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Danièl Lautenschlag hilft den Krankenhäusern.

© WortGefecht

Weiterbildung beim Anti-Gewalt-Coach: Pflegekräfte und Ärzte der Berliner DRK-Kliniken trainieren Selbstschutz

Weil es in Rettungsstellen immer wieder Angriffe auf Beschäftigte gibt, setzen einige Krankenhäuser neben Deeskalationstraining auch auf Selbstschutz-Techniken.

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Pöbeln, bedrohen, schlagen. Dass Patienten und ihre Angehörigen mitunter ungehemmt Pflegekräfte und Ärzte angreifen, davon zeugten zuletzt Bilder aus der Überwachungskamera der Sana-Klinik in Berlin-Lichtenberg: Drei Brüder attackieren das Rettungsstellenpersonal. Die DRK-Kliniken in der Hauptstadt wollen ihre Beschäftigten nun besser schützen – und systematisieren entsprechendes Training.

Seit einigen Jahren schon gibt es einen DRK-Deeskalationsmanager, der die Beschäftigten unter anderem darin schult, Konflikte rechtzeitig zu erkennen. An diesem Dienstag starten nun körperlicher orientierte Kurse mit dem über Berlin hinaus bekannten Kampfsportexperten Danièl Lautenschlag. Pflegekräfte und Ärzte sollen Angriffe „möglichst unversehrt“ überstehen, teilen die DRK-Kliniken mit: „Das braucht regelmäßige Übung, denn eigene Hemmungen müssen überwunden, Handgriffe ‘automatisiert’ werden.“

Monatlich drei Stunden Training im Dienst

An allen Standorten der DRK-Kliniken in Berlin wurden Gruppen einberufen, in denen ein Jahr lang drei Stunden jeden Monat trainiert wird. Dies gilt als Arbeitszeit und wird in den Dienstplänen berücksichtigt. Für knapp 200 Beschäftige, darunter Azubis, startet jetzt das Programm.

Wir verankern diese Trainings zukünftig schon in der Ausbildung.

Christian Friese, Geschäftsführer der Berliner DRK-Kliniken

„Es geht darum, möglichst überall Prinzipien, also ein Set an Methoden anwenden zu können, wenn Pflegekräfte und Ärzte in Gefahr sind“, sagte Lautschlag dem Tagesspiegel vor einigen Monaten. „Wer einen drohenden Angriff rechtzeitig erkennt, verhindert ihn leichter: vor allem verbal und durch die Körperhaltung, als Ultima Ratio auch mit bestimmten Handgriffen.“ Wobei letzteres oft nicht nötig sein werde.

Zunehmend Übergriffe in Krankenhäusern

„So schwer es fällt, die Übergriffe auf unsere Kolleginnen und Kollegen ertragen zu müssen, so sehr sind sie doch eine Realität, mit der wir umgehen müssen“, sagt Christian Friese, Chef der Geschäftsführung der DRK-Kliniken. „Auch deswegen verankern wir diese Trainings zukünftig schon in der Ausbildung.“

Berlins DRK-Kliniken mit 1500 Betten sind eine frei-gemeinnützige Kette mit den drei bekannten Häusern in Westend, Wedding und Köpenick. Insgesamt circa 200.000 Patienten im Jahr werden von fast 4000 Beschäftigten versorgt. Träger ist die DRK-Schwesternschaft.

Laut einer Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft vom April meldeten 73 Prozent der Kliniken, die Zahl gewalttätiger Übergriffe sei in den letzten fünf Jahren gestiegen. Wie berichtet, nahmen in Berlin auch die polizeilich registrierten Fälle zu. Aus den Krankenhäusern heißt es, oft bedrohten Großfamilien insbesondere Ärztinnen und Pflegerinnen in den Notaufnahmen. Dazu gehe öfter von psychiatrischen Fällen und Patienten unter Drogen- oder Alkoholeinfluss eine Gefahr aus.

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