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Mehr Operationen, keine Leasingkräfte: Berliner Krankenhaus Waldfriede einigt sich mit Gläubigern
Mehr ambulante Operationen, robotergestützte Chirurgie und ein effizienterer Einsatz des Personals: Die Gläubiger der Klinik im Berliner Südwesten haben dem Sanierungsplan zugestimmt.
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Am Dienstag war die Kuh vom Eis: Beim Amtsgericht Charlottenburg stimmten die Gläubiger des Zehlendorfer Krankenhauses Waldfriede dem Sanierungsplan der Klinik einstimmig zu. Seit Mitte Oktober vergangenen Jahres befindet sich das Krankenhaus in einem Schutzschirmverfahren. Nach der Einigung mit den Gläubigern kündigte die Klinik am Mittwoch an, dass das Gericht das Schutzschirmverfahren in Kürze aufheben werde.
Zusammen mit den Restrukturierern der bundesweit tätigen Sozietät Wellensiek habe man die Abläufe in allen Abteilungen genau unter die Lupe genommen, sagt Bernd Quoß, Vorstand des Krankenhauses Waldfriede. „Wir haben Maßnahmen ergriffen, die der Klinik bereits jetzt, aber insbesondere langfristig weiterhelfen“, sagt er.
Ein Baustein des Sanierungsplans ist es, mehr ambulante Operationen anzubieten. Schon 2021 wurde am Waldfriede ein ambulant-stationäres OP-Zentrum in Betrieb genommen. Hier soll die Auslastung erhöht werden.
Wir sind zum Beispiel bei der robotergestützten Chirurgie, die ausschließlich stationär durchgeführt wird, in Berlin weit vorne.
Klinikchef Bernd Quoß
Doch habe die ambulante Versorgung Grenzen, so das Krankenhaus. „Wir haben ein komplexes Leistungsspektrum und sind zum Beispiel bei der robotergestützten Chirurgie, die ausschließlich stationär durchgeführt wird, in Berlin weit vorne“, erläutert Vorstand Quoß. Nach seinen Angaben führe die Klinik die zweithäufigsten Darmkrebs- und Brustkrebsoperationen in der Hauptstadt durch. Auch verfüge sein Haus über die größte handchirurgische Abteilung in Deutschland. Zudem gehöre das Waldfriede bundesweit zu den wenigen Kliniken, die die Pankreaschirurgie robotergestützt anbiete.
Keine Leasingkräfte mehr
„Die hohe Qualität der medizinischen Versorgung war eine wichtige Basis für eine nachhaltige Sanierung des Krankenhauses Waldfriede“, erläutert der Generalbevollmächtigte Christopher Seagon, der seit Beginn des Schutzschirmverfahrens das Krankenhaus mitleitet.
Eine der wesentlichen Managemententscheidungen betrifft das Personal: Durch besser optimierte Abläufe vermeidet das Krankenhaus den Einsatz teurer Leasingkräfte. „Wir haben das interne System stärker an Leistungen orientiert“, so der Generalbevollmächtigte. Das Waldfriede beschäftigt rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Christopher Seagon sieht die Klinik nach der Annahme des Sanierungsplans für die Umsetzung der Gesundheits- und Krankenhausreform gut gewappnet. „Durch das Schutzschirmverfahren konnten wir das Krankenhaus finanziell auf künftige Anforderungen vorbereiten und im Klinikbetrieb verschiedene Abläufe verbessern, mit denen wir das Waldfriede zum Beispiel auf Entwicklungen in der Medizin angepasst haben“, sagt er. Unter anderem wurden die OP-Kapazitäten erheblich erweitert.
Auch personell wurden Veränderungen veranlasst: Die Position des ärztlichen Direktors bekleidet nun Martin Lautenbach; er war zuvor als Chefarzt an der Klinik tätig. Ebenso soll die Pflegedienstleitung neu besetzt werden.
Wie berichtet wurde im Rahmen des Schutzschirmverfahrens auch die Zahl der Mitarbeiter verringert. Von acht bis zehn Assistenzärzt:innen habe das Klinikum die Verträge nicht verlängert, in anderen Abteilungen habe man Mitarbeitende in die Rente entlassen und deren Stellen nicht neu ausgeschrieben, sagte Klinikchef Quoß dem Tagesspiegel im April.
Ebenso wurden aus Sicht der Klinik zu teure Verträge mit mehreren Dienstleistern und Lieferanten gekündigt – Maßnahmen, die sich jetzt ausgezahlt haben.
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