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 Veranstaltung in der Mendelssohn-Remise.

© Manfred Fuß/Mendelssohn-Gesellschaft

Trotz Mieterhöhung: Die Kultur lebt weiter in der Jägerstraße

Spenden machen es möglich: Die Mendelssohn-Remise bietet auch 2025 Konzerte und Lesungen in der ehemaligen Bank-Kassenhalle an.

Stand:

Das Jahresprogramm liegt frisch ausgedruckt vor, geziert mit dem Titelfoto der schönen „tragischen Diva“ Eleonora von Mendelssohn (1900-1951): Die Mendelssohn-Remise in der Jägerstraße wird nun doch auch 2025 Konzerte, Lesungen und Stadtspaziergänge anbieten.

Dass das möglich ist, war vor wenigen Monaten noch unklar: Der Mietvertrag lief aus, wegen Mieterhöhung war die Arbeit der Remise akut gefährdet, eine Schließung zum Jahresende stand zur Debatte. Die Einrichtung in der ehemaligen Kassenhalle der Mendelssohn-Bank erhält seit dem Start des Projektes 2006 keine öffentliche Strukturförderung und kann nur dank Spenden und des Engagements zahlreicher Ehrenamtlicher eine Ausstellung zur Mendelssohn-Familie und ein anspruchsvolles Kulturprogramm anbieten.

Vor Weihnachten konnte ein neuer Vertrag mit dem Eigentümer, der Union Investment, unterschrieben werden. Er beinhaltet eine Mieterhöhung um gut ein Drittel und stellt die Trägerin der Remise, die Mendelssohn- Gesellschaft, vor erhebliche Herausforderungen.

Wir haben Zeit gekauft, um eine dauerhafte Lösung zu finden.

Thomas Lackmann, Mendelssohn-Gesellschaft

„Das Jahr 2025 können wir, da wir großzügige Einzelspenden erhalten haben, stemmen“, sagt Thomas Lackmann, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft. „Wir haben damit aber im Grunde nur Zeit gekauft, um eine dauerhafte Lösung zu finden.“

Wie die aussehen könnte, ist unklar, zumal in Zeiten schrumpfender Kultur-Etats. Aber zunächst geht es weiter: mit eingespielten Reihen wie den „Sonntagsmusiken“ oder der „Teestunde“ und dem August-Festival „The Last Rose of Summer“.

Regelmäßig stehen auch Veranstaltungen zur weitgefächerten Mendelssohn-Verwandtschaft auf dem Programm, etwa zur Assimilation des preußischen Diplomaten Jacob Ludwig Salomon Bartholdy (1779–1825), zu dem osmanischen Feldarzt Arnold Mendelssohn (1817-1854), der deutschen Zeitungslesern den Orient erklärte, oder der Schauspielerin Eleonora von Mendelssohn, die in diesem Jahr 125. Geburtstag feiert (Konzert im Juni).

125. Geburtstag: die Schauspielerin und Emigrantin Eleonora von Mendelssohn (1900-1951).

© Sammlung Bernouilli

Neue Perspektiven ergeben sich aus einer möglichen Zusammenarbeit mit dem Verein „Meet2respect“, seit Januar Untermieter in den angrenzenden Büroräumen, der Tandems aus jüdischen und muslimischen Mitarbeitern in Schulen schickt. Auch der Verein „DEVI - Demokratie und Vielfalt“, der Lehrerfortbildungen zur Prävention gegen demokratiegefährdende Ideologien anbietet, arbeitet mit der Remise zusammen.

„Wir möchten künftig über das Kulturprogramm hinaus auch verstärkt Bildungsarbeit für die junge Generation betreiben, am authentischen Mendelssohn-Ort den Dialog zwischen Religionen fördern und über Antisemitismus aufklären“, sagt Vorstandsvorsitzender Sebastian Panwitz.

Ganz im Sinne des „muslimisch-jüdischen Abendbrots“, das die Politikwissenschaftlerin Saba Nur Chema und der Historiker Meron Mendel im April als Beitrag zur Reihe „Mendelssohn-Lektionen“ in der Remise vorstellen werden.

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