
© dpa/Bernd von Jutrczenka
Berlins Flughafen vor dem Ferien-Ansturm: Wie der BER mit Hightech die Wartezeiten reduzieren will
Der BER hat massiv investiert, damit Passagiere nicht mehr lange warten müssen. Bei Problemen mit den Bodendienstleistern greift eine neue Taskforce ein.
Stand:
Kaum hat der BER den verkehrsreichsten Tag der Saison überstanden, folgt der nächste Spitzentag: Etwa 85.000 Passagiere werden an diesem Freitag zum Beginn der Sommerferien erwartet. Am Montag, nach dem EM-Finale, waren es noch ein paar mehr. Es sind solche Tage, an denen die Gruselgeschichten von verpassten Flügen und stundenlangem nächtlichen Warten aufs Gepäck entstehen. Jetzt will das Management des Berliner Flughafens zeigen, dass es besser geht. Auf einer Tour über den Flughafen zum Ferienbeginn wurde der Aufwand gezeigt, der dafür getrieben wird.
Die 2022 als Europapremiere am BER eingeführte Zeitfensterbuchung für die Sicherheitskontrolle, „BER Runway“ genannt, ist der wichtigste Tipp, den Betriebsvorstand Thomas Hoff Andersson den Passagieren gibt. Um Kunden noch spontan zur Reservierung zu animieren, statt sich auf gut Glück an einer der oft längeren Warteschlangen anzustellen, zeigen jetzt Monitore im Terminal freie Restplätze an. Daneben, zwischen den Bordkartenscannern, steht seit wenigen Tagen ein neues Gerät: Wer sich die App „Smart Depart“ aufs Handy lädt, kann sich per Gesichtserkennung identifizieren und erhält ein auf zwei Stunden verlängertes Zeitfenster.
Bisher gibt es laut Andersson zwei solcher Automaten; je nach Resonanz würden weitere beschafft. Wobei die Gesichtserkenner eher Gimmick als großer Zeitgewinn sind, denn registrieren und sein Gepäcklabel ausdrucken kann man sich ebenso gut an den 120 anderen Self-Check-In-Automaten. Aber beim nächsten Schritt, der SB-Gepäckaufgabe, haben sie am BER Beschleunigungspotenzial erkannt: Viele Passagiere waren unsicher, ob die Technik den Strichcode auf dem Klebestreifen richtig erkannte. Entsprechend ungern trennten sie sich von ihrem Koffer. Jetzt gibt es Handscanner wie an der SB-Kasse im Baumarkt, die mit einem Piep signalisieren, dass alles klargeht.
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Im Terminal 2 wird das Handgepäck per Computertomograf durchleuchtet
Noch viel mehr Zeitgewinn bringt allerdings die neue Handgepäckkontrolle, die zu Jahresbeginn im Terminal 2 installiert wurde und auch im Terminal 1 kommen soll: Statt der bisherigen Röntgengeräte durchleuchten Computertomografen das Handgepäck von allen Seiten. Das daraus gewonnene 3D-Bild ist gut genug, um das Auspacken von Flüssigkeiten und elektronischen Geräten zu ersparen. Der Verantwortliche der Bundespolizei schätzt, dass dank der CT-Scanner in der gleichen Zeit doppelt so viele Menschen durch die Kontrolle kommen. Ein Riesengewinn speziell in den Ferienwochen, in denen rund 3,6 Millionen Reisende erwartet werden, davon viele ohne Flughafenroutine.
Wenn es bei den Dienstleistern hakt, kommt das Resilienz-Team – ob sie wollen oder nicht
Was die Passagiere möglichst nicht zu sehen bekommen, ist das sechsköpfige „Resilienzteam“, das seit Anfang Juli täglich von 17 bis 1 Uhr bereitsteht, um den Bodendienstleistern zu helfen, wenn die Abfertigung gelandeter Maschinen hakt. Das Team ist eine Konsequenz aus den häufigen Problemen mit der Gepäckausgabe. Und: Es kommt, ob die Dienstleister wollen oder nicht, wie Andersson sagt. Beispielsweise werde das Team alarmiert, wenn sieben Minuten nach Ankunft einer Maschine noch keine Brücke angedockt hat oder kein Gepäckband kommt.

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Die zwangsweise Nachhilfe werde den Dienstleistern in Rechnung gestellt. Einzige, in letzter Zeit relativ häufige Ausnahme: Wenn es in weniger als fünf Kilometern Entfernung vom Flughafen gewittert, muss die Abfertigung eingestellt werden.
Wir machen ganz viel, um die Bodenverkehrsdienste in eine super Position zu bringen.
Thomas Hoff Andersson, Betriebsvorstand am BER
Wo es keine Fluggastbrücken gibt, gibt es Treppen, die öfter mal herumgeschoben werden. Damit das aufhört, soll noch im Sommer jede Parkposition eine Treppe bekommen. „Wir machen ganz viel, um die Bodenverkehrsdienste in eine super Position zu bringen“, sagt Andersson. Erfahrungsgemäß resultierten die meisten Probleme nicht aus Personalmangel, sondern aus fehlerhafter Organisation.

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Passend zu dieser Erkenntnis wurden auf dem Terminaldach kürzlich Kameras mit Bilderkennung und lernender Software installiert, die die Logistikschritte – Gepäck raus und rein, Reinigung, Catering, Sicherheitscheck, Auftanken und so weiter – zwischen Landung und Start jeder Maschine beobachten und erkennen, ob sie pünktlich wieder wegkommt.
Was trotz aller Technik nicht klappt, lässt sich vielleicht durch Aufklärung verbessern: Im vergangenen Jahr mussten aus aufgegebenem Gepäck am BER 29.000 Feuerzeuge, 16.000 Powerbanks und 9000 E-Zigaretten herausgefischt werden, die in Koffern verboten sind. Und jeden Tag bleiben Koffer im Gewirr der Gepäckförderanlage hängen, weil sie mit Folie umwickelt sind. Folie, die nicht rutscht, sondern klebt.
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