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Eine Ehrenamtliche mit einem von ihr betreuten, geflüchteten Jugendlichen.

© Cura Vormundschaftsverein

Helfer beim Erwachsenwerden gesucht: Verein wirbt um Menschen, die sich um junge Geflüchtete kümmern

Sie sind ohne Eltern nach Deutschland gekommen, brauchen nun Unterstützung beim Weg ins Leben: minderjährige Geflüchtete. Der Verein Cura hilft ihnen dabei und sucht Helfer.

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Ehrenamtliche zu finden, die eine Vormundschaft für minderjährige Geflüchtete übernehmen, ist für Vereine wie Cura in Schöneberg zunehmend schwierig geworden. Das öffentliche Interesse an dem Thema hat nachgelassen, und mit ihm auch die Zahl der engagierten Freiwilligen.

„Bei einem großen medialen Fokus wie nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges oder der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan melden sich sehr viele Interessenten bei uns, die gern ehrenamtliche Vormundschaften für minderjährige Geflüchtete übernehmen wollen“, erzählt Anna Müller, Ehrenamtskoordinatorin bei Cura. „Doch der Bedarf an Ehrenamtlichen ist immer groß, nicht nur, wenn Fluchtursachen in den Nachrichten thematisiert werden.“

Die vom Verein vertretenen Jugendlichen und Kinder kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern, wie Afghanistan, Syrien, Benin, Guinea, Türkei, Kambodscha oder der Ukraine, sagt Anne Müller. Sie haben auf dem Weg nach Deutschland auch sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Für Cura sei es nicht wichtig, ob sie klassische Asylgründe mitbringen, sagt Anna Müller. Jedes Kind ohne Sorgeberechtigte vor Ort benötige eine rechtliche Vertretung und verdiene Unterstützung.

Das Cura-Team um Anna Müller (2.v.r.) und Silke Pienkny rechts neben ihr.

© Cura Vormundschaftsverein

Dreimal im Jahr bietet der Verein Schulungen an, bei denen sich Interessierte auf eine mögliche Vormundschaft vorbereiten können. Die nächste startet am 5. November und umfasst fünf Termine. Ein Vormund vertritt das Wohl und die Interessen eines jungen Menschen und unterstützt ihn beim Erwachsenwerden in einem für ihn neuen Land.

Beratung in vielen Lebenslagen

Die Aufgabenbereiche umfassen dabei die Beratung und die rechtliche Vertretung bei den Themen Gesundheit, Wohnen, Schule/Ausbildung, Asyl/Aufenthalt und die Vermögenssorge. Wenn gewünscht, können auch gemeinsame Freizeitaktivitäten unternommen werden.

Es gebe zwar immer jemanden vom Jugendamt, der für einen unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten zuständig sei, aber zugleich sehr viele andere vertrete, erzählt Michel, der selbst eine ehrenamtliche Vormundschaft für einen Mündel übernommen hat. Seinen ehrenamtlichen Vormund könne der oder die Jugendliche einfach anrufen oder ihm schreiben, um direkt um Hilfe zu bitten. Es gehe dabei nicht um Erziehung, sondern einfach nur darum, eine unterstützende und beratende Ansprechperson zu sein, beschreibt es Michel. „Das ist super viel wert, das bekomme ich immer wieder mit.“

Verschiedene Vormundschaften

Es gibt drei Arten von Vormundschaften: die Amtsvormundschaft, die Vereinsvormundschaft und eine ehrenamtliche Einzelvormundschaft. Für die meisten Vormundschaften ist das Jugendamt verantwortlich. Steht jedoch eine geeignete ehrenamtliche Person zur Verfügung, hat das Familiengericht diese vorrangig zu bestellen.

Von der engen Beziehung zu einer Vertrauensperson profitieren die geflüchteten Minderjährigen erheblich. Eine ehrenamtliche Vormundschaft sollte im besten Fall für mindestens ein Jahr übernommen werden.

„Wir sind dafür zuständig, die Interessentinnen und Interessenten sowie die Jugendlichen kennenzulernen, und sehen dann, wer zu wem passt“, erzählt Silke Pienkny, Koordinatorin für Vereinsvormundschaften. Sie gehört zu dem achtköpfigen Team von Cura, das als Verein zusätzlich aktuell 126 Mündel in ganz Berlin betreut und rechtlich vertritt. Die meisten von ihnen wohnen in einer Einrichtung der Jugendhilfe und sind zwischen 14 und 17 Jahren alt, vereinzelt sind sie auch jünger.

Das Nachbarschaftsheim Schöneberg, das für Cura als Träger fungiert, wurde im letzten Jahr 75 Jahre alt, während der Vormundschaftsverein bald sein zehnjähriges Jubiläum feiern kann. In einem kleinen Raum war das Projekt 2015 gestartet und stetig erweitert worden. Doch wie so viele soziale Einrichtungen sorgt sich nun auch das achtköpfige Team um einen drohenden Stellenabbau im Zuge der Senatskürzungen.

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