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339 Teelichter stehen für 339 Menschen, die ohne Angehörige bestattet wurden: Das Amt sprang ein. In Lankwitz wurde der einsam Verstorbenen gedacht.

© Boris Buchholz/Tagesspiegel

Trauerfeier für einsam Verstorbene: Inzwischen eine gute Berliner Tradition – und darüber hinaus

Es begann in Reinickendorf, setzte sich berlinweit fort und sogar international. Am Sonntag steht im Ursprungsbezirk die nächste Gedenkveranstaltung an.

| Update:

Es begann in Reinickendorf, gefolgt von Mitte, Spandau und Neukölln, und ist inzwischen ein schöner und wichtiger Brauch in den Berliner Bezirken: Trauerfeiern für ordnungsbehördlich bestattete Menschen.

Eine ordnungsbehördliche Bestattung ordnet das zuständige Gesundheitsamt an, wenn sich innerhalb kurzer Zeit keine bestattungspflichtigen Angehörigen des Verstorbenen ermitteln lassen, keine Vorsorge zur Bestattung getroffen wurde und sich auch sonst niemand um die Bestattung der verstorbenen Person kümmert.

Oft betrifft das alleinwohnende oder obdachlose Menschen. Die Beerdigung durch die öffentliche Hand ist effizient und kostengünstig, es wird eine Feuerbestattung durchgeführt.

Zeit für eine würdevolle Trauerfeier, in der man der verstorbenen Person gedenkt, bleibt hier allerdings nicht. Deshalb hat Patrick Larscheid, Amtsarzt und Leiter des Gesundheitsamtes Reinickendorf, bereits vor Jahren damit begonnen, den einsam Verstorbenen eine Trauerfeier im Bezirk zu organisieren.

Gemeinsam mit Pfarrer Andreas Hertel von der Apostel-Paulus-Kirche in Hermsdorf findet die nächste Gedenkfeier am 15. Januar um 17 Uhr im Gemeindesaal in der Wachsmuthstraße 25 statt. „Alle Reinickendorfer sind herzlich eingeladen“, sagt Larscheid.

Reinickendorfer Tradition sprach sich bis Mailand herum

Wie der Leiter des Gesundheitsamtes informiert, sind es 231 Personen, die im vergangenen Jahr bestattet wurden und für die die Trauerfeier stattfindet. Bei der Gedenkfeier werden die Namen der Verstorbenen verlesen. Zu einigen werden auch kleine Geschichten erzählt oder der Lebensweg beschrieben, soweit er bekannt ist.

Berichtet wurde von dieser schönen Reinickendorfer Tradition kürzlich sogar im Ausland. Larscheid zeigt uns die Dezemberausgabe der Mailänder Obdachlosenzeitschrift „Scarp de‘ Tenis“. Darin erzählt er: „Bei der letzten Feier, die wir im Januar 2022 hatten, kam die Tochter eines Verstorbenen. Sie hatte sich nicht um die Beerdigung ihres Vaters kümmern wollen, da sie aufgrund einer tragischen Geschichte familiärer Gewalt keinen Kontakt mehr hatten. Aber sie wollte bei der letzten Verabschiedung dabei sein. Ich bin froh, dass wir ihr die Möglichkeit dazu geben konnten.“

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