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Genießen rund um Markthalle IX in Kreuzberg: Noch bis Sonntag lockt das Festival "Stadt Land Food"

Schafskäse-Bärlauch-Bratwurst, Käse, Whisky und noch viel mehr: Rund um Markthalle IX läuft noch bis Sonntag das Festival „Stadt Land Food“.

Am meisten freut sich Nikolaus Driessen darüber, dass es ihm mit viel Einsatz gelungen ist, für die Käsewerkstatt seines Festivals „Stadt Land Food“ die Turnhalle der Kleinen Zille-Grundschule am Lausitzer Platz mitsamt Schulhof zu mieten. Nein, sagt er, „die Behörden waren alle sehr entgegenkommend“, aber die rechtlichen Hürden waren auch sehr hoch. Die Käsewerkstatt ist nun der vermutlich gewichtigste Teil des „Festivals für gutes Essen und gute Landwirtschaft“, das am Freitag auch dank des perfekten Wetters Unmengen von Menschen in den Kreuzberger Kiez zog, und das wird am Sonnabend und Sonntag bestimmt nicht anders sein.

Regionalität ist das vorherrschende Prinzip

Zentrum des Festivals ist natürlich die Markthalle IX in der Eisenbahnstraße, zu deren Machern Driessen gehört. Doch dies hier geht weit über die denkmalgeschützten Mauern der Halle hinaus: in alle angrenzenden Straßen bis hin zum Lausitzer Platz und auch in einen großen Teil der dort angesiedelten Kneipen und Restaurants. Das vorherrschende Prinzip ist die Regionalität, doch sie wird glücklicherweise nicht so ernst genommen, dass nicht noch Platz für etwas ferner angesiedelte Produkte bliebe. Deshalb lohnt es sich besonders, gleich vor der Käse-Schule auf den Stand des Allgäuers Thomas Breckle zu achten, der unter dem Namen „Jamei Laibspeis“ nur fünf Schweizer Hartkäse verkauft, die er selbst in seinen Gewölbekellern hat reifen lassen – eine geschmackliche Erleuchtung. Aber auch der in Berlin bekanntere Käse-Affineur Fritz Lloyd Blomeyer ist präsent, die auf das Thema spezialisierte Journalistin Ursula Heinzelmann erläutert – hier bewährt sich das kulinarische Netzwerk, das rund um die Markthalle in den vergangenen Jahren entstanden ist.

Es gibt auch eine Zukunftswerkstatt Brot

Doch es ist keinesfalls alles Käse auf der „Stadt Land Food“. In der Halle selbst wurde aufwendig eine „Zukunftswerkstatt Brot“ eingerichtet, die den kompletten Weg von der Sortenzucht über die Vermahlung bis hin zum fertigen goldenen Backwerk zeigt.

Etwas komplizierter gestaltet sich der Zugang zur Wurst-Werkstatt, die aus hygienischen Gründen durch transparente Folien gegen Zuschauer abgedichtet ist. Doch die Wurstmacher tragen Mikrofone, draußen hängen Kopfhörer, und so lässt sich das notwendige Maß an Kommunikation aufrechterhalten, wenn drinnen die Anfertigung einer Schafskäse-Bärlauch-Bratwurst demonstriert wird.

Ganz nah im Sinne der Regionalität liegt dagegen die Produktionsstätte des Glina-Whiskys – den macht der Destillerie-Gründer Michael Schultz in Werder an der Havel. Der Stoff aber hat nichts vom piefigen Selbstgebrannten, sondern gibt sich authentisch bis in die Details der Etiketten, auf denen von „Single Grain“ und „Single Cask“ die Rede ist; außerdem produziert „Schultz’ens Siedlerhof“ aber auch jene Dinge, die man in Werder erwartet, Obstweine, Obstbrände und Liköre. Weitere Workshops widmen sich den Themen Honig, Bier, Fisch und Kaffee.

Informationsprogramm auch auf Englisch

Hinzu kommt das Informationsprogramm auf der Bühne in der Markthalle, das am heutigen Sonnabend zum Teil auch auf Englisch abgehalten wird. Der australische Kaffeeröster Justin Miles berichtet über Kaffeesorten und ihre Herkunft, Justin Leone vom Münchener „Tantris“, der „Punk unter den Sommeliers“, spricht zum Thema „Riesling Rising“, und Cynthia Barcomi aus Berlin und Trine Hahnemann aus Kopenhagen reden über „Frauen im Food-Business“. Um 20 Uhr kommt der Performance-Künstler Joseph Pepe Patricio zur Resteverwertung – mit seiner „Fabulous Leftover Side-dish Cooking Show“. Noch dickere Bretter werden am Sonntag – auf Deutsch – bearbeitet, wenn es um 11.30 Uhr einen Erntedankgottesdienst mit einem philosophischen Gespräch zwischen Pfarrer Jörg Machel und Wilfried Reuter vom buddhistischen Zentrum gibt.

Aber all das ist nur ein kleiner Auszug aus dem umfangreichen Programm, das unter www.stadtlandfood.com eingesehen werden kann. Auch ohne tiefere inhaltliche Ansprüche erschließt sich das Festival jedem Besucher, auch wenn er nur auf der Straße ein paar Rote Bete aus Werder oder eben Thomas Breckles fabelhaften Käse einkaufen will. Zumal die festen Mitglieder des Markthallen-Ensembles wie der Bäcker Alfredo Sironi oder der Fischräucherer Michael Wickert ihr volles Programm bieten.
Rund um die Eisenbahnstraße in Kreuzberg, bis Sonntag, 10–18 Uhr, Eintritt frei.

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