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Dmitry Berger, Schuster in Neukölln, muss seine Werkstatt räumen.

© Madlen Haarbach/TSP / Madlen Haarbach/TSP

Nachbarschaftsproteste in Berlin-Neukölln: Räumung von Schuster Dmitry vorerst abgewendet

Kommende Woche sollte vor Gericht über die Räumung des Kiezschusters verhandelt werden. Jetzt haben die Vermieter seinen Vertrag zunächst verlängert.

| Update:

Seit über 16 Jahren betreibt Schuster und Schlüsselmacher Dmitry Berger seinen kleinen Laden am Mariendorfer Weg 4 in Berlin-Neukölln – und wohnt auch selbst im Geschäft. Nun soll er, wenn es nach dem Willen der Eigentümer:innen des Geschäfts geht, die Räume schnellstmöglich verlassen.

Seit Wochen protestieren Nachbar:innen gegen die drohende Räumung. Nun gibt es allerdings Hoffnung: Berger und seine Vermieter:innen, ein Architekturbüro, haben sich auf eine Verlängerung des Mietvertrages zumindest bis Juli geeinigt. Berger hofft, dass er bis dahin einen neuen Laden und eine Wohnung findet.

Er habe Verständnis, dass die beiden Architekt:innen ihr Büro erweitern wollen, erzählt Berger in seiner kleinen Werkstatt. Um ihn herum wuselt sein brauner Labrador Buddy. Allerdings steht Berger vor einem Problem: Sein Aufenthaltstitel läuft demnächst aus, einen Termin bei der Ausländerbehörde hat er erst im März. Ohne Aufenthaltstitel wolle ihm niemand neue Räume vermieten, sagt Berger.

Die beiden Architekt:innen schreiben auf Anfrage, dass ihre räumliche Situation „enorm beengt“ sei und sie die bisherige Werkstatt dringend benötigen würden. Sie hatten die beiden benachbarten Gewerbeeinheiten während der Pandemie erworben und Berger dann im Oktober 2021 erstmals gekündigt. Seitdem wurde der Vertrag mehrfach verlängert, Berger beschreibt auch eine deutliche Mieterhöhung auf fast den doppelten Mietpreis. Letzteres dementieren die beiden Anwält:innen allerdings.

Ich schlafe jetzt wieder ruhiger.

Dmitry Berger, Schuster, darf länger in seinen Räumen bleiben.

Zunächst hätten die Architekt:innen ihm geholfen und verschiedene Mietangebote herausgesucht, bestätigt Berger. Die Architekt:innen schreiben, ihre Bemühungen seien allerdings stets „an Herrn Bergers Bereitschaft, sich zu verändern und Entscheidungen zu treffen“ gescheitert. Berger selbst beschreibt das anders: Er hätte schon zwei Mal fast eine neuen Mietvertrag unterschrieben, dann hätten die Vermieter allerdings wegen seines bald auslaufenden Aufenthaltstitels nicht mehr an ihn vermieten wollen.

Die Architekt:innen zogen schließlich vor Gericht. „Das habe ich nicht verstanden“, sagt Berger. Erst durch öffentlichen Druck und den Einsatz des Bezirksamtes hätten die beiden schließlich ihre Räumungsklage zurückgezogen, über die ursprünglich kommende Woche vor Gericht verhandelt werden sollte. Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) sei mit beiden Parteien im Gespräch und versuche nun, bei der Suche nach neuen Räumen zu helfen, hieß es.

Gleichzeitig beklagen die Architekt:innen eine „bedrohliche Lage“ durch die Nachbarschaftsini, die sich aus ihrer Sicht nicht dafür einsetze, die Lage von Dmitry Berger zu verbessern. Die beiden sprechen von einer „kleinen anonymen Gruppe“, die die Suche nach neuen Räumen „durch massive Bedrohungen, Hausfriedensbruch, Verbreitung von Unwahrheiten/Verleumdung gegen uns persönlich, aber auch gegen unser Architekturbüro“ störe.

Berger selbst hat durch die Einigung erstmal neue Hoffnung. „Ich schlafe jetzt wieder ruhiger“, sagt er und tätschelt Labrador Buddy den Kopf. Wenn sein neuer Aufenthaltstitel da sei, sei er zuversichtlich, neue Räume zu finden.

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