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Zwei Briefkästen sind mit Stickern übersät (Symbolbild)

© Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Interkulturellem Projekt in Berlin droht das Aus: „Charme des Briefeschreibens wird von Kindern sehr geschätzt“

Schüler verschiedener Berliner Bezirke schreiben sich Briefe. Das Projekt „Von Kiez zu Kiez“ brachte Kinder unterschiedlicher Herkunft zusammen. Jetzt äußern die Verantwortlichen eine Bitte.

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Was haben Alina, ein jüdisches Mädchen aus Osteuropa, und Mahta, ein afghanisches Mädchen, gemeinsam? Beide wünschen sich ein Haustier – und stoßen bei ihren Eltern auf wenig Begeisterung. Die beiden leben in unterschiedlichen Berliner Bezirken und haben sich noch nie persönlich getroffen. In den vergangenen Wochen haben sie sich dennoch über eine Brieffreundschaft kennengelernt. Wie lange diese noch bestehen wird, ist allerdings ungewiss.

Denn das dahinterstehende Projekt „Briefwechsel – von Kiez zu Kiez“, ins Leben gerufen vom jüdisch-muslimischen Begegnungsprogramm „Shalom Rollberg“ des Neuköllner Bildungsvereins Morus 14 e. V., steht vor dem Aus. Die Finanzierung ist derzeit nur bis zum Ende des Schulhalbjahres gesichert.

„Das Projekt ermöglicht einen interkulturellen Austausch zwischen den Kiezen“, sagt Susanne Weiß, Geschäftsführerin von Morus 14 e. V. Ziel sei es, Begegnung und Dialog zu fördern und Vorurteile gar nicht erst entstehen zu lassen.

Berliner Briefprojekt braucht Hilfe

Bislang sind über das Projekt 20 Brieffreundschaften entstanden. Kinder aus Neukölln, Mitte, Zehlendorf, Charlottenburg und Schöneberg der vierten und fünften Klassen nehmen daran teil. Sie bringen unterschiedliche religiöse Hintergründe mit – darunter jüdische, muslimische, ukrainisch-orthodoxe und katholische sowie atheistische. In Neukölln beteiligen sich vorwiegend Kinder der Regenbogen-Grundschule im Rollbergkiez.

Das Projekt ermöglicht einen interkulturellen Austausch zwischen den Kiezen.

Susanne Weiß, Geschäftsführerin von Morus 14 e. V.

„Der Charme des Briefeschreibens wird von den Kindern sehr geschätzt“, sagt Weiß. Der Austausch sei jedoch mit hohem logistischem Aufwand verbunden. „Gerade auf Seiten jüdischer Eltern gab es große Sicherheitsbedenken. Deshalb trägt unsere Projektverantwortliche die Briefe persönlich von Schule zu Schule“, erklärt Weiß.

Eine Schülerin liest den Brief, den sie von ihrer Brieffreundin im Rahmen des Projekts „Briefwechsel – von Kiez zu Kiez“ erhalten hat.

© Letizia Morgenstern

Pro Schulhalbjahr kostet das Projekt rund 6500 Euro. Die Personalkosten wurden bislang von der Losito Kressmann-Zschach Foundation finanziert. Zusätzlich wird der Verein in diesem und im kommenden Jahr durch die Tagesspiegel-Spendenaktion „Menschen helfen!“ unterstützt – diese Mittel sind jedoch für Sachkosten vorgesehen. Der Verein bittet daher um Spenden, auch um das Projekt perspektivisch ausbauen zu können.

Seit 2013 engagieren sich bei „Shalom Rollberg“ Jüdinnen und Juden für bessere Bildungschancen von Jugendlichen aus der Rollbergsiedlung, von denen viele einen muslimischen Hintergrund haben. Mit ihrer Arbeit wollen sie gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz fördern. Die aktuellen Zeiten, in denen Menschen aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds um ihr Leben fürchten müssen, unterstreichen, wie wichtig ihre Arbeit ist.

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