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Performancekünstlerin Anya Hübschle.

© promo

Künstlerin Anya Hübschle aus Berlin: „Wir wissen nicht, ob wir bald noch Arbeitsplätze haben“

Sie bastelt Fingerpuppen aus Nudeln und macht Performancekunst: Dazu benötigt Anya Hübschle ihre Räume in den berliner BLO-Ateliers. Doch die Zukunft ist ungewiss.

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Seit 19 Jahren arbeitet die Künstlerin Anya Hübschle in den BLO-Ateliers in der Kaskelstraße 55 in Berlin-Lichtenberg. Sie bastelt dort unter anderem „Fingerpeople“. „Kein Material ist vor mir sicher“, erzählt die gelernte Schneiderin und Modedesignerin über ihre Arbeit.

„Jede Fingerpuppe hat einen ganz eigenen Charakter und schaut einem direkt ins Herz.“ Jede Puppe soll witzig und widersprüchlich sein und eine Brücke schlagen zwischen Fantasie und Realität. „Jeder sieht etwas anderes darin und entschwindet für kurz oder lang in eine andere Welt“, so die Künstlerin.

Die Fingerpuppen erzählen Geschichten und sind doch selbst aus Geschichten gemacht: Sie bestehen aus Alltagsgegenständen wie Nudeln oder Nussschalen oder Wegwerfgegenständen wie Tomatenmark-Tubendeckeln oder Computertasten. „Es ist kleine, eigene Wesen unserer Zeit.“

Und wozu braucht man sowas? „Zum Beispiel bei Kommunikationsblockaden“, meint die Fingerpuppenproduzentin. „Oder, um dem abwaschfaulen Mitbewohner die schaumigen Freuden der Kaffeetassenreinigung nahezubringen.“ Oha!

Mittels passender Saugnapfständer sind die Puppen jedenfalls auch zu befestigen: an der Autoscheibe, am Bildschirm, oder eben am Spülbecken. Als selbständige Künstlerin ist sie ständig aktiv. Neben den Fingerpuppen macht Performance: Feuer- oder Lichtshow mit selbst kreierten Nebel/Licht/Laserkostümen. Zudem betreibt sie einen Webshop für Jonglagerequisiten. Mit dem Show-Duo „OhWow.show“ tourt sie erfolgreich durch ganz Europa.

Seit 20 Jahren werkelt sie in den BLO-Ateliers. Sie schätzt die Gemeinschaft mit den zahlreichen dort ansässigen Künstler:innen und setzt sich aktiv für die Pflege der Freifläche ein: Als Leiterin der Gruppe „GartenGlück“ betreibt sie Urban Gardening zwischen den Gleisen nach den Prinzipien der Permakultur.

Leider stehen die BLO-Ateliers bekanntlich vor existenziellen Herausforderungen, da der Pachtvertrag ausläuft. Das Gelände gehört der Deutschen Bahn, die Verhandlungen über eine Weiterführung der Pacht laufen. Anya Hübschle drückt ihre Besorgnis aus: „Alle finden die BLO- Ateliers toll, aber wir wissen nicht, ob wir in einem halben Jahr noch unsere Arbeitsplätze haben! Das finde ich schrecklich!“

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