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In der Weißen Siedlung in Neukölln gibt es kaum Räume für die Nachbarschaft.

© Lydia Hesse/Tagesspiegel

Fehlende Infrastruktur im Brennpunkt Weiße Siedlung: Warum das alte Awo-Häuschen in Berlin-Neukölln leer steht

Lange wurde die frühere Baustellenbaracke als Treffpunkt und für Veranstaltungen genutzt. Nun müsste sie eigentlich saniert werden – aber es ist unklar, wem sie gehört.

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Seit den 1970er Jahren gibt es in der Aronsstraße 63, inmitten der Weißen Siedlung in Berlin-Neukölln, ein kleines Häuschen. Die ehemalige Baubaracke stammt noch aus der Bauzeit der umliegenden Häuser: Damals wurde sie als eine Art Baustellenhäuschen genutzt. Mittlerweile ist das Häuschen vielen als „Awo-Haus“ bekannt, lange Zeit fanden hier verschiedene nachbarschaftliche Angebote statt. Seit einiger Zeit steht das Haus nun aber leer.

Das liege vor allem auch an den unklaren Eigentumsverhältnissen, erläuterte Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) auf Anfrage des Verordneten Wolfang Hecht (SPD) bei der vergangenen Bezirksverordnetenversammlung. Dem Awo-Kreisverband würden keine Verträge etwa zur Übernahme vorliegen, zudem sei das Häuschen wohl damals auch ohne Genehmigung errichtet worden, sagte Biedermann.

Eigentlich müsste umfassend renoviert werden

Mittlerweile gehört das Gelände, auf dem sich das Häuschen befindet, ebenso wie ein Großteil der Siedlung der Immobilienfirma Adler Group. Aktuell seien dringende Sanierungsarbeiten an dem Haus nötig, sagte Biedermann weiter – diese könnten aber wegen der unklaren Eigentümerschaft nicht durchgeführt werden. Demnach gibt es in dem rund 100 Quadratmeter großen Haus einen größeren und zwei kleinere Räume sowie Toiletten.

Biedermann sagte: „Die Infrastruktur und die Bausubstanz sind stark veraltet und daher steht das Haus zurzeit für keine öffentliche Nutzung zur Verfügung.“ Als notwendige Maßnahmen zählte er unter anderem eine Erneuerung der gesamten Elektrotechnik, den Einbau einer barrierefreien Toilette sowie eines zweiten Notausgangs und den Umbau der Küche und des Außengeländes auf.

Das ist eines der vielen Negativ-Beispiele dafür, was passiert, wenn kommunale Siedlungen an private Eigentümer verkauft und dann einfach immer weiterverkauft werden.

Jochen Biedermann, grüner Baustadtrat in Neukölln

Seit dem Sommer 2021 versuche das Bezirksamt, mit der Adler Group über das Häuschen zu sprechen und auch die Eigentumsverhältnisse zu klären, sagte Biedermann. Denn gerade in der Weißen Siedlung sei soziale Infrastruktur enorm wichtig. Vonseiten der Adler Group würde aber in der Regel entweder gar nicht reagiert oder es würden Zusagen gemacht und hinterher passiere nichts. „Das ist extrem frustrierend“, sagte Biedermann. Man könne einfach nicht mit der Firma sprechen.

Und weiter: „Das ist eines der vielen Negativ-Beispiele dafür, was passiert, wenn kommunale Siedlungen an private Eigentümer verkauft und dann einfach immer weiterverkauft werden“, sagte er in Anspielung auf die lange Verkaufsgeschichte der einst kommunalen Siedlung.

Stadtrat: Verkauf der Siedlung war „riesiger Fehler“

„Diese Unmöglichkeit, über grundlegende Dinge ins Gespräch zu kommen, die für den sozialen Frieden in der Siedlung sehr wichtig wären, das ist einfach extrem frustrierend“, so Biedermann. Er bezeichnete den Verkauf der Siedlung als „riesigen Fehler“ und forderte eine Rekommunalisierung. „Ich glaube, das wäre ein ganz wichtiges Zeichen“, so Biedermann.

Auf eine entsprechende Anfrage des Tagesspiegels an die Adler-Group antworte eine Sprecherin lediglich, dass es einen Austausch mit der Awo über die Zukunft des Häuschens gebe, „um mögliche Perspektiven für das Nachbarschaftszentrum zu besprechen.“ Weitere Kommentare wolle man zurzeit nicht abgeben, sagte sie.

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