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Sebastian Stiezel ist seit 2022 Präsident der Berliner IHK.

© privat

Von Klimaschutz bis zum Tempelhofer Feld: Berlins Politik muss über die nächste Wahl hinausdenken

In Folge 17 unserer Kolumne „In der Lobby“ von Berliner Wirtschaftsvertretern fragt IHK-Präsident, warum es der Politik so schwerfällt, über die Legislaturperiode hinauszudenken.

Sebastian Stietzel
Eine Kolumne von Sebastian Stietzel

Stand:

Berlin ist einmalig! Start-up-Hauptstadt, exzellenter Wissenschaftsstandort, eine pulsierende Metropole. Leider bleibt die Stadt unter ihren Möglichkeiten. Wie ein Fußballprofi, der als ewiges Talent den Anschluss an die Weltspitze dann doch nicht schafft. Und man fragt sich: Woran liegt das? In der Regel am Management! Warum verliert sich Berlin so oft im Klein-Klein, anstatt mutig über den Tellerrand der aktuellen Legislaturperiode hinauszudenken?

Aktuelles Beispiel: Berlin will – völlig zu Recht – lieber gestern als heute klimaneutral sein, die dafür ebenfalls notwendige Mobilitätswende verheddert sich allerdings zwischen Kiezblocks, Pop-up-Radwegen und autofreien Flaniermeilchen. Und legt dann einer der großen Träger der Verkehrswende eine wirklich langfristig gedachte Skizze für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs vor, wird der Entwurf fast reflexartig zerrissen. So wie es jüngst der BVG mit ihren Vorschlägen für den U-Bahn-Ausbau widerfuhr. Wir brauchen weniger „geht nicht“, aber mehr „so könnte es gehen“.

Gerade weil der Klimawandel rasant voranschreitet, gerade weil der Wohnungsmangel in Berlin groß ist, gerade weil die Qualität der Bildung in Berlin so desaströs ist, brauchen wir doch mehr unkonventionelle, mutige – ja visionäre – Ideen, um den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verpassen.

Politik und Verwaltung müssen dabei nicht nur Teil, sondern Wegbereiter für Visionen und Innovationen sein. Zugegeben, das klingt gerade für Berliner Ohren revolutionär. Raum für Visionen bietet in Berlin zum Beispiel das Tempelhofer Feld. Dass die potenziellen Koalitionspartner sich auf eine Randbebauung geeinigt haben, darf nur der erste Schritt sein.

Hier besteht die möglicherweise einmalige Chance, ein zukunftsweisendes Modell für die soziale und klimagerechte Stadt zu schaffen. Ich hoffe nur, dass die Politik den Mut hat, groß und über die nächste Wahl hinauszudenken, auch wenn die erwartbaren Proteststürme über das ehemalige Flugfeld wehen.

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