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Das Olympiastadion in Berlin in roter Beleuchtung und vor blauem Himmel (Symbolbild)

© imago images/Matthias Koch/Matthias Koch via www.imago-images.de

Olympia als neue Erzählung für Berlin? : Mut statt Arbeitskreis – München und Hamburg zeigen, wie es geht

Oh Wunder! Am Dienstag beschließt Berlins Senat einen Arbeitskreis zur Olympiabewerbung, tags darauf legt der schon los. Allerdings: Klotzen für die Zukunft geht anders.

Alexander Fröhlich
Ein Kommentar von Alexander Fröhlich

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Ein Jahr vor der Entscheidung, welche deutsche Stadt oder Region für eine Olympiabewerbung für die Jahre 2036, 2040 oder 2044 ins Rennen gehen darf, gründet der schwarz-rote Senat einen Arbeitskreis.

Am Dienstag soll das Kabinett des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) beschließen, dass eine „zentrale Steuerungseinheit“ aufgebaut wird. Ihr Aufgabe lautet: „Umsetzung operativer Aufgaben im Rahmen der nationalen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele.“

Aber – jetzt kommt’s – die Einheit „wird als Projektgruppe in der Senatskanzlei zum 1. Oktober 2025 eingerichtet“. Ja, Sie haben richtig gelesen. So schnell geht das mit dem Arbeitskreis: Dienstag beschlossen, Mittwoch am Start. Hui! Das geht ja flott.

Aber Moment: Derselbe Senat hat doch schon am 22. Juli, also vor genau zwei Monaten, etwas beschlossen. Nämlich: „Für den weiteren Bewerbungsprozess soll durch das Land Berlin eine zentrale Steuerungseinheit eingesetzt werden.“ Seither und bis Dienstag sind geschlagene 70 Tage vergangen – für einen Arbeitskreis.

Das wirkt alles nicht so, als wäre die Olympiabewerbung eines der Topthemen des Senats. Denn die Sache kommt nicht recht in Schwung. Ganz anders Bayern: Dort machen München und Markus Söder, der Ministerpräsident des Freistaats von der CSU, ordentlich Wind. In der Landeshauptstadt steht am 26. Oktober – wenn der Wiesn-Kater besiegt ist – ein Bürgerentscheid an.

München und Hamburg investieren je 17 Millionen Euro

Allein der kostet 6,4 Millionen Euro. Und entscheiden sich die Münchner dafür, lassen es die Bayern krachen. Der „Spiegel“ rechnete anhand der Aktenlage vor, dass es am Ende 17 Millionen Euro sind – mindestens.

Auch die Hamburger machen vor, wie es geht. Erst nahmen Sie Berlin die Silvesterparty am Brandenburger Tor weg, das mit Feuerwerk zum Jahreswechsel als beliebtes Motiv weltweit durch die Medien ging. Nun könnten die Hanseaten Berlin auch den Siegerplatz bei der Bewerbung für die Olympischen Spiele abhängen. Und die Freie und Hansestadt macht auch die Kosten transparent. Auch hier sind es 17 Millionen Euro.

Berlin investiert 6,5 Millionen Euro

Und Berlin? Eine halbe Million Euro waren es in diesem Jahr. Sechs Millionen, so will es nun der Senat, sollen ab 2026 nochmal obendrauf kommen. Weil der Senat keine Volksabstimmung ansetzen kann, soll sich die neue Steuerungseinheit mit dem Geld mit der Stadtgesellschaft ins Benehmen setzen.

Wer die Spiele will, der darf nicht kleckern nach dem Motto: ‚Schau ma moi, dann seng ma’s scho.‘

Der Autor

Dafür und für Kommunikation, Marketing und Projektmanagement gibt es fünf Millionen Euro. Und weil Doppelstrukturen bekanntlich immer gut funktionieren und Berlin schlanke Verwaltung noch üben muss, geht die restliche Million an die Innenverwaltung, wo das Bewerbungskonzept geschrieben wird. Dort müssen dann auch die ganzen sechs Millionen an anderer Stelle eingespart werden.

Aus Bayern schallt es zur Olympiabewerbung: „Ja, mai, do legst di nieda. Pack ma’s.“ Denn: „Wer ko, der ko:“ Über Berlin bleibt dem Bajuwaren nur zu sagen: „Des werd nix Gscheids ned!“ Denn wer die Spiele will, der darf nicht kleckern nach dem Motto: „Schau ma moi, dann seng ma’s scho!“

Dabei sind die Spiele eine Chance. Bei den Unternehmen wächst die Begeisterung, für den Sport wäre es ein Schub. Und Berlin könnte sich, nachdem die Ost-West-Saga der einst geteilten Stadt auserzählt, das Mystische verflogen ist, eine neue Erzählung, ein neues Selbstbild in die Zukunft hinein schaffen. Und die braucht es. Vielleicht mehr Hamburg und München wagen!

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