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Idyll im Norden Berlins: Doch im beliebten Ausflugsrevier gibt es schon lange Ärger.

© Jürgen Ritter/Imago

Seit Jahren Ärger in Berlin-Reinickendorf: Endlich wird dieser See entschlammt

Bäume stürzten um, der Hermsdorfer See war fast verlandet. Und der Senat? Brauchte sehr lange, bis endlich etwas am Stadtrand geschah.

Es ist ein Ärgernis seit Jahren für Spaziergänger im Fließtal zwischen Lübars und Hermsdorf: Der Hermsdorfer See in Berlin-Reinickendorf setzte sich immer mehr mit Schlamm zu. Der wurde durch das Fließ hineingetragen. Aber auch Straßenabwässer aus der Umgebung, vor allem aus dem Gelände unterhalb des Zabel-Krüger-Damms, nordöstlich des Fließtales, trugen dazu bei.

Im ständig durchfeuchteten Boden fanden die Bäume keinen Halt mehr, sie stürzten um, die Umgebung des Hermsdorfer Sees glich mehr und mehr einer Alptraumlandschaft. Die Anlieger nahmen das nicht hin.

Es kam zu wütenden Protesten, denen auch diese Newsletter immer wieder Raum gab. Seit dem letzten Jahr steht fest: Der See wird ausgebaggert und entschlammt.

Das Areal, um das es geht, sehen Sie auf einer Luftaufnahme, unter dem folgenden Link. Die Ziegeleiweiher, rechts im Bild, ist das heutige Freibad Lübars, es gehört nicht zu der Wasserfläche, die entschlammt werden soll.

Die Arbeiten zur Entschlammung wurden jetzt ausgeschrieben, hier sind die näheren Einzelheiten: Ausschreibung der Senatsverwaltung für Umwelt.

Schlamm, umgestürzte Bäume, Verwahrlosung.
Schlamm, umgestürzte Bäume, Verwahrlosung.

© Kai-Uwe Heinrich

Seit dem Sommer 2017 mit seinen starken Regenfällen beschäftigt sich der Reinickendorf-Newsletter mit dem Hermsdorfer See. Damals schrieb mir ein Anlieger:

  • „Überschwemmungen sind wir im Fließtal gewohnt und nehmen sie hin. Es wird wohl auch niemand auf die Idee kommen, unmittelbar am Fließ zu bauen. Das Problem sind jedoch nicht die Überschwemmungsgebiete selbst, sondern der behördliche Umgang mit dem Fließ. Senat und Bezirk sagen nämlich nur die halbe Wahrheit. Das Tegeler Fließ ist seit einigen Jahren Flora-Fauna-Habitat-Gebiet. Im Rahmen dieser Festlegung sind diverse Maßnahmen ergriffen worden, die die ökologische Qualität des Fließtals verbessern sollen, die für die Grundstückseigentümer aber nachteilig sind. So werden die Uferbefestigungen nicht mehr erneuert, der See wird nicht mehr ausgebaggert, Totholz wird nicht mehr aus dem Fließ beseitigt. Der Hermsdorfer See verlandet zunehmend, am Zufluss des Fließes ist er nur noch 20 bis 30 cm tief“.

Fakt ist: Früher wurde der See in größeren Abständen ausgebaggert. Nachdem dies nicht mehr geschah, hatten die Anwohner den Senat aufgefordert, den See erneut zu entschlammen, um dadurch wieder die ursprüngliche Wassertiefe zu erreichen. Dies wurde abgelehnt mit der Begründung, der Schlamm enthalte so viele Schadstoffe, dass der Aushub als Sondermüll behandelt werden müsse.

Zu DDR-Zeiten seien am Oberlauf des Fließes Düngerreste in das Wasser eingeleitet worden, die sich im Hermsdorfer See abgesetzt hätten. Die Kosten für die Beseitigung des Schlamms als Sondermüll könne das Land Berlin nicht tragen.

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Dadurch, dass der Hermsdorfer See verlandet, wird sein Aufnahmevolumen verringert. Im Tegeler Fließ wird der Wasserabfluss durch Totholz und in das Wasser hineinhängende Äste der Bäume am Ufer behindert. Ich äußerte im Newsletter Zweifel, dass der Sinn der Festlegung von Überschwemmungsgebieten, nämlich Hochwasserstände zu regulieren, so erfüllt werden könne. Außerdem frage ich mich, wie die Förderung ökologischen Lebensraumes mit der Schadstoffbelastung im Hermsdorfer See vereinbar ist.

Der Tagesspiegel schaltete sich via Newsletter ein: Anwohner, Nachbarn und Ausflugsgäste waren dankbar.
Der Tagesspiegel schaltete sich via Newsletter ein: Anwohner, Nachbarn und Ausflugsgäste waren dankbar.

© Leserfoto: privat

Im März 2018 konnte ich zum ersten Mal berichten, dass nun feststeht, dass der Hermsdorfer See endlich wieder ausgebaggert wird. Im April 2019 bekamen wir es schriftlich: Es ist bald so weit. Und so hatte ich damals darüber berichtet:

„Der Hermsdorfer See wird entschlammt – das ist eine gute Nachricht. Endlich ist damit absehbar, dass die schleichende Verlandung dieses einstmals den Dorfanger von Hermsdorf auf drei Seiten umgebenden Sees verlangsamt werden kann. Zu verhindern wird sie auf Dauer nicht sein – wie weit fortgeschritten sie ist, zeigt ein alter Stich aus dem Jahre 1699, zu besichtigen im Reinickendorfer Museum am Hermsdorfer Dorfanger … Bereits frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass der noch vor ca. 70 Jahren mit einer Tiefe von 4,50 Meter vermessene See nur noch 1,50 bis maximal zwei Meter tief ist. Die Senatsverwaltung betont jetzt wieder, die Entschlammung habe nichts mit den Hochwasserproblemen zu tun, die sich im gesamten Fließtal nach den Starkregenfällen des Sommers 2017 gezeigt hatten. Fotos, die der Newsletterredaktion vorliegen und die ich zum Teil selber gemacht habe, dokumentieren aber aus jener Zeit zwischen dem Fußweg und dem See einen Zustand, den man nur noch als Verwahrlosung bezeichnen konnte. Dass hier inzwischen umgestürzte Bäume beseitigt wurden, nehme ich als ein Zeichen der Vernunft und freue mich darüber, so wie es seinerzeit die Anwohner getan haben.“

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