
© Kinder- und Jugendparlament Neukölln
Grundschulkinder üben Demokratie: So arbeitet das Kinder- und Jugendparlament in Berlin-Neukölln
Kinder und Jugendliche setzen sich in ihrem eigenen Parlament für ihre Anliegen ein. Eines hat es bereits in das Bezirksparlament der Erwachsenen geschafft.
Stand:
Jungen Menschen eine Stimme geben, die auch gehört wird – das ist das Ziel des Neuköllner Kinder- und Jugendparlaments (KJP). Oder wie es der neunjährige Moritz ausdrückt: „So kann ich einen Einfluss darauf haben, was in Neukölln passiert.“
Moritz ist einer von aktuell 86 Kindern und Jugendlichen, die dem Neukölln Parlament angehören. Im November vergangenen Jahres hat sich das KJP im Bezirk erstmals konstituiert. Seitdem versuchen die jungen Neuköllner:innen, sich zu organisieren und in der Welt der Bezirkspolitik zurechtzufinden. Die Mehrheit der Mitglieder besucht eine der Neuköllner Grundschulen. In einigen anderen Bezirken gibt es ebenfalls Kinder- und Jugendparlamente, in Charlottenburg-Wilmersdorf etwa schon seit 2003.
Alle zwei bis drei Monate kommt das Neuköllner Parlament zusammen, die Mitglieder bekommen dann schulfrei. Wie die Erwachsenen tagen die Kinder und Jugendlichen im Rathaus Neukölln. Bei den Sitzungen beschließen sie auch Anträge, die dann an die Bezirksverordnetenversammlung – also gewissermaßen die Erwachsenen-Version des KJPs – weitergegeben werden.
Wir sind für alle Kinder und Jugendlichen in Neukölln offen.
Caro Salzmann, Projektleiterin
Die Kinder und Jugendlichen wurden teils von Schulen und Vereinen gewählt, teils – wie der neunjährige Moritz – über das Meldeamt zufällig ausgelost und angeschrieben. Einige haben sich auch selbst gemeldet und gefragt, ob sie mitmachen dürfen. Dürfen sie natürlich. „Wir sind für alle Kinder und Jugendlichen in Neukölln offen“, sagt Caro Salzmann, die als Projektleiterin für das KJP zuständig ist.
Aus der Plenarsitzung ist bislang ein Antrag hervorgegangen: Die Kinder und Jugendlichen fordern, dass alle Neuköllner Schulen eine eigene Schulbibliothek bekommen. Der Antrag wird gerade in den Ausschüssen der Bezirksverordnetenversammlung besprochen und noch leicht angepasst, bevor er dann zur Abstimmung in die BVV-Sitzung kommt.
Kinder fordern Bibliotheken an allen Neuköllner Schulen
Zu lernen und zu verstehen, wie die Bezirkspolitik funktioniert, sei für die Kinder und Jugendlichen gar nicht so leicht, erzählt Caro Salzmann. Für viele sei vor allem überraschend gewesen, wie langsam die Politik arbeitet und wie lange es dauert, bis einzelne Ideen auch umgesetzt werden können.
Häufiger als das große Parlament tagen einzelne Arbeitsgruppen zu Themen wie Schule, Mobilität oder Sommerfest. Die Teilnahme an den AGs sei freiwillig, anmelden müssen sich die Kinder und Jugendlichen dafür nicht. Daher sei der Zulauf sehr unterschiedlich, erzählt Salzmann. An diesem Montag tagt die AG Umwelt und Klima, an der Moritz mitwirkt. Der blonde Neunjährige besucht eine dritte Klasse an der Fritz-Karsen-Schule. „Tiere und Natur sind einfach mein Thema“, erzählt er.
Die AG plant aktuell einen Wettbewerb, an dem Neuköllner Schulklassen mitwirken können: Caro Salzmann schreibt verschiedene Themenideen auf bunte Zettel und pinnt sie an eine Pinnwand. Der Wettbewerb könne sich etwa um das Thema Tierfreundlichkeit drehen, die Schulklassen zum Beispiel Vogelhäuschen und Insektenhotels aufhängen, schlägt Moritz vor. „Aber es ist schon wichtig, dass die auch in ruhigen Ecken hängen, wo dann auch Tiere hinkommen“, sagt er.
Auch das Thema Müll bewegt ihn: Viele seiner Mitschülerinnen und Mitschüler würden etwa ihr Pausenbrot in Alufolie und Plastikbeuteln mitbringen. Hier könne man sich auch an die Eltern wenden, damit sie wiederverwendbare Brotdosen verwenden und so Müll vermeiden, findet er.
Nach den Sommerferien startet schon der zweite Jahrgang des Kinder- und Jugendparlaments. Caro Salzmann hofft, dass sich das Projekt dann so langsam einspielt. Auf die Frage, ob er auch weiter mitmachen wolle, sagt Moritz: „Auf jeden Fall.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: