
© dpa / dpa/Jens Kalaene/VG Bild-Kunst, Bonn 2023
VW sponsert freien Eintritt: Der positive SUV-Effekt
Automobilkonzern ermöglicht Besuch der Nationalgalerie ohne Ticket. Damit wird der Zugang zur Kunst für mehr Menschen möglich.

Stand:
Berlin, nun freue Dich! Ist ein gefährlicher Satz, weil Freude ohne Reue in der Hauptstadt nicht wirklich zu bekommen ist. Der Automobilkonzern VW sponsert den Eintritt in die Neue Nationalgalerie. Zwischen 16 und 20 Uhr sind an jedem Donnerstag die Sonderausstellungen in der oberen Halle, die Sammlungspräsentation im Untergeschoss und der Skulpturengarten ohne Ticket zugänglich.
Berlin meckert
In der deutschen Zentrale des Meckerns kann das nicht ohne Widerspruch wahrgenommen werden. Der VW-Konzern betreibt damit Art-Washing wie der Wüstenstaat Katar mit der Fußball-WM Sport-Washing betrieben hat. Mit der Absicht „Der Zwerg reinigt die Kittel“ soll das jeweilige Image aufpoliert werden. Katar ist dann nicht länger eine astreine Autokratie und VW nicht länger ein astreiner Automobilhersteller.
Toll, und was ist mit dem CO2? Fahren künftig an jedem Donnerstag noch mehr Autos zur Nationalgalerie und emittieren Fahrer und Mitfahrer in den Kunsttempel?
Die Mecker-Liste könnte ohne größere Anstrengung länger und länger werden. Muss sie aber nicht, denn:
Kunst kommt direkt von Können und indirekt von Kapital. Das Volkswagen-Format Art4ALL profitiert von Produktion und Verkauf seiner Autos. Der große Gewinn geht dahin und dorthin, jetzt geht er auch in einen kostenlosen Museumsbesuch, schon praktiziert beim Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, im Kunstmuseum Wolfsburg oder beim MoMA in New York – und künftig auch bei der Neuen Nationalgalerie in Berlin.
Wäre nur schön, wenn mehr Institutionen für Kunst und Kultur derart gesponsert würden. Wenn der der eine oder die andere zum Besuch animiert wird. Schon der freie Eintritt an jedem ersten Sonntag im Monat hat gezeigt, dass der breite Zuspruch zu den Museen durchaus mit den Zugangsbedingungen zusammenhängt. Der saloppe Spruch „Was nichts kostet, ist auch nichts wert“ wird auf sehr erfreuliche Weise ad absurdum geführt.
Freie Zugänge für alle
Nicht jedwede Kunst braucht Zustimmung, jedwede Kunst braucht aber Zuspruch. Ein freier Zutritt kann eine Einladung dazu sein, offeriert die Chance auf Kreativität und Staunen, Amüsement und Reflexion. Volkswagen erleichtert diese Zugänge, ermöglicht Kunst frei für alle.
Darüber kann ich mich nur freuen.
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