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Vertrag an der Haustür aufgeschwatzt bekommen?: Ein freundliches „Nein“ schützt in vielen Lebenslagen
Viele Menschen wollen Harmonie und treffen so Entscheidungen, die sie später bereuen. Markus Kamrad, Chef der Berliner Verbraucherzentrale, gibt Tipps, wie man solche Situationen besser meistern kann.

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Vor einiger Zeit erhielten wir den Brief eines Verbrauchers, dem auf einer organsierten Urlaubsreise teure Teppiche verkauft wurden. Eine moderne Variante der Kaffeefahrt. Die juristischen Fragestellungen mal außer Acht gelassen: Warum kaufen Menschen bei solchen Fahrten Waren?
Dem Verbraucher war es selbst im Nachhinein unklar. Aber es passiert ständig, dass wir Dinge kaufen, die wir eigentlich nicht wollen. Ein Grund, warum bei Haustürgeschäften – also dort, wo nicht ich den Laden aufsuche, sondern der Laden mich – ein Widerrufsrecht gilt.
Die Verbraucherzentralen haben mal auf eine Postkarte gedruckt: „Lass mich kurz nachdenken… NEIN!“ Mir persönlich ist das zu rotzig. Aber der Hinweis ist richtig. Warum lassen wir uns per Telefon Dinge aufschwatzen, die wir nicht brauchen, lassen uns auf Parkplätzen Abos andrehen, nach denen wir nie gesucht haben, obwohl tief in uns drinnen die ganze Zeit der innere Verbraucherschützer Warnsignale gibt?
Wir suchen Harmonie und Konsens. Das ist erstmal gut. Wir sind soziale Wesen. Und wenn man sich den Zustand der Gesellschaft anguckt, kann etwas mehr Freundlichkeit und gegenseitige Wertschätzung nun wirklich nicht schaden. Aber es muss nicht unfreundlich sein, nein zu sagen. Im Gegenteil. Es heißt nicht umsonst „Clear is kind“. Klar ist freundlich.
Wenn wir uns vor schwierigen Gesprächen oder Aussagen drücken, führt das meist zu nichts Gutem. Der Freund hat keine Chance, sich anders zu verhalten, die Kollegin weiß immer noch nicht, was ich eigentlich will, oder ich ärgere mich über einen Anzug, von dem ich eigentlich wusste, dass er mich nicht glücklich machen wird.
Seien Sie klar, weil es dem Gegenüber hilft und Sie schützt. Niemand hindert Sie daran, dabei wertschätzend und freundlich zu sein, selbst gegenüber dem nervigsten Verkäufer. Nicht seinetwegen. Ihretwegen.
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