
© dpa/Sven Hoppe
Info-Kampagne der Berliner Wasserbetriebe: „Die Toilette ist kein Abfalleimer“
Die Berliner Wasserbetriebe wollen Migranten und Geflüchtete für den richtigen Umgang mit Abwasser sensibilisieren. Dafür haben sie sich jetzt Unterstützung von den Stadtteilmüttern von Marzahn-Hellersdorf geholt.
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Es ist kein schöner Anblick: In einem quadratischen Betonbecken schwimmt eine dicke, graue Schicht aus Schlamm und undefinierbarem Material, die von einer Person im weißen Schutzanzug über ein schwarzes Rohr aufgesaugt wird. Es handelt sich dabei um Zellstoffmaterial wie Windeln, Feuchttücher oder sogar Kleidung, welche über die Toilette entsorgt wurden.
In der Kanalisation weichen sie auf und werden zu einer dicken Masse – und verstopfen früher oder später die Pumpwerke der Berliner Wasserbetriebe, welche das Abwasser zur Reinigung in die Klärwerke leiten. „Sie bilden eine Art dicken Teppich, über den man laufen könnte”, sagt Jens Kersten. Er leitet das zentrale Pumpwerk in der Holzmarktstraße in Mitte, das für das Abwasser von rund 100.000 Menschen zuständig ist.
Reinigung immer aufwändiger
Die Wasserwerke produzieren jeden Tag über 620 Millionen frisches Wasser, rund 109 Liter Wasser davon verbraucht jede Berlinerin und jeder Berliner täglich. Weil Wasser eine nur begrenzt verfügbare Ressource ist, muss es aufwändig in den insgesamt sechs Kläranlagen in und um Berlin gereinigt werden. Idealerweise ist es dann nur mäßig verschmutzt.
Um Mieterinnen und Mieter in Marzahn-Hellersdorf für den Umgang mit Wasser und Abwasser zu sensibilisieren, haben die Berliner Wasserbetriebe kürzlich ein Pilotprojekt mit dem kommunalen Wohnungsunternehmen Gesobau gestartet: Zusammen mit den Stadtteilmüttern des Bezirks sowie Verantwortlichen von Geflüchtetenunterkünften wollen sie gezielt Migrantinnen und Migranten ansprechen. In den Unterkünften gebe es immer wieder Probleme mit Verstopfungen, heißt es.

© Julia Schmitz
„Es ist teilweise ein kulturelles Problem. In Moldawien zum Beispiel leben viele Menschen auf dem Land. Die Toilette ist ein Loch, was man in den Boden gräbt. Wenn es voll ist, gräbt man ein Neues. Hier kommt alles rein. Wenn eine Katze oder ein Hund stirbt, kommen die auch dort rein. Die Menschen verstehen nicht, dass das hier anders ist. Für sie ist die Toilette auch ein Müllentsorgungsort”, erzählt eine Stadtteilmutter.

© Berliner Wasserbetriebe
Gemeinsam mit den Wasserbetrieben sammelten die Teilnehmenden Ideen, wie möglichst viele Menschen zielführend erreicht werden können. Hilfreich seien zum Beispiel wenig Text und viele Bilder und Piktogramme für Menschen, die nicht lesen können; ebenso wie der Einsatz der Signalfarbe Rot.
Die Informationen sollen zukünftig unter anderem auf Veranstaltungen der Stadtteilmütter und der Integrationslotsen verteilt werden.
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