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Anke Lea Fock ist die neue Bezirksbeauftragte für Menschen mit Behinderung in Marzahn-Hellersdorf

© Steffi Bey

Im Einsatz für Berliner Barrierefreiheit: Fehlende Querung, zu hohe Büsche – „Verwaltung ist wahnsinnig behäbig“

Anke Lea Focke ist seit März Bezirksbeauftragte für Menschen mit Behinderungen in Marzahn-Hellersdorf. Sie will Barrieren abbauen und das Bewusstsein für Inklusion in Ämtern stärken.

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Anke Lea Focke fallen plötzlich Dinge auf, die sie früher nie bewusst wahrgenommen hat: Zu hoch gewachsene Büsche, die vor allem Menschen mit Behinderungen Wege erschweren, fehlende Bordsteinabsenkungen oder nicht vorhandene Orientierungshilfen in Gebäuden. „Für Gesunde sind das Kleinigkeiten, die aber Menschen mit Einschränkungen große Schwierigkeiten bereiten“, sagt die neue Bezirksbeauftragte für Menschen mit Behinderungen in Marzahn-Hellersdorf.

Im März übernahm sie diese Aufgabe. „Es ist ein Job, bei dem ich viel bewegen und bewirken kann“, sagt die 41-Jährige. Bloß geduldiger muss sie noch werden. „Denn Verwaltung ist wahnsinnig behäbig“, stellte sie in den ersten Monaten fest. Bisher arbeitete sie unter anderem als Physiotherapeutin und als Reha-Fachberaterin. Und merkte während dieser Zeit, dass sie gut mit Menschen mit Beeinträchtigungen umgehen kann. Eine Freundin machte sie auf die Stelle in Marzahn-Hellersdorf aufmerksam.

„Marzahner Urgestein“ an ihrer Seite

Sie kannte den Bezirk nur vom Durchfahren und von einem Besuch in den Gärten der Welt. Zum Glück hat sie mit ihrer Assistentin, die ihr Büro organisiert, ein „Marzahner Urgestein“ an der Seite. „Wenn ich in den ersten Wochen einen Termin hatte, fuhren wir gemeinsam dorthin“, sagt Anke Lea Focke.

Sie initiierte inzwischen unter anderem Stadtteilspaziergänge und deckte mit Mitarbeitern der „Inklusiven Anlaufstelle“ und Mitgliedern vom „Beirat mit und für Menschen mit Behinderungen“ Barrieren im öffentlichen Raum auf. Dazu gehörte beispielsweise eine fehlende Querung genau gegenüber einer bereits vorhandenen Bordsteinabsenkung. Oder auch „vergessene Radabweiser am Helene-Weigel-Platz, die dazu dienen, Rampen zu begrenzen, damit Rollstühle oder Rollatoren nicht abrutschen.“

Bewusstsein für mehr Inklusion in die Ämter bringen

Anke Lea Focke suchte das Gespräch mit den zuständigen Fachabteilungen und stellte fest, dass es manchmal nur an Absprachen hapert oder auch an einer anderen Sichtweise. „Deshalb ist es mein Ziel, ein Bewusstsein zu schaffen, damit Behinderte und ihre Bedürfnisse in der Gesellschaft besser wahrgenommen werden“, sagt die Beauftragte.

Dass zum Beispiel bei Bauvorhaben von Beginn an die Perspektiven Behinderter beachtet werden. Sie hat jedenfalls die Erfahrung gemacht, in den Ämtern gibt es eine große Bereitschaft zuzuhören und auch verändern zu wollen.

Vieles ist auf einem guten Weg, behindertenfreundlicher zu werden – aber es gibt noch eine Menge zu tun.

Anke Lea Focke, Bezirksbeauftragte für Menschen mit Behinderungen in Marzahn-Hellersdorf.

Und wie behindertenfreundlich ist Marzahn-Hellersdorf, wo aktuell rund 54.000 Menschen mit einem ausgewiesenen Grad der Behinderung leben? „Vieles ist auf einem guten Weg, behindertenfreundlicher zu werden – aber es gibt noch eine Menge zu tun“, so das Fazit von Anke Lea Focke. Die Herausforderung bestehe darin, die Infrastruktur barrierefrei zu gestalten und somit die Lebensqualität für alle zu verbessern.

Ihre Aufgabe ist es, die behindertenpolitische Arbeit innerhalb des Bezirksamts zu koordinieren und Akteure zu vernetzen. Regelmäßig tauscht sie sich dazu mit dem Beirat für und mit Menschen mit Behinderungen aus. Der Schwerpunkt liegt auf der Umsetzung konkreter Maßnahmen.

Blindenleitsystem und gut erreichbare Packstationen

Erste Ideen gibt es: So sollten stark frequentierte Gebäude perspektivisch mit einem Blindenleitsystem ausgestattet werden. „Ich denke vor allem an das Amt für Soziales und das Jugendamt“, erklärt die Behindertenbeauftragte. Profitieren würden davon ebenfalls Menschen mit Orientierungsschwierigkeiten.

Auch die Packstationen verschiedener Dienstleister müssten behindertenfreundlich werden – so eine Anregung aus dem Beirat. „Einfacher mit dem Rollstuhl anzufahren sein und dass man selbst festlegen kann, in welcher Höhe ein Paket in einem Fach abgelegt wird“, macht Anke Lea Focke deutlich.

Wichtig sind ihr vor allem das Gespräch und der Austausch mit Betroffenen und Akteuren. „Mir geht es immer darum, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.“

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