zum Hauptinhalt
Ärger? Huup! Stress? Huup. Zu langsam? Huup? Huup? Zurück-huup.

© Imago

Berliner Ärger: Hupt doch nicht ständig!

Hupen beim Abbiegen, Hupen beim Parken, Hupen überall. Es nervt! Unser Autor ärgert sich über eine Unsitte im Berliner Verkehr. Ein Kommentar.

Nervt Sie das Gehupe auch so? Ständig – und nicht nur zu den Hauptverkehrszeiten – hupt irgendjemand irgendjemanden an.

Am Montag, in Zehlendorf: Auf der großen Kreuzung in Zehlendorf-Mitte wollen eine Reihe von Autofahrern von der Clayallee kommend links in die Berliner Straße abbiegen. Dem Letzten geht das nicht schnell genug – er hupt und hupt und hupt. Dass der Erste sich nicht nötigen lässt, ist das Glück eines Radfahrers, der die Kreuzung vom Teltower Damm kommend überquert und der Vorfahrt hat.

Dienstag, Kaiser-Wilhelm-Straße: Ein Autofahrer sucht einen Parkplatz, gut, er blinkt nicht, aber es ist klar, was er will – der Hintermann ist genervt und drückt auf die Hupe.

Mittwoch, auf dem Weg zum Kreisel: Ich zucke zusammen – nicht weil ein Radfahrer auf der Straße fährt (ich fahre auf dem Radweg, der aber nicht benutzungspflichtig ist), sondern weil ein Autofahrer auf die Hupe drückt und damit den Radler anscheinend am liebsten akustisch von „seiner“ Fahrbahn schubsen will.

Die Ungeduld, das vermeintliche Recht des Hupenden, der Stress – all das scheint in den letzten Jahren ausgeprägter geworden zu sein. Auch als Autofahrer geht es Ihnen, wenn Sie brav defensiv wie in der Fahrschule gelernt durch die Stadt rollen, nicht besser. Sie fahren zu langsam an? Sie werden angehupt. Sie wollen wenden? Das Gehupe ist Ihnen sicher.

12 Bezirke, 12 Tagesspiegel-Newsletter - kompakt und kostenlos hier

Sie bremsen frühzeitig vor einem Zebrastreifen? Trööt. Sicher, es gibt Situationen, da darf kräftig auf die Hupe gedrückt werden: Wenn Sie auf eine Gefahr hinweisen oder außerorts überholen wollen – mehr ist laut §16 der Straßenverkehrsordnung nicht drin. Wer aus anderen Gründen Schallzeichen gibt, so die offizielle Sprachregelung, darf von der Ordnungsmacht mit einem Verwarnungsgeld zur Räson gebracht werden.

5 Euro kostet das Ausrutschen der Hand auf die Lenkradmitte. Wenn Sie dabei noch jemanden belästigen sollten (und wo in Berlin wäre das nicht automatisch gegeben?), wären sogar 10 Euro fällig. Unerlaubtes Hupen kann auch ein juristisches Nachspiel haben – im Einzelfall könnte es als Nötigung ausgelegt werden, und das ist ein Straftatbestand.

Oder liege ich falsch und der Dezibel-Output im Straßenverkehr war schon immer so hoch? Erzählen Sie doch mal, ganz unaufgeregt - ich möchte das Thema im nächsten Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf aufgreifen.

Heute morgen, wieder auf der großen Kreuzung in Zehlendorf-Mitte, wieder geht es dem letzten Linksabbieger nicht schnell genug, wieder wird gehupt – das letzte Fahrzeug in der Reihe ist (echt wahr, habe ich mir nicht ausgedacht) ein schwarzer, langer Leichenwagen. Kein weiterer Kommentar.

Dieser Text stammt aus dem Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf. Die 12 "Leute"-Newsletter aus den 12 Berliner Bezirken mit Nachrichten, Terminen und persönlichen Tipps können Sie kostenlos und in voller Länge bestellen unter

Auf rund 179.000 Abonnements bringen es unsere Tagesspiegel-Newsletter "Leute" aus den zwölf Berliner Bezirken inzwischen. Vielen Dank, liebe Leserinnen, liebe Leser, für Ihr Vertrauen - und all Ihre Ideen, Leserbriefe, Debatten und Fotos. Unseren Newsletter aus Steglitz-Zehlendorf haben schon mehr als 21.000 Haushalte abonniert und wird damit von noch viel mehr Leserinnen und Lesern gelesen. Er erscheint immer donnerstag und wird geschrieben von unserem Südwest-Experten Boris Buchholz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false