
© André Görke
Berliner Traditionsgeschäft EGA : Ahnen Sie, welches Haus hier früher in der Altstadt stand?
Viel gelesen, viele Erinnerungen: 2025 wird das Schuhhaus Ega in der Altstadt Spandau geschlossen. Zwei faszinierende Postkarten aus der Vergangenheit zeigen die bewegte Geschichte - zumal auch der Architekt ein bekannter Mann ist.
Stand:
Das Berliner Schuhhaus „Ega“ schließt? Diese Nachricht aus der Altstadt Spandau ging durch die Decke und wurde im Tagesspiegel richtig viel gelesen. Na klar: Das Traditionshaus in Berlins größter Fußgängerzone kennt schließlich jeder im Bezirk.
Aber nicht nur das markante Geschäftshaus am Marktplatz ist eine Berühmtheit, sondern auch das Grundstück selbst. Denn dort stand das alte Spandauer Rathaus.
Darauf weist Geschichtskenner und Tagesspiegel-Leser Rainer Fliegner hin, der dem Spandau-Newsletter des Tagesspiegels zwei alte Postkarten mailte.

© André Görke
Fliegner ist Spandauer und sammelt alte Postkarten aus seinem Bezirk. „Inzwischen sind auf meiner Seite mehr als 1.500 Ansichtskarten von Spandau zu finden“, berichtet er. Hier finden Sie das Portrait im Tagesspiegel.
„Die Postkarte mit dem alten Rathaus stammt von 1909“, berichtet Fliegner. Das Rathaus am Markt wurde vor knapp 100 Jahren abgerissen.

© Sammlung Fliegner
An die Historie erinnert übrigens auch eine Gedenktafel an der Fassade. Darauf steht: „Auf dem Grundstück der Berliner Volksbank hat seit dem Mittelalter das Spandauer Rathaus gestanden. In den Befreiungskriegen 1813 zerstört und 1818 neu errichtet, fiel der Bau 1929 dem Abriss zum Opfer.“ Das heutige Rathaus am ICE-Bahnhof wurde 1913 eröffnet.

© Sammlung Fliegner
Diese Postkarte wiederum zeigt den Neubau, der etwa 1930 anstelle des alten Spandauer Rathauses am Marktplatz entstanden und ein Baudenkmal ist. Das geht aus den Informationen der landeseigenen Seite denkmaldatenbank.berlin.de hervor.
Interessant sind nicht nur die Oldtimer auf dem alten Bild, die damals durch die Altstadt knatterten. An der Fassade steht der Schriftzug „Spandauer Bank“, die das Gebäude damals auch gebaut hat und später von der Volksbank übernommen wurde. Unten rechts befindet sich seit den 50er Jahren der Schuhladen Ega.

© Rathaus Spandau am Werner-Salomon-Platz/André Görke
Der Architekt des Hauses am Marktplatz heißt Richard Ermisch - auch er eine bekannte Person, auch über die Spandauer Bezirksgrenzen hinaus.
„Zu seinen Werken gehören das Planetarium am Zoo (1926, zerstört), die Siedlung Zeppelinstraße in Spandau (1926/27), Bauten auf dem Gelände des Städtischen Vieh- und Schlachthofs in Prenzlauer Berg (1926-1934), das Strandbad Wannsee (mit M. Wagner, 1929/30), Messehallen am Funkturm (1934-1936) und das Rathaus Tiergarten in Moabit (1935/36)“, heißt es im Straßenlexikon Kauperts. In Prenzlauer Berg trägt eine Straße seit 2005 seinen Namen; in Wilmersdorf liegt er seit 1960 begraben.
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