

Im abgelaufenen Jahr hätten vor allem die Hilfspakete von Bund und Ländern das Schlimmste verhindert, das Volumen der Milliardensummen zur Dämpfung der Energiepreise sei in der Geschichte Deutschlands einmalig, das habe vor allem Handel, Dienstleistungen und dem Gastgewerbe geholfen. „Das Weihnachtsgeschäft im Handel war besser als erwartet“, sagte Amsinck.

In der Bauindustrie und bei der Industrie habe es allerdings wegen steigender Preise bei Baumaterialien, steigender Zinsen und unterbrochener Lieferketten teils erhebliche Einbrüche gegeben.

34 %
So stark stieg das Volumen der Aufträge für Brandenburgs Industrie in 2022.

In Brandenburg habe sich vor allem der „Tesla-Effekt“ bemerkbar gemacht; das inzwischen größte Industrieunternehmen Brandenburgs habe eine Kette von Folgeinvestitionen ausgelöst und zu neuen Ansiedlungen geführt. Die Auftragseingänge in der Industrie stiegen deshalb in Brandenburg 2022 um 34 Prozent, während sie im Bundesdurchschnitt um 3,8 Prozent schrumpften. In Berlin stagnierte der Wert.

Bei Tesla in Grünheide am östlichen Berliner Stadtrand hätten inzwischen 8500 Menschen einen Job gefunden, davon 60 Prozent aus Berlin, 1200 seien vorher arbeitslos gewesen. Die UVB rechnen auch in diesem Jahr mit einem Plus an Arbeitsplätzen in Berlin und Brandenburg, trotz der schwachen Konjunktur.

230
Millionen Euro würden eine Arbeitsplatzumlage die Wirtschaft kosten.

Amsinck erneuerte seine Kritik an der geplanten Ausbildungsplatzabgabe des Senats. Das Verfahren würde die Wirtschaft im Volumen von 230 Millionen Euro belasten und eine neue Behörde mit 200 Mitarbeitern erfordern. Vom neugewählten Senat erwarteten die Unternehmen, dass sie in dieser Krisensituation nicht mit zusätzlichen Belastungen „gequält“ werden.

Negativ bewertete der UVB-Chef auch die Forderungen des „Klima-Volksentscheids“ nach einer Klimaneutralität bis 2030, das sei unrealistisch und eine „Irreführung der Bevölkerung“.

Grafik zum Wachstum in Berlin und Brandenburg und Berliner Touristenzahlen
Grafik zum Wachstum in Berlin und Brandenburg und Berliner Touristenzahlen

© Fabian Bartel

Die Debatte um eine Enteignung von Wohnungsunternehmen sei ebenfalls schädlich für Wirtschaft, In diesem Zusammenhang machte Amsinck deutlich, dass er sich die grüne Spitzenkandidatin Bettina Jarasch nicht als Regierende Bürgermeisterin wünscht. „Wie soll denn eine Bürgermeisterin, die ihre Sympathie für die Enteignung geäußert hat, mit der Wohnungswirtschaft sprechen?“

Es gehe dabei nicht primär um Personen oder die Grünen als Partei, „aber um die inhaltliche Ausrichtung der Berliner Grünen. Die Enteignung spielt nur in Berlin eine Rolle, sonst nirgends in Deutschland.“ Das Agieren des grünen Wirtschaftsministers im Bund, Robert Habeck, habe auf den Berliner Landesverband bisher nicht abgestrahlt.

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