
© Robert Klages
Radfahrerin in Berlin von Lkw überrollt: Aktivisten rufen zu Mahnwache auf – Kritik an fehlender Sicherheit am Unfallort
Nach dem tödlichen Verkehrsunfall in Hohenschönhausen fordern Aktivisten einen geschützten Radweg. Anwohner beklagen, dass es weder Ampel noch Zebrastreifen gibt.
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Am Dienstagmorgen ist eine Radfahrerin in Berlin-Hohenschönhausen von einem Lkw überrollt worden und am Unfallort gestorben. In der Stadt sind in diesem Jahr bereits zehn Radfahrer:innen im Straßenverkehr umgekommen, drei davon in diesem November.
Der Verein „Changing Cities“ ruft für diesen Donnerstag um 17.30 Uhr zu einer Mahnwache für die getötete Radfahrerin auf. Der ADFC Berlin stellt am Unfallort ein Geisterrad auf und organisiert um 16.30 Uhr eine Vision-Zero-Demonstration ab der Möckernstraße 47 zum Unfallort, die anschließend beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr in der Invalidenstraße endet.
Das Unfallopfer, eine 38-Jährige, soll nach Angaben der Polizei auf dem rot markierten Radweg der Gehrenseestraße unterwegs gewesen sein – in dieselbe Richtung wie der 32-jährige Fahrer des Lkw-Gespanns auf der Straße. An der Kreuzung zur Wollenberger Straße soll die Frau laut Polizei versucht haben, über die Straße zu fahren und wurde dabei von dem Lkw überrollt. Sie verstarb trotz eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen eingetroffener Rettungskräfte noch am Unfallort.

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Unklar ist, ob die Radfahrerin auf die dortige Verkehrsinsel wollte. Laut zwei Augenzeug:innen soll sie erst noch auf dem Bürgersteig gefahren sein, um dann nach links über die Straße zu fahren. Weiterhin unklar ist, ob der Lkw-Fahrer genügend Abstand eingehalten hat.
An der stark befahrenen Kreuzung sind viele Lkw und Betonmischer unterwegs. 100 Meter entfernt, an der nächsten Kreuzung, gibt es eine Ampel. Wenn diese Rot zeigt, stauen sich die Autos bis zur Unfallstelle. Wenn nicht so viel los ist, fahren die Autos ungebremst an der Unfallstelle vorbei bis zur Ampel.
Anwohnende beklagen, dass es an der Unfallstelle keinen sicheren Zugang zur Verkehrsinsel gibt, wie zum Beispiel eine weitere Ampel oder einen Zebrastreifen. Bei der Gehrenseestraße handelt sich um eine Hauptverkehrsstraße. Und auf diesen sollen, so schreibt es das beschlossene Mobilitätsgesetz des Senats vor, geschützte Radwege entstehen, die breiter sind und geschützt durch Poller. Allerdings hinken die Senatsverwaltung und die Bezirke mit der Umsetzung des Gesetzes hinterher.
Aktivisten bemängeln fehlenden Schutz
Die Aktivist:innen von „Changing Cities“ kritisieren die Infrastruktur am Unfallort: „Farbe ist keine Infrastruktur.“ Damit soll deutlich gemacht werden, dass die Einfärbung des Asphalts an der Unfallstelle, also ein auf der Straße durch Farbe markierter Radweg, keine Sicherheit für Radfahrende darstellt.
„Nur baulicher Schutz wie feste Poller, Bordsteine oder Blumenkübel verhindern effektiv den direkten Kontakt zwischen Autofahrenden und zu Fuß Gehenden oder Radfahrenden und erhöhen damit die Verkehrssicherheit enorm“, sagt Inge Lechner von „Changing Cities“. „Eine solche Infrastruktur ist ebenso fehlerverzeihend: Auch wenn Menschen Fehler machen – und das tun wir! – ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand schwer verletzt oder gar getötet wird, weit geringer. Dazu gehört zum Beispiel auch Tempo 30“, sagte Lechner.
Erst vor einer Woche starb ein 85 Jahre alter Radfahrer, der ein paar Tage zuvor bei einem Unfall in Tempelhof schwer verletzt wurde. Er war von einem links abbiegenden Autofahrer angefahren worden. Ende Oktober wurde eine 44-jährige Radfahrerin von einem Betonmischer in Wilmersdorf überrollt, sie starb wenige Tage später im Krankenhaus.
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