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Geschichtslehrer Lorenz Völker vom Albrecht-Dürer-Gymnasium vor dem Schularchiv.

© privat

Die eigene Geschichte erkunden : Schüler werden zu Archivaren in Berlin-Neukölln

Das Albrecht-Dürer-Gymnasium will sein Archiv ausbauen – und dabei sollen die Schüler selbst aktiv werden. Dazu fehlen aber noch historische Dokumente und Fotos.

Die Inhalte des Geschichtsunterrichts sind in der Regel vor allem eines: sehr weit von der Lebensrealität junger Schüler:innen entfernt. Lorenz Völker verfolgt da einen anderen Ansatz. Seit 2011 unterrichtet er Geschichte am Albrecht-Dürer-Gymnasium in der Emser Straße (ADO) in Berlin-Neukölln.

In diesem Jahr will er ein Projekt fortsetzen, das 2016 begann: Die Schule bastelt an ihrem eigenen Archiv, und die Schüler:innen werden selbst zu Archivar:innen.

„Grabe, wo du stehst – das ist mein Motto“, sagt Völker. Seine Idee sei schon damals gewesen, mit den Kindern gewissermaßen die eigene Geschichte zu erkunden – also etwas, wozu sie selbst einen Bezug haben. Damals, 2016, interviewten die Schüler:innen der fünften und sechsten Klasse Abiturient:innen der ADO aus den 1960er Jahren. „Da waren auch ein paar Halbprominente dabei, etwa der frühere Neuköllner Bezirksbürgermeister Frank Bielka“, erzählt Völker.

Aus den Interviews erstellten die Schüler:innen kleine Porträts, die dann in einer Zeitschrift veröffentlicht wurden. Parallel stellte Völker gemeinsam mit seinen Schüler:innen ein Schularchiv zusammen. „Das gab es vorher gar nicht“, erzählt er. Dabei habe die Schule eine ziemlich lange Tradition: Die ADO sei bereits 1907 als Filiale des Ernst-Abbe-Gymnasiums gegründet worden.

Das damals entstandene Schularchiv will Völker nun mit einem zweiteiligen Projekt weiter ausbauen. Zunächst sollen erneut Schüler:innen ehemalige Abiturient:innen interviewen und porträtieren.

In einem zweiten Schritt sucht Völker historische Aufzeichnungen zu der Schule, Fotos, alte Berichte und andere Dokumente und Erinnerungen auch aus dem Kiez drumherum in der Emser Straße. „Da gibt es ja einige interessante Zeitabschnitte: Wir waren ja zum Beispiel relativ nahe an der Grenze und hatten bis 1961 auch sogenannte Ost-Schüler, die von Ostberlin zu uns gependelt sind“, erzählt Völker.

Die Schüler:innen sollen die Dokumente dann sichten, bewerten und selbst archivieren. „Das ist eigentlich klassische Quellenarbeit: Ausgehend etwa von einem Foto oder einem Gegenstand erschließe ich mir meine eigene Geschichte oder auch die Geschichte des Gegenstandes“, beschreibt Völker den Ansatz. „Das ist auch mein eigener Zugang zur Geschichte, den versuche ich, an die Schüler weiterzugeben.“ Im Endeffekt soll das Projekt dann nicht nur die Geschichte der Schule, sondern auch ihrer Umgebung, also Neuköllner Geschichte, abbilden.

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