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Foto-Künstlerin Marie Eberhardt porträtiert Mütter und Töchter aus Berlin-Lichtenberg.

© CHIARA DAZI

Humor, Sport und gutes Essen: Berliner Künstlerin zeigt, was Mütter und Töchter verbindet

Die Künstlerin Marie Eberhardt beleuchtet in ihrem Projekt die Beziehung von Müttern und Töchtern im Berliner Osten. Hier spricht sie über interessante Ergebnisse.

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Die Beziehung zur eigenen Mutter ist prägend – und gerade deshalb ein spannendes Sujet für die Kunst. Die 28-jährige Berliner Fotografin Marie Eberhardt setzt sich in ihrem aktuellen Vorhaben mit genau dieser Verbindung auseinander. Im Dezember hat sie Mutter-Tochter-Duos aus dem Bezirk Lichtenberg porträtiert – genauer gesagt: sich gegenseitig porträtieren lassen.

Das Projekt ist der Nachfolger einer vorherigen Porträtserie von Eberhardt: Schon zuvor hatte sie Mütter und Töchter fotografisch abgebildet. Doch diesmal übergab sie die Kamera den zu Porträtierenden. Die Bilder entstanden im Rahmen eines Workshops, den die Künstlerin in den Studios im Hochhaus (Zingster Str. 25) in Neu-Hohenschönhausen durchgeführt hat. Die Fotos und Videos werden nun von ihr aufbereitet und sollen im nächsten Jahr ausgestellt werden.

Vertrauen schaffen und Raum bieten

„Als Fotografin nehme ich ja per Definition eine Außenperspektive ein. Genau deshalb wollte ich, dass Mütter und Töchter selbst aktiv werden“, erklärt sie. Anders als bei ihrer ersten Porträt-Serie kannte die Künstlerin die Frauen vorher nicht. Damit echte Momente zwischen Mütter und Töchtern entstehen, musste Eberhardt also auch Vertrauen aufbauen. „Porträtfotografie hat immer auch einen psychologischen Aspekt”, sagt sie. Das Wichtigste sei dabei: Zuhören und Raum geben.

Künstlerisch arbeitet Eberhardt mit einem mehrstufigen Verfahren: Die Fotos entstehen mit einer Analogkamera, werden entwickelt, eingescannt, digital nachbearbeitet und schließlich erneut ausgedruckt. Auch über die Präsentation der Werke macht sie sich Gedanken – klassische Rahmen oder eine andere Form? Zusätzlich zu den Fotoarbeiten sind im Zuge der Mutter-Tochter-Workshops auch Videos entstanden. Diese will Eberhardt bis zur Ausstellungseröffnung im kommenden Sommer ebenso aufbereiten.

Was Mütter und Töchter verbindet

Doch was verbindet Mütter und Töchter eigentlich? „Oft sind es die kleinen Dinge“, sagt Eberhardt: Humor, gemeinsamer Sport oder das Essen. „Viele nannten den Küchentisch als zentrales Symbol – als Ort des Zusammenkommens“, sagt sie. Manche Paare verbanden ihre Beziehung auch mit konkreten Orten. Ein Duo ließ sich etwa in einem Hörsaal der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) fotografieren, weil die Mutter ihre Tochter dort von klein auf mit hingenommen hatte.

Die Geschichten führten Eberhardt teils tief in die Geschichte Lichtenbergs. Eine Mutter ließ sich mit ihrer Tochter vor ihrem Haus fotografieren und erzählte, dass es schon stand, als ringsum noch Felder waren. Eine Herausforderung war es jedoch, Teilnehmende aus allen Teilen des Bezirks zu erreichen. Viele Rückmeldungen kamen aus dem südlichen Lichtenberg, etwa aus dem Kaskelkiez, nur wenige aus Neu-Hohenschönhausen, wo Eberhardt arbeitet. Das bedauert sie: „Das Licht und die Plattenbauten hier sind fotografisch unglaublich spannend.“

Eberhardt ist in Berlin aufgewachsen, studiert hat sie jedoch im Ruhrgebiet an der renommierten Folkwang-Universität der Künste in Essen. Inzwischen lebt sie wieder in der Hauptstadt, in Berlin-Wilmersdorf. Für ihr neues Projekt ist sie in den Osten Berlins gegangen. Nach einer früheren Ausstellung trat das Bezirksamt Lichtenberg an sie heran, mit dem Wunsch, ihre nächste Arbeit im Bezirk umzusetzen.

Neben der Porträtserie arbeitet Eberhardt mit Video und Film sowie mit analoger Fotografie. Ihr erster Kurzfilm feiert im kommenden Jahr Premiere beim Umweltfotofestival „Horizonte Zingst“ im Mai. Für die geplante Ausstellung im nächsten Sommer sollen die Porträts der Mutter-Tochter-Paare sowie Videointerviews gezeigt werden.

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