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Die Jugendlichen bei der Probe für “Next Stop: BLN” / Copyright: Bernadette Paassen

© Bernadette Paassen

Theaterprojekt aus Berlin-Marzahn: Wo wir sein können, wer wir sind

Das Konzerthaus am Gendarmenmarkt hat Jugendlichen aus Marzahn freie Hand bei der Entwicklung einer Inszenierung gegeben. Ein Thema war diesen dabei besonders wichtig.

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Sechs Personen stehen verteilt im Tanzstudio Seneca im Gewerbepark Georg-Knorr und rufen sich zu: “U6 Alt-Mariendorf bis Alt-Tegel” – “U8 Hermanstraße bis Wittenau” – “S2 von Buch bis… irgendwohin”. Die Jugendlichen aus Marzahn sind Teil des Projektes “Next Stop: BLN”, welches das Konzerthaus Berlin in diesem Sommer gestartet hat. Am kommenden Sonnabend, 16. November, wird es am Gendarmenmarkt aufgeführt.

Pianistin Hanni Liang und Musiker Kian Jazdi haben das Theaterstück gemeinsam mit den acht Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 26 Jahren entwickelt. Das Thema entstand dabei eher aus Zufall: Weil einer der anfänglichen Teilnehmer, der später wieder ausgestiegen ist, sich unglaublich gut im S- und U-Bahnnetz von Berlin auskannte, begannen sie gemeinsam über Verbindungen zu sprechen.

„Der Titel ‚Next stop:BLN” stand schon fest und dann war klar, wir wollen die Orte in den Mittelpunkt stellen, an denen wir uns wohlfühlen”, sagt Kian Jazdi. „Es geht um die Suche nach dem, der ich bin und letztendlich auch darum, wo ich zuhause bin”, fügt Hanni Liang hinzu. „Unsere Lieblingssorte sind unsere Wohlfühlorte, wo wir uns auch sicher fühlen, wo wir so sein können, wie wir sind.”

Die Szenen haben sie gemeinsam mit den Jugendlichen gestaltet, mit einer Mischung aus Assoziationen, Improvisationen und selbstgeschriebenen Texten der Teilnehmenden. Zu Beginn seien nur die Musikstücke festgelegt gewesen, die Hanni Liang während der Aufführung spielt. Es sei eigentlich das schwierigste gewesen, dem Prozess freien Lauf zu lassen und nicht dauernd gestaltend einzugreifen, sagt Kian Jazdi, der schon mehrfach Projekte wie dieses betreut hat.

Kultur ist kein Elfenbeinturm

„Du musst großes Vertrauen in die Gruppe haben. Aber wir schaffen damit einen Raum für die Jugendlichen und ihre Ideen, wir unterstützen sie darin, sich auszuprobieren.” Dahinter stehe auch der Gedanke der Teilhabe: Kulturinstitutionen wie das Konzerthaus am Gendarmenmarkt könnten mehr sein als der Elfenbeinturm für gut situierte Menschen.

„Ich stelle mir oft die Frage, was heute die Relevanz von klassischer Musik ist. Wo sind die Brücken, wo ist die Kontextualisierung und warum mache ich das eigentlich, was ich mache”, sagt Hanni Liang. „Next Stop: BLN” soll eine dieser Brücken sein.


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