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Die „Trostfrauen“-Statue steht in Berlin-Moabit.

© dpa/Fabian Sommer

Exklusiv

Mahnmal für sexuell versklavte Frauen: Bezirksamt will Abbau der Berliner „Friedensstatue“ durchdrücken

Die Statue erinnert an vom japanischen Militär verschleppte Frauen. Die Regierung in Tokio hatte ihren Abbau verlangt. Dem will der Bezirk nun Ende September nachkommen.

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Der Bezirk Mitte will die „Friedensstatue“ in Moabit Ende September endgültig abbauen lassen. So steht es offenbar in einem Entwurf für einen Bezirksamtsbeschluss. Nach Tagesspiegel-Informationen stand die Abstimmung am Dienstag auf der Tagesordnung, wurde dann kurzfristig verschoben. Die Statue erinnert an die vom japanischen Militär sexuell versklavten Mädchen und Frauen aus Korea während des Pazifikkrieges. Diese wurden „Trostfrauen“ genannt.

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat mehrmals für die Erhaltung der Bronzestatue gestimmt. Erst im Juli hatte sich der Kulturausschuss erneut dafür ausgesprochen, dass sie bleiben darf. Das Denkmal thematisiere sexualisierte Gewalt in Kriegen und sei von großer Bedeutung für den öffentlichen Diskurs, heißt es in einem Antrag von Grünen, SPD und Linken. „Dieses Projekt darf nicht zerstört werden.“ Darüber würde sich das Bezirksamt mit einer Anweisung zum Abbau der Statue hinwegsetzen. Im September will die BVV erneut dazu beraten.

Die Mädchenfigur aus Bronze ist schon länger zum Politikum geworden und sorgt für diplomatische Verwicklungen. Der „Korea Verband“ hatte sie 2020 auf dem Unionsplatz in Moabit aufgestellt, um an das Schicksal der „Trostfrauen“ zu erinnern. Kurze Zeit später hatte der Bezirk die Erlaubnis dafür auf Druck der Senatskanzlei zurückgezogen und dies damit begründet, dass die Statue „in Japan auf nationaler wie lokaler Ebene zu Irritationen geführt habe“. Proteste hatten den Abbau schließlich verhindert.

Nach einem Besuch des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) in Tokio im Frühling wurde das Thema wieder aktuell. Im Mai hatte die Senatskanzlei mitgeteilt, der Regierende sei gegen die Statue in ihrer jetzigen Form. „Es ist wichtig, dass wir zu Veränderungen kommen.“ Wegner setze sich dafür ein, dass es ein Denkmal gegen Gewalt an Frauen gebe, aber „eine einseitige Darstellung“ dürfe nicht mehr stattfinden. Darüber sei er mit dem Bezirk und der Bundesregierung im Austausch.

Was Wegner vorschlägt, hatten auch schon die CDU und die FDP in der BVV Mitte gefordert. Die Statue des südkoreanischen Künstlerpaars Kim Eun-sung und Kim Seo-kyung soll durch ein Mahnmal ersetzt werden, das sich nicht mehr mit der japanischen Geschichte beschäftigt, sondern allgemein mit Gewalt an Frauen.

Der Korea Verband kritisiert das und teilte mit, dass er nicht in die Diskussion einbezogen worden sei, „während das Land Berlin offenbar dem Druck der japanischen Regierung nachgibt.“ Kunst im öffentlichen Raum falle in die Zuständigkeit des Bezirks. Die Bürgerinnen und Bürger hätten sich vehement für die Statue eingesetzt.

Bezirksbürgermeister Stefanie Remlinger (Grüne) war für den Tagesspiegel zu diesem Thema bisher nicht erreichbar.

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