
© Jan Kuhr
Kreativgemeinschaft in Berlin-Schöneweide: „KAOS“ steht vor dem Aus
2025 muss das Kollektiv aus Kunstschaffenden die Räume an der Wilhelminenhofstraße verlassen. Es gäbe einen Ausweichort – doch dafür braucht es dringend Unterstützung von außen.
Stand:
Wer mit einer kleinen Bürogemeinschaft von fünf, sechs Leuten umziehen will – oder muss – hat es in Berlin schon nicht leicht. Wie schwierig ist die Lage also für die 120 Kreativschaffenden des „KAOS“ aus Oberschöneweide? „2025 müssen wir aus dem Gebäude raus”, sagt Linda Hanses.
Sie gehört mit Tinka Vey und Volker Rueß zum dreiköpfigen Vorstand der „Kunst- und Gewerbehof KAOS eG”. Eine langfristige Perspektive gäbe es für sie in der Wilhelminenhofstraße 92, in der sie seit über 11 Jahren arbeiten, leider nicht.
Nachbargebäude stehen leer
Bezahlbare Ausweichorte in dieser Größenordnung sind im Stadtgebiet mittlerweile rar gesät. Doch tatsächlich hat KAOS einen davon aufgetan, und das in unmittelbarer Nähe: „Wir haben die einmalige Chance, das Nachbargebäude zu kaufen”, sagt Linda.
Die drei Gebäude auf einer Fläche von 5000 Quadratmetern stehen seit längerem leer. Ein Investor aus Holland hatte es vor einigen Jahren gekauft; die Mieterinnen und Mieter, Handwerksbetriebe und Kunstschaffende, verließen daraufhin den Ort wegen stark gestiegener Mietpreise.
Die Häuser seien grundsätzlich in einem guten Zustand, heißt es: „Das Dach ist dicht, der Boden ist schadstofffrei. Wir müssten Strom, Wasser und Internet neu verlegen und teilweise auch Türen und Fenster erneuern.” Die Finanzierungskosten für Ankauf und Renovierung des Gebäudes schätzt die Gemeinschaft auf 12 Millionen Euro.
Einen Investor, der das Kollektiv im Millionenbereich unterstützt, hat KAOS bereits gefunden. „Es ist eine Einzelperson, die Projekte im gemeinnützigen Bereich unterstützt, aber anonym bleiben möchte”, sagt Linda. Doch die Summe reicht für den Kauf noch nicht aus. „Wir müssen einen Kredit über einen weiteren Millionenbetrag aufnehmen. Dafür brauchen wir mindestens 500.000 Euro Eigenkapital.”
Kauf für Oktober geplant
Deshalb hat das KAOS-Kollektiv kürzlich eine Genossenschaft gegründet und einen Hilfeaufruf gestartet. Ab sofort gibt es die Möglichkeit, dort Mitglied zu werden und mit dem Kauf von mindestens einem Genossenschaftsanteil für 100 Euro – mehr ist immer möglich – den Kauf zu unterstützen. Es ist dann zusätzlich möglich, der Genossenschaft Darlehen mit einer Laufzeit von fünf oder zehn Jahren geben. Die Varianten sind auf der Webseite detailliert erklärt.
Wie bei allem gibt es auch in diesem Fall einen Haken an der Sache: Der Kauf des Gebäudes ist bereits für Oktober geplant, das Geld muss bis dahin aufgebracht werden. Einen Plan B hat das Kollektiv bisher nicht: „Wenn der Kauf scheitert, gibt es kein Fortbestehen des KAOS. Der aktuelle Standort muss 2025 aufgelöst werden.”
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