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Berlin testet zurzeit jeden und jede, die aus einem Risikogebiet zurück kommt. Das belastet die Testkapazitäten stark.

© Kay Nietfeld/dpa

Zu 93 Prozent ausgelastet und Material wird knapp: Berlins Labore stoßen an ihre Grenzen bei Corona-Tests

Die Kapazität für Durchführung und Analyse der Abstriche auf Covid-19 ist fast ausgereizt. Das liegt auch an den Tests für Urlaubsrückkehrer.

Weil die Labore in Berlin bald mit den Corona-Massentests überlastet sein dürften, meldet der Senat „Abstimmungsbedarf“ zwischen Bund und Ländern an. Das sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD); auch Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) will noch an diesem Montagabend mit ihren Amtskollegen über die Lage beraten.

Wie der Tagesspiegel aus Senatskreisen erfuhr, wurden vergangene Woche berlinweit 56.000 Männer, Frauen und Kinder auf das auch Sars-Cov-2 genannte Virus getestet. Dabei soll in 5000 Fällen erneut „Verzögerungen“ gegeben haben, die Proben dazu waren von Reisenden am Flughafen Schönefeld genommen worden.

Senatorin Kalayci sagte im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses, dass die Kapazitäten für Tests „an Grenzen“ stoßen – durchaus auch durch die massiven Testungen der Reiserückkehrer: „Wir liegen in den Laboren jetzt bei 93 Prozent“, sagte Kalayci.

Hinzu komme die Information durch die Labore, dass die Knappheit von Verbrauchsmaterialien die Testkapazitäten weiter einschränken werde.

Die Senatorin ist derzeit Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) und hatte für die Massentests an Flughafen und Bahnhöfen plädiert: Ein großer Teil der Infektionen sei bis vor Kurzem auf Reisende aus Risikogebieten zurückgegangen.

Inzwischen spielten sie bei den Neuinfektionen eine abnehmende Rolle, ihr Anteil sei von etwa 50 Prozent auf 34 Prozent gesunken.

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Umgedreht zeigten die Tests an Berlins Flughäfen, am Zentralen Omnibusbahnhof sowie am Hauptbahnhof, dass ein Prozent der Proben positiv sei. Wie berichtet, forderten die Leiter der Berliner Labore, vorrangig Personen mit Covid-19-Symptomen zu testen und nicht alle Rückkehrer – um Kapazitäten für tatsächliche Verdachtsfälle zu haben.

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) braucht Personal - in Berlin wird viel auf das Coronavirus getestet.
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) braucht Personal - in Berlin wird viel auf das Coronavirus getestet.

© Britta Pedersen/dpa

Selbst wenn Kalayci in Absprache mit Senatschef Müller an den Massentests an den Flughäfen festhalten will, braucht sie dafür Personal. Wie berichtet soll das Personal der landeseigenen Klinikkonzerne Charité und Vivantes bis September abziehen.

Krankenhäuser sind gesetzlich für die stationäre Versorgung da, für ambulante Proben wären Praxisärzte und Gesundheitsämter zuständig. Während die Senatorin mit der für die Praxen zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung verhandelt, fehlen in den zwölf Berliner Gesundheitsämtern insgesamt fast 500 Mitarbeiter. Zumindest dann, wenn der senatseigene Personalschlüssel zugrunde gelegt wird.

Müller: Müssen über Obergrenzen für Veranstaltungen sprechen

Müller sagte, dass bei der Videokonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag darüber zu sprechen sei, „wie wir zu mehr Kapazitäten kommen, wenn wir sagen, wir wollen die Tests hochfahren“. Corona-Tests für diesen Personenkreis müssen aus Müllers Sicht nicht zwingend für die Betroffenen kostenlos bleiben.

„Wenn das dauerhaft organisiert werden muss, dass Reiserückkehrer vor allen Dingen aus Risikogebieten getestet werden, muss man auch darüber reden, dass sie zumindest einen Beitrag leisten“, sagte Müller.

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Ein Thema bei der Telefon-Schalte der Länderregierungschefs mit der Kanzlerin werden auch Obergrenzen von Veranstaltungen sein: „Wir sollten zumindest diskutieren, ob es möglich ist, dazu gemeinsame Positionen zu bekommen, was Größenordnung und auch Bußgelder anbelangt“, sagte Müller.

Senatorin Kalayci wies im Gesundheitsausschuss noch daraufhin, dass einzelne Bezirke besonders hohe Fallzahlen aufwiesen. Sie liegen demnach in Mitte bei 20,7 je 100.000 Einwohner pro Woche, in Friedrichshain-Kreuzberg bei 19,6 - stadtweiter Durchschnitt ist 14,5. Solche hohen Werte seien nicht mehr nur einzelnen "größeren Ausbrüchen" zuzuordnen, sagte Kalayci: „Wir haben mehr Streueffekte, was die Sache komplexer und schwieriger macht, was die Eindämmungsstrategie angeht.“ (mit dpa)

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